nmännlichkeit  Sein Gesicht ist nicht ohne Feinheit, die Nase ist zierlich aufgeworfen, die Stirn fliehend und an den Schläfen ausgebuchtet, und in den Winkeln des festgeschlossenen, schmalen Mundes, der den Empfang der irdischen Güter zu verweigern scheint, wohnt gleichsam versteckt ein unerklärliches, fast eigensinniges Lächeln, welches bedeuten kann: »Ich weiß alles besser«, aber auch: »Ich sehe tiefer.« Die Augen stehen auf der kleinen, sich zur Stirn hin jäh verbreiternden Gesichtsfläche ungewöhnlich weit auseinander, was den vielen boshaften Betrachtern immer wieder Veranlassung gibt, von seinem Katzengesicht oder gar von seinem Tigerkopf zu sprechen. Sicher ist, daß in dem Äußeren dieses Menschen nichts plump oder roh ist. Aber trotzdem wirkt es unbehaglich. Das Gesicht ist nicht das eines Mannes, die Abwesenheit des Männlichen gibt diesen Zügen ihren zugleich holden und schrecklichen Ausdruck, der manchmal an einen Engel und manchmal an ein Tier denken läßt. Das Unmännliche grenzt hart ans Unmenschliche. Es ist die eisige Gelassenheit eines Gesichtes, das von der Polarluft des Absoluten bestrichen wird und nur eine wirklich echte Beziehung zum Leben kennt: den Tod. - Friedrich Sieburg, Robespierre. München 1965 (zuerst 1935)

Unmännlichkeit ⁽²⁾   Die Entdeckung des listigen Facerias, daß man am sichersten ginge, wenn man um zwei Uhr morgens gewisse Hotels überfiele, weil da der Bourgeois, mit irgendwelchen Mätressen im Bett, bereitwillig zahlen würde und gewiß nicht nach der Polizei riefe, war für Sabaté ohne jeden Sinn. Er hielt es für unmännlich, wenn man sich fremdes Geld aneignete, ohne selbst ein Risiko einzugehen. So war es ihm denn auch stets lieber, mit weniger Leuten, als eigentlich nötig gewesen wären, gegen Banken vorzugehen. In gewisser moralischer Hinsicht bedeutete das aufs Spiel gesetzte eigene Leben, daß man für das erbeutete Geld bezahlte. So war es auch nicht bloß eine taktische Klugheit, wenn er der Polizei stets entgegenging, sondern ein Stück Weges der Laufbahn eines Heros.  - (hob)