riebwerk Die hochaufragenden Masten sind die Stützen der ausgewogenen Flächen, die regungslos und stumm aus der Luft die Antriebskraft für das Schiff schöpfen, als sei es eine Gabe des Himmels, die kühnen Männern gewährt wird. Und es sind die selben Masten und Rahen, die ihrer weißen Pracht entblößt und beraubt, sich tief vor dem Zorn des bewölkten Himmels neigen.

Wenn sie so, mager und nackt, in Ergebenheit einer Sturmbö ausgeliefert sind, dann wird sich sogar der Seemann am eindringlichsten ihrer Höhe bewußt. Wer es einmal gesehen hat, wie sich sein Schiff zu weit überlegte, der weiß, wie widernatürlich groß Masten und Rahen sind. Es erscheint einem ausgeschlossen, daß diese vergoldeten Flaggenknöpfe, die man sonst nur mit zurückgelehntem Kopf sehen konnte, dann, wenn sie in die Ebene unseres Gesichtsfeldes geraten, nicht mit Gewalt auf die Kante des Horizonts schlagen. Solch ein Erlebnis vermittelt einen besseren Eindruck von der Höhe der Takelage, als es durch noch so vieles Aufentern möglich wäre. Dabei waren zu meiner Zeit die Royalrahen eines durchschnittlichen Handelsschiffes ein gehöriges Ende über dem Deck.

Zweifellos gibt es auch auf den eisernen Leitern im Maschinenraum eines Schiffes allerhand zu klettern, dennoch erinnere ich mich gewisser Augenblicke, in denen mir das Triebwerk eines Segelschiffes trotz meiner körperlichen Behendigkeit bis zu den Sternen hinauf zu reichen schien.

Denn ein Triebwerk ist es in der Tat, ein Triebwerk, das seine Arbeit in vollkommener Stille mit regungsloser Anmut verrichtet und in dem eine launenhafte, nicht immer zu zügelnde Kraft verborgen ist, die nichts von den stofflichen Vorräten der Erde verbraucht. Es besitzt zwar nicht die unfehlbare Präzision des Stahls, der, vom weißen Dampf getrieben, vom roten Feuer lebt und mit schwarzer Kohle genährt wird. Jenes Triebwerk gewinnt seine Kraft aus dem eigentlichen Innern der Welt, von seinem mächtigsten Verbündeten, der nur durch schwächste Bande unter Gehorsam gehalten wird, wie ein stürmischer Geist, der in einer Schlinge, feiner als gesponnene Seide, gefangen ist. Was sonst wäre dieses Aufgebot der stärksten Trossen, der höchsten Masten und des kräftigsten Segeltuches gegen den mächtigen Atem des Unendlichen anderes als Distelstiele, Spinnweben und Sommerfäden?  - (con)

Schiff Antrieb
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