rance   Buddha ward als Kind einen Tag im Schatten eines Baumes gelassen, und plötzlich bemerkten seine Ammen, daß der Schatten sich während des ganzen Nachmittags nicht fortbewegt hatte und das Kind in der Yogihaltung, in Trance versunken, dasaß. - Joseph Campbell, Der Heros in tausend Gestalten.  Frankfurt am Main 1978 (st 424, zuerst 1949)

Trance (2)  Zum Zwecke, M. Valdemar aus der mesmerischen Trance zu lösen, machte ich von den gewohnten Strichen Gebrauch. Diese waren eine Zeitlang ohne jede Wirkung. Das erste Anzeichen von wiederkehrendem Leben bestand in einem teilweisen Heruntersinken der Iris. Als vornehmlich bemerkenswert wurde beobachtet, daß diese Pupillensenkung vom reichlichen Ausfluß eines gelb-eitrigen Blutwassers (unter den Lidern her) begleitet war, welches einen scharfen und höchst widerwärtigen Geruch verbreitete. Es wurde nun angeregt, ich solle wie seinerzeit noch einmal versuchen, des Patienten Arm zu beeinflussen. Ich unternahm diesen Versuch, doch schlug er fehl. Darauf äußerte Dr. F- den Wunsch, ich möchte noch eine Frage stellen. Das tat ich denn auch, wie folgt: «M. Valdemar, können Sie uns erklären, was gegenwärtig Ihre Gefühle und Wünsche sind?» Im Augenblick erschienen die hektischen Kreise auf den Wangen wieder; die Zunge zitterte oder vielmehr rollte heftig im Munde hin und her (obschon die Kinnbacken und Lippen so starr blieben als zuvor); und schließlich brach die nämliche grauenvolle Stimme aus ihm heraus, die ich bereits beschrieben habe: «Um Gottes willen! - rasch! - rasch! - versenken Sie mich wieder in Schlaf - oder, rasch! - wecken Sie mich auf! - rasch! - Ich sage Ihnen, ich bin tot!» Ich war wie vor den Kopf geschlagen und blieb einen Augenblick lang völlig ratlos, was ich tun sollte. Zuerst unternahm ich einen angestrengten Versuch, den Patienten wieder zu beruhigen; doch als mir dies aufgrund totaler Willenserschöpfung nicht gelingen wollte, ging ich den umgekehrten Weg und versuchte nun mit ebensolcher Anspannung, ihn aufzuwecken. Bald sah ich auch, daß ich damit Erfolg haben würde - oder wenigstens bildete ich mir ein, daß mein Erfolg vollkommen sein würde - und ich bin sicher, daß alle im Raume Anwesenden damit rechneten, den Patienten erwachen zu sehen.

Aber was dann wirklich geschah - nein, damit hatte kein menschliches Wesen auch nur im entferntesten rechnen können.

Als ich in aller Schnelle die mesmerischen Striche machte, derweil von der Zunge - nicht von den Lippen - des Leidenden die Ausrufe «tot! tot!» förmlich hervor brachen, geschah's auf einmal, innerhalb einer einzigen Minute, oder gar noch schneller, daß mir sein ganzer Leib unter den Händen schrumpfte - verfiel - verweste. Dort auf dem Bette, vor der ganzen Gesellschaft, da lag eine nahezu flüssige Masse von widerlicher - von abscheulicher Fäulnis. - Edgar Allan Poe, Die Tatsachen im Fall Valdemar, in (poe)

Trance (3)  Viermal in den zwanzig Jahren seines Lebens hatte der Soldat aus sich heraus und ungedrängt von den Umständen seiner jeweiligen Lage gehandelt, und jedesmal war dieser gleiche seltsame Trancezustand vorausgegangen. Die erste Handlung war der plötzliche und unerklärliche Kauf einer Kuh. Er war damals ein Junge von siebzehn Jahren und hatte sich durch Pflügen und Baumwollernten hundert Dollar verdient. Mit diesem Geld hatte er die Kuh gekauft und hatte sie >Goldrubin< genannt. Auf der Farm seines Vaters war neben dem einzigen Maultier eigentlich kein Platz für die Kuh. Sie durften keine Milch verkaufen, weil ihr notdürftig zusammengeflickter Stall nicht unter Staatskontrolle stand; und die Kuh gab viel mehr Milch, als der kleine Haushalt verbrauchen konnte. Im Winter stand der Junge vor Tagesgrauen auf und ging mit einer Laterne in den Stall zu seiner Kuh. Dann preßte er beim Melken seine Stirn an ihre warme Flanke und sprach flüsternd und zärtlich mit ihr. Er tauchte seine becherförmig geschlossenen Hände tief in den Eimer mit der schaumigen Milch und trank bedächtig in langen Zügen. Die zweite Handlung war ein jähes und heftiges Bekenntnis zu Gott. Er hatte stets ruhig auf einer der hinteren Bänke der Kirche gesessen, in der sein Vater sonntags predigte. Eines Abends jedoch, während einer Erweckungsversammlung, war er plötzlich aufgesprungen und bis zur Altarschwelle gelaufen, wo er in seltsam gurgelnden Tönen Gott anrief und dann in Krämpfen zu Boden fiel. Hernach war er eine Woche lang müde und zerschlagen und war nie wieder in eine ähnliche Verzückung gefallen.

