ebereifer   Hin und wieder ebbte das Gebrüll ab. Dann hörten wir es von drüben. Polizisten waren nicht zu sehen. Gegen zwei drohte ein einzelner sowjetischer Offizier mit der Pistole.

Eine Stunde später lagen wir erschöpft und heiser in den Kojen.

Abends wurde der Saalälteste nach unten geholt. »Mit dem Hintern können Sie keine Nuß knacken!« habe Reschke gerufen. »Sie nicht!« So was dürfe nicht wieder passieren, sonst ginge es uns dreckig. Aber wir sollten uns beruhigen, bald würde ein Beschwerdebuch eingeführt, in das könnten dann ja alle Beanstandungen eingetragen werden.

Erst jetzt erfuhren wir, daß es beinahe zu einer Katastrophe gekommen wäre. Ein Übereifriger hatte das Zuchthaus in Brand stecken wollen. Wir wären alle erledigt gewesen, denn die Feuertüren hatten schon die Russen zugeschweißt. - Walter Kempowski, Im Block. Frankfurt am Main 1972 (zuerst 1969)

Übereifer (2)  Der Apostel des Flageoletts war übereifrig; man konnte ihn nicht daran hindern, in dem Orchester, dessen schönste Zierde er bildete, zu spielen, auch an Stellen, an denen das Flageolett nichts zu tun hatte.

Er verstärkte dann die Partie der Flöte, der Oboe oder der Klarinette; er hätte die Partie der Baßgeige mitgespielt, lieber als daß er untätig geblieben wäre. Einer seiner Kollegen ließ es sich einfallen, sonderbar zu finden, daß er sich erlaube, in einer Symphonie von Beethoven zu spielen. Darauf erwiderte er:

»Ihr seht in meinem Instrument nur den Mechanismus und scheint es zu verachten! Dummköpfe! Wenn Beethoven mich gehabt hätte, wären seine Werke voll von Solostellen für das Flageolett, und er hätte sein Glück damit gemacht. Aber er hat mich nicht gekannt; und so ist er im Spital gestorben.«  - Hector Berlioz, Groteske Musikantengeschichten. Frankfurt am Main 1986 (it 859, zuerst 1859)

 

 Absichten, gute Eifer

 

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