Unbrüderlichkeit Mein Werk hat nichts mit dem Menschen zu tun, auch nichts mit Psychologie. Ich weiß nicht recht, was ich mit der Wirklichkeit anfangen soll; mein Werk hat damit nichts zu tun. Ich weiß, daß das falsch ist! ... Ich weiß, daß man verpflichtet ist, daran mitzuwirken, daß sich alles zum Besten wendet. Aber ich habe kein Interesse an der Menschheit. Ich habe einen großen Garten, um mir alle diese Leute vom Leib zu halten. Aber in meine Gedanken dringen sie ein und rufen ›Was machst du mit diesem großen Garten !‹ Da haben sie natürlich recht, aber ich kann nicht arbeiten, wenn ich merke, daß sie da sind. Ich bin scheu und finde es schwierig, mit Fremden umzugehen. Ich habe niemals Freude am Ausgehen gehabt ... ich muß mit meiner Arbeit allein sein. Ich kann es nicht leiden, wenn jemand an meinem Fenster vorbeigeht. Ich meide Lärm und Bewegung. Ich bin psychisch unfähig, ein Porträt zu machen. So ein Kerl, der vor einem sitzt, so eine Person stört mich viel zu sehr.

Warum muß man mit der Nase immer auf die elende Wirklichkeit gestoßen werden? Warum darf man nicht spielen? Manchmal habe ich das Gefühl: Darf das sein? Ist meine Arbeit wohl ernst genug? Wenn du dies tust, während im Fernsehen diese abscheuliche Vietnam-Geschichte gezeigt wird...

Ich empfinde dies nicht brüderlich, und ich glaube nicht so sehr an all dieses Mitleid für einander, außer bei den wirklich Guten - und die sprechen nicht darüber.  - M. C. Escher, nach: Bruno Ernst, Der Zauberspiegel des M. C. Escher. München 1985 (dtv 2879, zuerst 1978)

 

Brüderlichkeit

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme