ngeheuer, moralisches Ich fand auch in Göttingen einen gewissen Italiener Badiggi, einen Exjesuiten, mit dem ich schon in Gießen Umgang gepflogen hatte. Dieser Badiggi war ein Mensch von viel Kopf und Erfahrung: aber auch ohne Religion, ohne Sitten und ohne Gesetze, kurz, ein wahres moralisches Ungeheuer. Er erzählte von sich alle möglichen Schandtaten ohne Erröten, und schrieb gewöhnlich in die Stammbücher den Denkspruch des Papstes Alexanders VI.:
Chi ha diciotto anni e non è pazzo
O buzzera, o fotto o si mena il cazzo.
Latein konnte Badiggi reden wie Wasser, und Latein, das sich
immer hören ließ, das keine Schnitzer hatte. Beiher hatte er große
Belesenheit in jenen freieren Schriften der Italiener, welche das
sechzehnte Jahrhundert erleuchtet haben, z.B. in denen des Aretino,
Pulci, Ariosto, Pallavicino usw. Einen größeren Zotenreißer und Lästerer
aller Religion, aller Sitten und aller Moral, habe ich nie gehört. Das
waren aber in meinen Augen damals Tugenden und verbanden mich um so mehr
mit Badiggi, oder, um besser zu sagen, sie machten, daß ich seinen
Umgang eifrig suchte, ohne jedoch seine Person zu lieben oder zu
schätzen. Ich gewöhnte mir in seinem Umgang einen äußerst freien und
schlüpfrigen Ton in Rücksicht auf die Religion und ihre Lehren an.
- F. C. Laukhards, vorzeiten
Magister
der Philosophie und jetzt Musketiers
unter dem Thaddenschen Regiment zu Halle, Leben und Schicksale, von ihm selbst
beschrieben und zur Warnung für Eltern und studierende Jünglinge herausgegeben.
Fünf Teile, 1792–1802
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