niversitätstrampel Das graue Halbdunkel, das graue Licht des Fernsehers, ihre grauen Gesichter im Halbdunkel, Nucci, der unaufhörlich von Kanal zu Kanal wechselte, das alles zehrte an ihren Kräften, und auch in den Träumen nachts ging es so weiter. Und es träumte ihr, daß sie sich in langen Gängen voller Nebelschwaden verirrte, wo aber der Nebel wie ein weißlicher Staub von oben herunterkam und alle Ausgänge versperrte. Dann erwachte sie so kraftlos, daß sie nicht mehr atmen konnte, und ihre Nase war verstopft. Dann merkte sie, daß sich der Staub von Nuccis Fotokopien in der ganzen Wohnung ausbreitete und ihre Nasenschleimhäute ausdörrte.
Die Fotokopien, davon muß ich jetzt sprechen, das ist ein Thema, das
auf den Tonbändern häufig wiederkehrt. Sie sagt, der genannte Nucci war
auch ein Geizkragen, denn es kam ihm nicht in den Sinn, ihr ein Geschenk
zu machen, er hatte nur seine Bücher im Sinn, die für seine Laufbahn als
Universitätstrampel wichtig waren. Mit seinen überall gestapelten Fotokopien
hatte er die ganze Wohnung eingestaubt, und er brachte jeden Tag wieder
welche mit nach Hause, weil er Karriere machen wollte. Das war seine fixe
Idee, er sah sich schon in den Zeitungen schreiben: »Artikel als Experte
für soziale Probleme«, sagte er. Ein arrivierter Professor,
der von allen eingeladen wird, Vorträge zu halten. Sie verstand nie, wovon
er eigentlich redete, sie verstand kein Wort von seinen langweiligen fanatischen
Reden, und sie gähnte den ganzen Abend, sagt sie, und wartete, bis es Zeit
wurde, ins Bett zu gehen und zu schlafen. -
Gianni Celati, Im Nebel und im Schlaf. In: G. C., Cinema naturale. Berlin 2001
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