ebermut   «Ja, ich darf wohl sagen, ein geradezu prachtvoll solider Bau! Diese Wände - ah. Sie wollen schon gehen, meine Herren? - diese Wände - alles grundmassive Mauern - -» Und damit pochte ich, aus bloßem wahnwitzigen Übermut, mit einem Stocke, den ich in der Hand hielt, genau auf diejenige Stelle des Ziegelwerks, dahinter der Leichnam meines Herzensweibes stand.

Doch mög' mich Gott beschirmen und beschützen vor den Fängen des Erzfeinds! Noch waren meine Schläge nicht in der Stille verhallt, da schallte es mir Antwort aus dem Grabesinnern! - ein Stimmlaut - wie ein Weinen, erst gedämpft, gebrochen, dem Wimmern eines Kindes gleich, doch dann - dann schnell anschwellend in ein einziges grelles, lang anhaltendes Geschrei - ein Heulen - ein Klag-Geschrill, aus Grauen halb und halb aus Triumph gemischt, so widermenschlich und -natürlich, daß es nur aus der Hölle selbst heraufgedrungen sein konnte, vereinigt aus den Kehlen der Verdammten in ihrer Pein und der Dämonen, die ob der Qualen jauchzen und frohlocken.

Was soll ich noch von meinen eigenen Gedanken sprechen! Mit schwindenden Sinnen taumelte ich zur gegenüberliegenden Wand hinüber. Einen Augenblick lang blieb die Gesellschaft auf der Treppe reglos, im Unmaß des Entsetzens und des Grauens. Doch schon im nächsten mühten sich ein Dutzend derbe Arme an der Mauer. Sie fiel zusammen. Der Leichnam, schon stark verwest und von Blut rünstig, stand aufrecht vor den Augen der Betrachter. Auf seinem Kopfe aber saß, mit rot aufgerissenem Rachen und feuersprühendem Einzelaug', die scheußliche Bestie, deren Verschlagenheit mich zum Morde verführt und deren anklagende Stimme mich dem Henker überliefert hatte. Ich hatte das Untier mit ins Grab gemauert!  - Edgar Allan Poe, Die schwarze Katze, in (poe)

Übermut (2)  Jarrys Übermut tat seinem Ruhm großen Abbruch, und sein Talent, eines der beispiellosesten und beständigsten seiner Epoche, brachte ihm nicht genug ein, um davon leben zu können. Er schlug sich recht und schlecht durch, ernährte sich in Paris von rohen Lammkoteletts und Pfeffergurken. Um seinen Magen zu entschädigen, behauptete er, genehmige er sich vor dem Schlafengehen oft ein großes Glas, dessen Inhalt zur Hälfte aus Essig und zur anderen Hälfte aus Absinth bestehe, ein seltsames Gemisch, das er mit einem Tropfen Tinte bände. An weiblicher Hingabe fehlte es dem armen Père Ubu. - (apol)

Übermut (3)  Es war kühler geworden, aber noch immer hell und sonnig, und die Straße blinkte ganz heiter, als ahmte alles, Fassaden, Laternenmasten, Blumenkästen auf den Balkonen, nur meine innere Verfassung nach. Ich fühlte mich nämlich leicht, nachdem ich mich den ganzen Vormittag so besoffen wie möglich gefühlt hatte. Mit einemmal waren alle Befürchtungen und Einschränkungen verschwunden. Fenster und Balkontüren standen weit offen - freundlich wehende Vorhänge. Ein Auto rollte vorbei, es war nur das Surren der Reifen zu hören. Nichts konnte mich aufhalten, nachher würde ich ein paar Seiten schreiben, leicht und hellwach. Arglistiger als ich konnte heute niemand sein, ja, arglistig war das richtige Wort, übermütig auch, und durchtrieben; es machte mir nichts aus, mit dem Schlimmsten zu rechnen, denn das Schlimmste, was immer es hätte sein können, machte mir nichts aus. - Nicolas Born, Die erdabgewandte Seite der Geschichte. Reinbek bei Hamburg 1982 (zuerst 1976)

Übermut (4)

Übermut (5) Manchmal werde ich übermütig, wie gut ich doch aussehe, wie gesund ich schon wieder bin, und dann fasse ich an Holz. Und ein paar Stunden später kotze ich und sehe aus wie nach der Kastration. Es gibt nichts Besseres, als ständig angeschlagen, ständig down, ständig ein Jammerlappen zu sein.

Die Heiligen litten, bis sie furzten, wir werden also furzen, bis wir in die Hosen scheißen, sagt Herr Tesar.  - (hra2)

Mut
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Zügellosigkeit
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