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Ungeduld (2) Das Leben, die Kräfte begannen Tiberius zu verlassen; aber die Verstellung verließ ihn immer noch nicht. Er behielt seine Unbeugsamkeit, seine Lebhaftigkeit in Wort und Blick und suchte seinen offensichtlichen Verfall bisweilen hinter einer künstlichen Heiterkeit zu verstecken. Er wechselte oft seinen Aufenthaltsort und bezog endlich eine Villa am Kap Misenum.die einst.Lucullus besessen hatte. Daß es hier mit ihm zu Ende ging, wurde auf folgende Weise bekannt. Er hatte einen sehr geschickten Arzt bei sich, namens Charikles, der freilich nicht den Fürsten wirklich zu behandeln pflegte, jedoch auf den Wunsch des Fürsten ihm mit seinem Rat zur Seite stehen konnte. Dieser gab vor, in eignen Angelegenheiten verreisen zu müssen, und fühlte, als er dem Kaiser in schuldiger Ehrfurcht die Hand reichte, seinen Puls. Der Kaiser bemerkte es. Man weiß nicht, ob er darüber gekränkt war und sich infolgedessen erst recht bezwang: jedenfalls ließ er ein Mahl auftragen und nahm länger als gewöhnlich daran teil, als täte er es dem scheidenden Freund zu Ehren. Charikles jedoch gab Macro die Versicherung, es gehe zu Ende und könne nicht mehr länger als zwei Tage dauern.
Nun wurde schnell alles unter den anwesenden Freunden verabredet und Boten
an die Legaten und Heere gesandt. Am 16. März war es, als der Atem aussetzte
und der Tod eingetreten zu sein schien. Schon trat Gaius Caesar aus dem
Gemach, um unter den Glückwünschen der herbeieilenden Freunde die
Regierung zu übernehmen; da wurde plötzlich gemeldet, Tiberius komme wieder
zu sich und rufe nach Speise, um sich von seiner Ohnmacht zu erholen. Alle erbleichten
und stoben nach allen Richtungen auseinander. Der eine stellte sich betrübt,
der andere unwissend. Caligula war starr vor Entsetzen. Eben sah er seine höchste
Hoffnung er füllt; jetzt hatte er das Ärgste zu befürchten. Macro allein behielt
seine Fassung. Er befahl, schwere Decken über den Greis
zu werfen und ihn dann allein zu lassen. - (
tac
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Ungeduld (3) Anteius nahm Gift, dessen langsame
Wirkung ihn ungeduldig machte, so daß er sich die Adern öffnete, um den Tod
schneller herbeizuführen. - (
tac
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Ungeduld (4) Es war schwer, ein eigentliches Gespräch mit ihnen zu führen. »Ich kann aber nicht disputieren «, sagte Bettine, als ihr hochmütige Ungeduld in der Unterhaltung vorgeworfen wurde, »ich muß mich nur totärgern, bis der Kerl fertig ist, wo ich gleich bei der ersten hölzernen Redensart als schon außer mir komme, ich kann auf nichts achtgeben.« Ebenso sagte Clemens von sich, daß er im Gespräch eine Neigung habe, aus Ungeduld bizarr zu werden.
Beide, wenn sie nicht glänzen und stark auf andere wirken konnten, verstummten
gänzlich, wie Bettine auf dem Balle, wo sie nicht sogleich genügend beachtet
wurde und den sie infolgedessen von Anfang bis zu Ende verschlief.
- Ricarda Huch, Die Romantik. Tübingen 1951 (zuerst 1902)
Ungeduld (5)
Ungeduld (6) Ich habe es aus Dumouriez'
eigenem Munde, daß Brabanter Nonnen beim Einmarsch der Neufranken
lachend fragten: „Quand est-ce que nous serons violées?"
- (
kjw
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Ungeduld (7, ehebrecherische)
Ungeduld (8)
Ungeduld (9)
Ungeduld (10) Die grausame Truvanare, die Königin,
konnte den Neumond nicht erwarten, und um ein Zeichen ihres Männerhasses
zu geben, brachte sie schon vier Tage vorher den Mann, der ihr zugefallen war,
zur Opferung. Die Priesterinnen umgaben sie, es war
beginnende Nacht, die jungen Frauen noch nicht in die Hütten gebracht, sie wohnten
alle, die bald ihre Männer umarmen sollten, dem schrecklichen Maskentanz bei,
der Anrufung des Mondes und der wilden Tiere, die durch die Wälder schweifen
und das Lebende zerreißen. Mit den Krallen der Panther, deren Fell sie trugen,
mit den Sägen der Rochenfische zerrissen die Priesterinnen das Opfer, das die
Königin umarmt hatte. Sein Blut spritzte in die Runde. Zwei junge Frauen tanzten
noch um das Feuer und nahmen das Blut auf. Sie schleppten in Raserei ihre Männer
an, die wilden Maskentiere überfielen und zerrissen auch sie. -
Alfred Döblin, Amazonas-Trilogie. Bd.1, Land ohne Tod. München 1991
Ungeduld (11)
"Los, Mensch, verlier nicht den Kopf!"
- Ronald Searle, Weil noch das Lämpchen glüht. Zürich
(ca.) 2000
Ungeduld (12)
- N. N.
Ungeduld (13) Gestern nacht vom Mord geträumt,
-wieder vom längst geschehenen. Nichts vom Opfer. Nur die Angst, entdeckt zu
werden. Diesmal das Opfer im eigenen Haus vergraben. Einzige Chance, nicht entdeckt
zu werden: ausgraben und irgendwo weit weg loswerden. Das ist doch vorstellbar.
Das muß gehen. Aber eben dabei kann man, muß man entdeckt werden. Die Angst
quält so, daß man sich wünscht, das Entdecktwerden endlich hinter sich zu haben.
- Martin Walser, Tod eines Kritikers. Frankfurt am Main 2002
Ungeduld (14)
- N. N.
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