mtriebigkeit
Das Tagebuch des Schaulustigen, auch des ›ausgedienten‹ Tathungrigen,
ist in hohem Anteil Reisejournal, wie des späten Ernst Jünger »Siebzig verweht«.
Fragt man sich, wer diese Schaunotizen sonst geschrieben haben könnte, mag
man ratlos bleiben; doch gibt es eine sichere Antwort auf die Frage, wer sie
nicht geschrieben haben konnte. Es gibt den Beleg. Als dem im hohen Alter Stehenden
eine neue Aussicht, die in die Karibik, eröffnet wird, erinnert er sich einer
Äußerung des schon toten Philosophen: Heidegger warnte mich vor solchen Umtrieben.
Jünger hat die Entgegnung bereit, die er dem noch Lebenden vielleicht vorenthalten
hatte: Er vertauscht den Weltbewegten mit dem Bezugssystem seiner Bewegung:
Es kommt aber nicht so sehr darauf an, die Bewegung zu vermeiden, wie darauf,
sie durch sich hindurchgehen zu lassen, als säße man im Sessel bei einem spannenden
Buch. So mag die Weltumtriebigkeit einem Bewußtsein von Relativität der Bewegung
— nicht mit deren Theorie zu verwechseln — entsprungen sein. Oder sie möchte
es gern, als sei auf die spannenden Bücher nicht so recht Verlaß und man müsse
für sie am besten selber sorgen. So verkennt der Umgetriebene das Moment der
Kontingenz, der fraglichen Auszeichnung des jeweiligen Standorts, des Sessels
gleichermaßen wie der Karibik — was eben nicht dazu verführt, im Sessel sitzen
zu bleiben und nach einem anderen Buch zu greifen, wenn das eine sein Versprechen
nicht hält. - (
blum2
)
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