eberblick   Weiberklatsch erzählt Babel über die Reiterarmee, wühlt in Weiberkram, und berichtet mit weibischem Entsetzen, wie ein hungriger Rotarmist sich irgendwo ein Huhn und einen Brotlaib nahm. Denkt sich Histörchen aus, schüttet seinen Schmutz über unsere besten Kommandeure — Kommunisten —, phantasiert und lügt.

Die Fabel seiner Skizzen, die reichlich angefüllt sind mit den Eindrücken ihres erotomanischen Verfassers, führt vom Fieberwahn eines verrückten Juden über die Beschreibung einer Kirchenplünderung, die Niedermetzelung der eigenen Infanterie durch die Kavallerie, die Porträtierung eines syphilitischen Rotarmisten und endet damit, daß der Autor seine Neugier stillt, indem er schildert, wie eine jüdische Frau die Vergewaltigung durch ein Dutzend Machnobanditen übersteht. Der Verfasser betrachtet das Leben wie ein offenes Feld, auf dem sich im sonnigen Mai Stuten und Hengste vergnügen, und die Aktionen der Reiterarmee sieht er durch das Prisma der Erotik.

Ich kann mit vollem Recht behaupten, daß Babel außer Frauenbrüsten, nackten Schenkeln, die er bei Pani Eliza und im tiefen Wald, bei Tag und Nacht in verschiedenen Kombinationen beobachtete, nichts entdeckte, was die Reiterarmee wirklich geleistet hat. Und das ist auch völlig verständlich. Konnte Babel denn von seinem Standort her — dem tiefen Hinterland — die Schauplätze überblicken, auf denen sich viele Male die Sache der Arbeiter und Bauern entschied? Natürlich nicht.  -  Marschall Budjonny, nach (babel)

Überblick (2)   Karl der Große hatte  schon so viele Kriege gefuhrt, daß er sie ständig miteinander verwechselte, und er erinnerte sich auch nicht genau, welcher zur Zeit gerade ausgefochten wurde. Seine Aufgabe bestand darin, den jeweiligen Krieg zu leiten und allenfalls noch an den nächsten zu denken; die bereits geführten Kriege hatten den Gang genommen, den sie genommen hatten, und was die Erzählungen von Chronisten und Bänkelsängern angeht, so weiß jeder, daß es daran allerhand auszusetzen gibt; wohin hätte das fuhren sollen, wenn der Kaiser hinter allem hätte her sein und Berichtigungen hätte vornehmen müssen!   - (ritt)

Überblick (3)   Obwohl er in Wolverhampton bereits eine Frau und einen Sohn hatte (der übrigens noch am Leben ist), und obwohl seine neue Favoritin mit einem Seemann verheiratet war, gaben sich die beiden als Ehepaar aus und lebten eine Zeitlang wie Mann und Frau zusammen. Sie rangiert als seine zweite Frau, denn alles in allem hatte er sechs. Wie ich erfahren habe, lebt Mrs. Milliner noch. Mr. Wild hat demnach mehrere Witwen hinterlassen. Ob sie seinen Namen tragen oder nicht, konnte er uns selbst nicht sagen. - Daniel Defoe, Jonathan Wild. In: D.D., Romane in zwei Bänden. München 1968 (zuerst 1725)

Überblick (4) Im Leben jedes Menschen giebt's zum Wenigsten einen Abschnitt, darin die Seele für kurze Zeit den Leib zu verlassen scheint und sich gerade so hoch über alles Sterbliche emporschwingt, daß sie einen umfassenden, allgemeinen Ueberblick gewinnen und dergestalt, so accurat es die Umstände verstatten, die eigene menschliche Natur abschätzen kann. In solchem Bemühen trennt die Seele sich von all ihrer Eigen-Art oder Individualität und betrachtet ihr Sein. Doch tut sie Dies nicht im Hinblick auf sich selbst, sondern vielmehr in ihrer Eigenschaft als ein Teil des universellen Seins. All die gewichtigen guten Vorsätze, welche wir hegen, all die überraschenden Regenerationen unsres Characters - sie kommen in solcher Lebens-Crisis an den Tag. Und so ist's nur die Uebe zum eigenen Selbst, welche uns verdirbt und in der Verderbniß gefangen hält.   - Edgar Allan Poe, Ein Kapitel Betrachtungen. Nach: E. A. P.,  Werke IV. Olten und Freiburg 1966
 

Blick Orientierung

 

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme