reulosigkeit
Ketil Flachnase kam mit seinem Schiff nach Schottland und wurde gut aufgenommen
von vornehmen Leuten, denn er war ein berühmter Mann und aus edlem Geschlecht;
man bot ihm an, sich im Lande einzurichten, wie er wollte. Ketil machte sich dort
seßhaft und ebenso seine Verwandtschaft mit Ausnahme seines Tochtersohnes Thorstein.
Der zog gleich auf Raubfahrt aus und plünderte weit umher an den schottischen
Küsten und war immer siegreich. Später schloß er einen Vertrag
mit den Schotten und erhielt das halbe Schottland, das er als König beherrschte.
Er hatte zur Frau Thurid, die Tochter des Eyvind, die Schwester Helgis des Magern.
Die Schotten hielten den Vertrag nicht lange, sondern überfielen ihn treulos.
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Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal, nach: Die schönsten Geschichten aus Thule. München 1993.
Hg. H.M. Heinrichs
Treulosigkeit (2)
Die untreue Ehefrau Für Lydia Cabrera Hab sie mit zum Fluß genommen, In der Nacht auf Sankt Jakobus wars * Noch vorbei an Brombeerranken, Und weil ichs mir schuldig war |
- Federico García Lorca, Zigeunerromanzen. Frankfurt
am Main 2002 (zuerst 1924-1927)
Treulosigkeit (3)
Treulosigkeit (4)
Treulosigkeit (5) »Es gibt in der
weiblichen Liebe keine Grade und Stufen der Bildung, überhaupt nichts allgemeines;
sondern so viel Individuen, so viel eigentümliche Arten.« Wenn jede Frau und
damit jede Liebe mit einer Frau etwas durchaus Individuelles, Einmaliges ist,
dann bedeutet es, strenggenommen, keine Treulosigkeit, wenn es verschiedene
Lieben nacheinander oder auch gleichzeitig gibt. Denn dann wird niemand dadurch
gekränkt, daß jemand anderem die gleiche Liebe entgegengebracht wird, ist es
doch eine andere Liebe, die dem ändern entgegengebracht wird. Tatsächlich zieht
Schlegel die Schlußfolgerung, daß die Treue nur jenen Paaren zum Problem werden
kann, die einander nicht als gesonderte Individuen zur Kenntnis zu nehmen vermögen:
»Freilich wie die Menschen so lieben, ist es etwas anders. Da liebt der Mann
in der Frau nur die Gattung, die Frau im Mann nur den Grad seiner natürlichen
Qualitäten und seiner bürgerlichen Existenz, und beide in den Kindern nur ihr
Machwerk und ihr Eigentum. Da ist die Treue ein Verdienst und eine Tugend; und
da ist auch die Eifersucht an ihrer Stelle. Denn darin fühlen sie ungemein richtig,
daß sie stillschweigend glauben, es gäbe ihresgleichen viele, und einer sei
als Mensch ungefähr soviel wert wie der andere, und alle zusammen nicht eben
sonderlich viel.« - Nachwort zu: Friedrich Schlegel, Lucinde. Berlin
u.a. (zuerst 1799)
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