mkegeln  Ich habe gesagt, daß der Schriftsteller einen Kritiker in sich trägt. Das ist ein außerordentlich wichtiger Bestandteil seines Handwerkszeugs, denn wenn er überhaupt etwas zu erzählen hat, dann hat er auch keineswegs geringe Allmachtphantasien. In seiner eigenen Welt ist er ein absoluter Herrscher mit gottähnlicher Macht über seine Geschöpfe. Diese Macht - man nenne sie Selbstbewußtsein, Einfühlungsvermögen oder wie auch immer -, diese Macht ist für ihn lebensnotwendig, sie ist der Kern seiner Fähigkeit, schriftstellerisch zu arbeiten. Und begegnet er nun den Filmemachern, so wird diese absolute Macht zum ersten Mal in Frage gestellt, und zwar unweigerlich. Zwischen dem Schriftsteller und seinem Publikum besteht, via Verlag, eine annähernd direkte Verbindung. Zwischen dem Drehbuchautor und seinem Kinopublikum dagegen steht nicht nur ein komplexer Herstellungsprozeß, sondern stehen auch ein Produzent, ein Regisseur, ein Aufnahmeleiter, etliche Schauspieler, ein Kameramann, eine Cutterin und ein Toningenieur - vielfach kluge, talentierte und umgängliche Menschen. Der Haken ist nur, daß sie in ihrem jeweiligen Fachgebiet ebensolche Allmachtphantasien haben wie der Schriftsteller, ohne diese würden sie in ihrem Job auch nicht sehr viel taugen. In dem daraus resultierenden Wirrwarr unterschiedlichster Temperamente und Interessen können selbst Schauspieler ihr Selbstwertgefühl zuweilen nur mit knapper Not behaupten. Der Schriftsteller, vertraut mit seinen inneren Kontrahenten, aber zutiefst irritiert, wenn er sie außerhalb seiner selbst vorfindet, wird zumeist umgestoßen wie eine Kegelfigur.  - (beg)

Umkegeln (2)

 - N. N.

 

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