hrensystem
Es wäre gewiß nicht unangebracht, wenn ich das Haus als ein
System aus Uhren bezeichnete,
von denen jede die Aufgabe bekommen hat, zu einer anderen Zeitform den Takt
zu schlagen; die Formen sind nicht homogen, ich meine, mit anderen Worten, es
handelt sich nicht um Sekunden, Minuten oder Jahrhunderte. Ich erkenne den Takt
einer Ellipsenzeit, einer Quadratzeit, die auf einen Zylinder aufgeklebt ist,
einer linearen, aber lückenhaften Zeit, einer Knäuelzeit, einer Spiralenzeit,
einer Zeit, die, wie sehr sie sich auch bemüht, nicht über den gegenwärtigen
Augenblick hinauskommt, und einer Zeit, die es in die Vergangenheit treibt.
Aber da es auch verschiedene Formen der Vergangenheit gibt, zerfällt die rückwärts
gehende Zeit in verschiedene Routen, die alle - jede für sich - die verschiedenen
Arten der vergangenen Zeit umgekehrt gehen. Was ich das System aus Uhren genannt
habe, erschwert mir ganz allgemein im Inneren des Hauses ein unausgesetztes
Dasein, und ich vermute, daß dieses System alle zurückweist, die hereinwollen,
denn sie fühlen sich vor allem dadurch beleidigt, weil es hier unumstritten
rückwärts gehende Uhren gibt, die nicht parallel, ja nicht einmal aufeinander
bezogen laufen. In Wirklichkeit ergibt sich durch das Nebeneinander verschiedenförrniger
und aus verschiedenen Lichtmischungen bestehender Uhren eine Lage, die eine
Einübung erfordert oder zumindest eine Hingabe, man muß sich sozusagen mit allem
abfinden, was geschieht, und sogar scharf sein - dieser Unterschied ist wesentlich
-auf alles, was im violetten Umkreis eines Uhr-Königs auf Rückwärtsroute und
mit verlängerter Spirale geschehen kann; das Licht nämlich geschieht, das sei
eigens gesagt, selten in einer Lage der Nicht-Zeit - wenn es auch bisweilen
doch geschieht -, sondern sein Platz ist in einer genauen Definition der Zeit,
wofür es aber keinerlei Regel oder Gewohnheit gibt, deswegen kann sich jegliches
Licht mit jeglicher Zeit verbinden, das heißt mit jedem Augenblick einer bewegten
oder unbewegten Zeit. - Giorgio Manganelli, Kometinnen
und andere Abschweifungen. Berlin 1997
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