reue  Wer mich gelesen hat, kennt meine Überzeugung, daß die Welt, die vergängliche Welt, auf einigen wenigen, sehr einfachen Gedanken ruht, Gedanken von einer solchen Einfachheit, daß sie so alt sein müssen wie die Berge. Sie ruht unter anderem sehr merklich auf dem Gedanken der Treue. Zu einer Zeit, da nichts, das nicht auf die eine oder andere Art revolutionär ist, auf Beachtung rechnen kann, bin ich in meinen Schriften nicht revolutionär gewesen. Der revolutionäre Geist ist insofern sehr bequem, als er uns, was Ideen angeht, von allen Skrupeln freimacht. Sein harter, absoluter Optimismus ist mir widerwärtig, weil er als Drohung Fanatismus und Unduldsamkeit enthält. Man sollte diese Dinge zweifellos belächeln. Doch bin ich nicht nur ein unvollkommener Ästhet, sondern auch ein ebenso unvollkommener Philosoph.

Jeder Anspruch auf besondere Rechtschaffenheit erweckt in mir jenen Abscheu und Ärger, von dem ein philosophischer Sinn sich frei fühlen müßte...  - Joseph Conrad, Über mich selbst. Einige Erinnerungen. Frankfurt am Main 1982 (zuerst 1912)

Treue (2)  Eine Besonderheit der Großen Hufeisennase stellt die Partnerwahl dar, hier liegt eine besondere Form der Polygynie vor, also eine Gesellschaftsform, in der sich ein Männchen mit mehreren Weibchen paart. Bei dieser besonderen Form der Polygynie paart sich das Männchen mit allen Weibchen einer Familie. Entdeckt wurde dieses Verhalten 2005 von Forschern der Universität von London bei der Analyse der Verwandtschaftsverhältnisse in einer Kolonie. Hierzu nahmen sie DNA-Proben von Müttern und ihren Jungtieren und führten einen Vaterschaftstest mit den Männchen aus den Höhlen im Umkreis von etwa 30 Kilometern um die Kolonie der Weibchen durch.

Die Analyse zeigte, dass sich die Tiere nicht nur immer wieder mit dem selben Partner paaren, also überaus treu sind, sondern dass sich dieses Männchen auch mit den weiblichen Nachkommen des ursprünglichen Weibchens paart, wodurch der Verwandtschaftsgrad in der Kolonie ansteigt, so dass sie von der gegenseitigen Hilfe untereinander insgesamt in Bezug auf ihre Fitness stärker profitieren und somit einen evolutionären Vorteil haben. Ungeklärt ist bislang die Frage, wie es den Weibchen und ihren Töchtern gelingt, immer wieder dasselbe Männchen zu identifizieren. - Wikipedia

Treue (3)  Ich necke meine Mätresse mit einem Herrn, von dem sie mir oft erzählt. Ich sage ihr, sie liebe ihn wohl, sie begehre ihn. Darauf antwortet mir meine Mätresse, die erwidern könnte, was alle Mätressen in einem solchen Fall erwidern, antwortet mir großartig: Ach, geh doch! Diesen Kerl? Nein, und wenn er vierzig Pimmel besäße, würde ich ihn nicht wollen!  - (gon)

Treue (4)  Liebe bedarf in ihrer pathologischen Form nicht unbedingt des Gegenstandes. Auch ein gegenstandsloser Hass ist möglich, und häufiger, als man glaubt; und ein solcher gegenstandsloser Hass kann aus einem winzigen Herzen kommen und füllt dennoch leicht die Lücke, in die Gott schon das Universum gestopft hat, ganz und gar aus.

Könnte man die Liebe aus der Fresslust oder ähnlichen Mechanismen erklären, und den Hass als entartete Fresslust verstehen - als Fresslust aus Übersättigung an Liebe, oder aber aus Hunger, der nicht weniger werden will, obwohl er schon alle Liebe dieser Welt gefressen hat, so ist die Treue, die Edle der drei Leidenschaften, ein ganz und gar Konträres. Sublimste Form der Unterwerfung; ihr Wesen ist gerade die Abhängigkeit von einem Gegenstand. Sie ist die Tragische der drei Figuren. In ihr liegt der Schlüssel zu allem Tragischen. Alle Versuche aus dem Wirken der Liebe und aus dem Wirken des Hasses und aus dem Wirken beider gegeneinander, eine Tragik zu konstruieren, scheitert, wenn man nicht dieses Geschwister hinzunimmt: die Treue.   - (jan)

Gefühle, freundliche Festigkeit
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Verwandte Begriffe
AnhänglichkeitZuverlässigkeit

 Untreue Verrat

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