reffsicherheit   Der Abend rückte vor, und wir kamen zu nichts.

»Jake«, sagte ich gelassen — das heißt nach außen hin gelassen —, »Sie haben allerhand riskiert, daß Sie diesen Kerl gestern nacht so aus dem Wege geräumt haben.«

Ich wollte etwas Leben in die Bude bringen, und das gelang mir auch. Sein Gesichtsausdruck wurde wild. Ein Revolver kam aus seiner Jacke. Durch meine Tasche schoß ich ihm die Waffe aus der Hand.

»So, jetzt benehmen Sie sich mal anständig!« befahl ich.

Er saß da, strich sich über seine gefühllose Hand und stierte mit großen Augen auf das schwelende Loch in meiner Jacke. Wirkt wer weiß wie raffiniert, jemandem die Waffe aus der Hand zu schießen; aber hin und wieder passiert das eben. - Dashiell Hammett, Hinterlist im Zickzack. Frankfurt am Main und Berlin 1966 (Ullstein Buch 908)

Treffsicherheit (2)  Als der Wagen durch den Bois de Boulogne fuhr, ließ er ihn in der Nähe einer Schießbude halten, weil er, wie er sagte, gern ein paar Kugeln verschießen möchte, um die Zeit zu töten. Dieses Ungeheuer zu töten, ist das nicht unser aller gewöhnlichste und erlaubteste Beschäftigung? - Und ritterlich reichte er seiner lieben, entzückenden und gräßlichen Frau die Hand, dieser geheimnisvollen Frau, der er so viele Freuden, so viel Schmerzen und vielleicht auch ein Großteil seiner Schöpferkraft verdankt.

Mehrere Kugeln schlugen weit von dem gewählten Ziel ein; eine von ihnen bohrte sich sogar in die  Decke; und da das reizende Geschöpf sich mit ausgelassenem Gelächter über die Ungeschicklichkeit ihres Gatten lustig machte, drehte er sich mit scharfem Ruck zu ihr um und sagte: »Schauen Sie sich diese Puppe an, dahinten, rechts, die ihre Nase in die Luft streckt und so hochmütig dreinschaut. Paß auf! teuerster Engel, ich stelle mir vor, daß Sie es sind.« Und er schloß die Augen und drückte los. Der Puppe wurde der Kopf glatt abgeschossen.

Dann, mit einer Verbeugung vor seiner lieben, entzückenden, gräßlichen Frau, seiner unvermeidlichen und unerbittlichen Muse, und indem er ihr die Hand ehrerbietig küßte, fügte er hinzu: »Ah! teuerster Engel, wie dankbar bin ich Ihnen für meine Geschicklichkeit!« .  - Charles Baudelaire, Der Spleen von Paris. In: C. B., Die Tänzerin Fanfarlo und Der Spleen von Paris. Zürich  1977 (detebe 20387)

Treffsicherheit (3)  Er fuhr nach Hause, ohne seine Beine zu spüren. Es dämmerte bereits. Traurig, ja widerwärtig kam ihm seine Wohnung nach all diesen erfolglosen Nachforschungen vor. Als er das Vorzimmer betrat, erblickte er auf dem schmutzigen Lederdiwan seinen Lakaien Iwan, der auf dem Rücken lag, gegen die Zimmerdecke spuckte und ziemlich genau ein und dieselbe Stelle traf. Dieser Gleichmut des Dieners empörte ihn; er schlug ihn mit dem Hut auf die Stirn und brüllte: »Du Schwein treibst alleweil nur Dummheiten!«

Iwan sprang plötzlich von seinem Platz auf und stürzte Hals über Kopf herbei, um ihm den Mantel abzunehmen. - Nikolaj Gogol, Die Nase. In: N.G., Sämtliche Erzählungen. Stuttgart u. Hamburg 1961

Treffsicherheit (4)   Garrett, sein Freund, der Sheriff, der ihn spater tötete, sagte einmal zu ihm: »Ich habe sehr gut treffen gelernt beim Abschießen von Büffeln.« »Ich noch besser beim Abschießen von Menschen«, entgegnete Billy the Kid sanft. Die Einzelumstände sind unwiederbringlich dahin, aber wir wissen, daß er einundzwanzig Tote auf dem Gewissen hatte - »Mexikaner nicht eingerechnet«. Sieben lebensgefährliche Jahre hindurch betrieb er diesen Luxus: den Mut.  - Jorge Luis Borges, Universalgeschichte der Niedertracht, nach (bo3)

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