ebelkeit Robert wartete, bis sie fertig waren, dann rief er nach der Mutter, als sei
ihm schlecht. Sie kam zu ihm heraus und erkannte gleich, daß er durch die dünnen
Vorhänge der Türfenster im Mondlicht alles beobachtet haben müsse. »Hast was
g'sehn?« fragte sie ihn. Robert antwortete: »Ja — alles.« Sie gab ihm sofort
ihre Brüste zum Spielen und legte sich zu ihm ins Bett. »Diesmal sollst du oben
liegen«, versprach sie. Robert hatte das noch nie getan. Sie zeigte ihm, wie
er es machen solle und zog ihr Hemd aus, so daß sie ganz nackt vor ihm lag.
Robert vögelte sie mit aller Kraft, denn er war furchtbar geil. Aber kaum hatte
er seinen Schwanz hineingesteckt, als der Vater aus dem Zimmer herausschrie:
»Was will denn der Robert?« Die Mutter drückte ihn fester in sich hinein und
rief zurück: »Mich will er.« Der Vater wollte wissen: »Was will er denn?« Und
vögelnd antwortete dann die Mutter: »Ach nichts, jetzt ist ihm schon besser.«
Bald darauf schlief der Vater ein und die zwei arbeiteten weiter. Robert erzählte,
daß sie ein paarmal aufhören mußten, weil das Bett so laut krachte. Als er dann
fertig war, wollte seine Mutter es noch einmal haben, und weil ihm seine Nudel
nicht gleich stand, nahm sie sie in den Mund und zuzelte daran, so lange, bis
Robert beinahe laut aufgeschrieen hätte vor Wonne. Und dann mußte er aus dem
Bett, mußte sich auf den Küchensessel niedersetzen, und seine Mutter saß so
fest auf ihm, daß sie ihn beinahe erdrückt hätte. Zuletzt zog sie ihr Hemd wieder
an und ging zu ihrem Manne hinein. Robert aber mußte den nächsten Tag im Bett
bleiben, so schwach war er von dieser Nacht. Da sah der Vater, daß ihm wirklich
sehr schlecht gewesen sei. - Josefine Mutzenbacher. Die Lebensgeschichte einer
wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt. München
1969 (zuerst
1906)
Übelkeit (2) Gewiß
haben Sie schon Frauenzimmer bemerkt, denen es in der Kirche öfters übel
wird, während die sonst gesund sind. Geben Sie diesen einen Ecksitz, es
wird ihnen hier dennoch übel werden, man muß sie bisweilen ohnmächtig wegtragen.
Wenn Sie darauf achten,so werden Sie finden, dases immer die nämlichen,
immer nur gewisse Personen sind, welche hievon befallen werden; sie sind
durchaus unfähig, den Sitz im Schiff einer Kirche längere Zeit zu ertragen,
ohne in Uebelbefinden zu gerathen, und doch sind es sonst gesunde Leute.
- Karl Freiherr von Reichenbach, Odisch-magnetische
Briefe. Stuttgart u. Tübingen 1853
Übelkeit (3)
Der Tempel von Kailasha, dessen Mauern die kaum
geglätteten Flanken eines Berges sind, der ganz aus dessen Stein entstanden
ist, der zugleich affektiert, majestätisch, überfüllt und wortkarg ist, den
selbstverständlich ein archaisches System von Symbolen trägt, hat auf seinem
Grund etwas Angstvolles, etwas, das an eine schon immer währende Geburt
gernahnt. Vielleicht wurde er auf und nach einem Tamarindenblatt entworfen,
aber ist so etwas erlaubt, möglich, ist es menschlich? Man spürt etwas Mächtiges,
Unbarmherziges, etwas, das tödlich freund ist. Einen derartigen Tempel kann
man praktisch nicht »anschauen«, er will bewohnt sein, von jeder Stelle aus
sieht man etwas und versäumt man etwas, man ist eingetaucht in die leise Explosion
einer Sprache, wo auch immer man sich hinstellt, hört man Bruchstücke einer
okkulten und dichten Rede, einer Rede, in der sich Tanz, Ironie, Spiel und Juwelen
mischen, alles zelebriert von polymorphen Wesen, von Dämonen des Himmels und
Engeln des Abgrunds. Wie oft müßte man wohl diesen Tempel abschreiten, um zur
Mitte dieser Sprache vorzudringen? Und ist sie überhaupt etwas, das man noch
ertragen kann? Der Tempel von Kailasha hinterläßt im Körper so etwas wie eine
fruchtbare Übelkeit: trotz allem ist er doch kein virtuoses Werk, sondern eher
ein Unternehmen mineralischer Alchimie, ein Gewirr steinerner Eingeweide; heilig
ist dies Unternehmen und ruchlos, als wäre der Tempel gleichzeitig ein Gebet
und eine listige Falle zum Einfangen der Götter. - Giorgio Manganelli,
Das indische Experiment. Berlin 2004 (zuerst 1992)
Übelkeit (3)
|
||
|
||