Die dritte Handlung war ein Verbrechen, das er beging und dann mit Erfolg verheimlichte; und die vierte Handlung war sein Eintritt ins Heer.

Alle vier Male hatte er ebenso plötzlich wie ohne jeden bewußten Plan gehandelt. Trotzdem hatte er jedesmal seltsamerweise gewisse Vorbereitungen getroffen. So hatte er beispielsweise kurz vor dem Kauf der Kuh lange Zeit dagestanden und ins Weite gestarrt und hatte dann den Anbauschuppen neben der Scheune, wo lauter Gerümpel lag, gesäubert, so daß er die Kuh, als er sie nach Hause brachte, gleich unterbringen konnte. Ebenso hatte er all seine kleinen Angelegenheiten geordnet, ehe er sich anwerben ließ. Daß er wirklich eine Kuh kaufen wollte, wußte er aber nicht eher, als bis er sein Geld abgezählt hatte und das Halfter in seiner Hand fühlte. Und erst als er die Schwelle des Werbebüros überschritt, verdichteten sich die nebligen Vorstellungen in seinem Innern zu einem Gedanken, und er begriff, daß er Soldat geworden war.

Fast zwei Wochen lang strich Soldat Williams in dieser Weise heimlich um die Wohnung des Hauptmanns.  - Carson McCullers, Spiegelbild im goldenen Auge. Zürich 1974 (zuerst 1941)

Trance (4) Man pflegte, wenn Maigret diese Augenblicke durchlebte, am Quai des Orfèvres zu sagen:

»Jetzt geschieht etwas. Der Kommissar ist in Trance.«

Und der sehr respektlose Inspektor Torrence, der dennoch geradezu einen Kult mit ihm trieb, drückte sich drastischer aus: »Der Kommissar hat wieder mal seinen stieren Blick

Wie sie ihn auch immer nannten, ob so oder anders, jedenfalls bemerkten Maigrets Mitarbeiter diesen Zustand mit Erleichterung. Sie ahnten ihn voraus, wenn die typischen Zeichen aufzutreten schienen, sie sahen ihn kommen, ohne daß der Kommissar sich dessen bewußt war.

Was würde Lewis in den kommenden Stunden wohl von seinem französischen Kollegen denken? Er hatte ihn sicherlich nicht verstanden und würde ihn ohne Zweifel mit mitleidigen Blicken betrachten. Auch O'Brien, der Mann, unter dessen scheinbarer Schwerfälligkeit sich eine feine Ironie verbarg, hätte die Verwandlung in Maigrets Wesen kaum begriffen.

Sie vollzog sich in einer ziemlich rätselhaften Weise, die seine Neugier nicht reizte, über die er sich aber schließlich einigermaßen klargeworden war, da seine Kollegen nicht aufhörten, sich darüber zu unterhalten.

Tage-, oft auch wochenlang behandelte er einen Fall rein routinemäßig. Er tat, was zu tun war, gab seine Befehle, informierte sich ohne größeres, manchmal ohne jegliches Interesse.

Wahrscheinlich schien ihm am Anfang das Problem rein theoretisch zu sein. Jemand war unter bestimmten Umständen ermordet worden. Der und der war verdächtig.

Die Leute interessierten ihn im Grunde nicht, interessierten ihn noch nicht.

Und plötzlich, in einem Augenblick, in dem man es am wenigsten erwartete, in dem man ihn vielleicht wegen der scheinbaren Unlösbarkeit der Aufgabe für entmutigt halten konnte, geschah es.

Ein früherer Chef der Kriminalpolizei hatte ihn jahrelang bei seiner Arbeit beobachtet. Er behauptete, daß er dann seltsam schwerfällig werde, eine nur scherzhaft gemeinte Bemerkung, die der Wahrheit aber durchaus nahekam. Maigret wurde wortkarg und langsamer in seinen Bewegungen. Das äußerte sich auch darin, daß er die Pfeife anders hielt, sie in größeren Abständen zum Munde führte und wie geistesabwesend um sich blickte, da ihn innerlich etwas gepackt hatte, mit dem er sich beschäftigen mußte.

