reuherzigkeit Man
muß bei V a n i n i im Auge behalten, daß er durchgängig das Strategem
[die Kriegslist] gebraucht, in der Person eines Gegners, seine wirkliche Meinung
als die, welche er perhorrescirt [verabscheut] und widerlegen will, aufzustellen
und sie überzeugend und gründlich darzuthun; um ihr sodann, in eigener Person,
mit seichten Gründen und lahmen Argumenten entgegenzutreten und darauf, tanquam
re bene gesta [als hätte er seine Sache gut gemacht], triumphirend abzugehn,
- sich auf die Malignität seines Lesers verlassend. Durch diese Verschmitztheit
hat er sogar die hochgelehrte Sorbonne getäuscht, welche, jenes Alles für baare
Münze nehmend, vor seine gottlosesten Schriften treuherzig ihr Imprimatur gesetzt
hat. Mit desto herzlicherer Freude sah sie ihn, drei Jahre darauf, lebendig
verbrannt werden, nachdem ihm zuvor die gotteslästerliche
Zunge ausgeschnitten worden. Dies nämlich ist doch das
eigentlich kräftige Argument der Theologen, und seitdem
es ihnen benommen ist, gehn die Sachen sehr rückwärts.
-
Schopenhauer, Preisschrift über die Freiheit des Willens
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