rog Am letzten Brunnen, einem etwas abgelegenen alten Brackwasserloch, stehen ein betagter Sklave und sein Sohn, ein Junge von acht oder neun Jahren, und tränken bei Fackelschein die Herde ihres Herrn. Mungo bittet sie um Wasser. Einen Moment lang mustert ihn der Alte mißtrauisch, dann nimmt er einen Eimer aus dem Brunnen. „Salaam, salaam, salaam", stößt Mungo hervor und will danach greifen, als der Junge seinen Vater am Ärmel zupft. „ Nazarini", sagt der Junge. Der alte Mann zögert, blickt zuerst auf den Eimer, dann auf den Brunnen. Er sorgt sich über Verunreinigungen, Flüche, plötzlich des Nachts versiegende Brunnen. „Bitte", sagt der Entdeckungsreisende, „ich flehe euch an." Der Alte schlurft zum Trog, leert dort den Eimer und deutet mit seinem wettergegerbten Finger hinein. Mungo laßt sich nicht zweimal bitten. Er stürzt vorwärts, stößt den Kopf wie einen Keil zwischen die großen, gehörnten Schädel zweier Färsen.
Der Trog sieht aus wie ein Rinnstein bei Regenwetter, das Wasser wie
aus dem Gully, Zweige und Stroh und Dreckbrocken treiben auf der Oberfläche.
Der Entdeckungsreisende taucht das ganze Gesicht ein und trinkt, aber die
Konkurrenz ist erbittert, schon wird der Strom zur Pfütze, die Rinder geifern,
und ihre großen rosa Zungen schlabbern die letzten Tropfen weg. Er dreht
sich zu dem Alten um. „Mehr!" ruft er. „Mehr!" Eine gescheckte
Kuh mit Augen so groß wie Taschenuhren walzt ihn um. - T. Coraghessan
Boyle, Wassermusik. Reinbek bei Hamburg 1990
Trog (2)
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