Die Prosa von der Transsibirischen Eisenbahn und der kleinen
Jehanne von Frankreich (1913)
Jeanne, Jeannette, Ninette mit den niedlichen Titten Liebling,
mein Liebling, mein Schätzchen, mein ein und alles Schlaf,
mein Hürchen Mein Häschen, mein Popelchen Schätzchen, mein
Herzchen Kokottchen Liebling, mein Zicklein Mein liebe
kleine Sünde Mein Püppchen Mein Vögelchen Sie schläft.
Sie schläft Und von allen Stunden der Welt hat sie nicht
eine einzige genossen All die Gesichter, die auf den Bahnhöfen
vorbeihuschen All die Uhren Die Zeit von Paris, die Zeit
von Berlin und die Zeit von Sankt Petersburg und die Zeit aller
Bahnhöfe Und in Ufa das blutüberströmte Gesicht des Kanoniers Und
das sinnlos leuchtende Zifferblatt von Grodno Und der Zug überholt
unaufhörlich die Zeit Jeden Morgen stellt man die Uhren neu
Der Zug geht vor, und die Sonne geht nach Es nützt nichts,
ich höre die klangvollen Glocken Das mächtige Läuten von
Notre-Dame Die klägliche Glocke des Louvre, die zur Bartholomäusnacht
läutete Das verrostete Glockenspiel von Brügge-die-Tote Die
elektrischen Klingeln der Bibliothek von New York Die Glockenflut
von Venedig Und die Glocken von Moskau, die Turmuhr des Roten
Tors, die meine Stunden zählte, als ich in einem Büro saß Und
meine Erinnerungen Der Zug donnert auf die Drehscheiben Der
Zug braust dahin Ein Grammophon röchelt ein Zigeunerlied Und
die Welt dreht sich wie die Turmuhr im Prager Judenviertel atemlos
im Gegensinn.
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