Warum das so war? Die Personen des Dramas hörten auf, Marionetten oder Bauern im Schachspiel für ihn zu sein, sie wurden plötzlich Menschen, Menschen, in deren Haut er sich versetzte. Konnte er nicht, was einer seinesgleichen gedacht, gelebt, gelitten hatte, auch selber denken und leiden? Ein Individuum hatte in einem bestimmten Moment unter bestimmten Umständen in einer bestimmten Weise reagiert. Es kam darauf an, zu den gleichen Reaktionen zu gelangen, indem man sich in den anderen so versenkte, daß man mit ihm identisch wurde. - Georges Simenon, Maigret in New York. München 1974 (Heyne Simenon-Kriminalromane 12, zuerst 1946)

Trance (5) Eine halbe Wegstunde entfernt bemerkten sie einen pyramidenförmigen Gegenstand, der sich am Horizont in einem Pachthof erhob. Man hätte ihn für eine riesige schwarze Weintraube halten können, die hier und da mit roten Pünktchen gesprenkelt schien. Es war, wie es in der Normandie Brauch ist, ein hoher Mast mit Querstangen, auf denen Truthühner saßen und sich in der Sonne aufplusterten.

»Laß uns hineingehen.« Und Pécuchet sprach den Pachter an, der gegen ihren Wunsch nichts einzuwenden hatte.

Mitten in die Kelter zeichneten sie mit Kreide eine Linie, banden einem Truthahn die Pfoten zusammen, legten ihn lang auf den Bauch mit dem Schnabel auf dem Strich. Das Tier schloß die Augen, und bald lag es wie tot da. Mit den ändern ging es genauso. Bouvard reichte sie flink Pecuchet zu, der sie in eine Reihe nebeneinanderlegte, sowie sie erstarrt waren. Die Leute auf dem Hof wurden unruhig. Die Pächterin schrie, ein kleines Mädchen weinte.

Da band Bouvard das ganze Geflügel los. Allmählich kamen sie wieder zu sich, aber man konnte nicht wissen, was das für Folgen haben würde. Auf eine etwas scharfe Entgegnung packte der Bauer seine Mistgabel.

»Schert euch raus, zum Donnerwetter, oder ich renne euch das Ding in den Bauch!«

Da zogen sie ab.

Einerlei! Das Problem war gelöst; dem Trancezustand liegt eine materielle Ursache zugrunde.  - (bouv)

Trance (6) Freddy Ledezma:

- Es gibt mehrere Grade der Trance, Luces, Lichter.

- Sieben.

- Ein geborenes Medium hat gleich alle Grade und braucht nicht vorbereitet zu werden.

- Das geborene Medium vergisst sich völlig dabei.

- Ist ein Medium besessen und fängt es an zu blitzen und zu donnern, kann das Medium verrückt werden oder sogar sterben.

- Geister sind wie Blitze.

- Auch das Flashlight könnte gefährlich werden.

- Die Geister müssen, befragt werden, ob Ihre Frau mit dem Blitz fotografieren kann.   - (pet)

Trance (7)  Kerzen.
Rauchen.
Gebete.
Eine erotische Stimmung zwischen den Männern,
José Ochoa kümmert sich um den dritten Eingeweihten.
Kerzen.
Rum.
Rauchen.
Einer schmatzt.
Alle heben die Hände vor dem dritten Eingeweihten in die Höhe.
Der zweite Eingeweihte betet und spuckt.
Freddy betet.
Spuckt.
Freddy sieht in die Höhe.
Alle Hände richten sich auf Freddy.
Freddy erwacht.
Reinemachen im Tempel.
Zwischen Freddys Beinen wird mit dem Mob gewischt.
Wasser auf Freddy.
Kräuterwasser auf Freddy.
Yanio lässt seine Zigarre aus dem Mund fallen.
Mehrere spucken.
Freddy legt die Zigarre weg.
Freddy schnauft.
Freddy erschüttert sich.
Wellenförmig.
Freddys Beine zittern.
José betet.
Freddys Bauch wackelt.
Freddy hüpft.
Freddy wirft die Hände nach oben.
Freddy wackelt mit seinem Unterleib.
Freddy spricht zittricht, röhrig.
José streichelt, redend, Freddy.
Jose besprengt Freddys Beine mit Rum.
Freddy trinkt Brandy.
Freddy und der dritte Eingeweihte vollführen den haitianischen Gruss.
José schreibt Freddys Botschaften auf.
Ich soll reinkommen.
Ich behalte meine Brille auf.
Alle:
Brille ab!
Freddy hält drei Kerzen über den dritten Eingeweihten.
Freddy hält die Kerzen über den Kopf, an die Stirn, über die Schultern, wieder über den Kopf.
Die Kerzen fallen alle.
Eine zerbricht.
Was für ein Omen ist das?
Freddy gibt Ratschläge.
Freddy und der zweite Eingeweihte vollführen den haitianischen Gruss.
Freddy spricht mit zitternder Frauenstimme.
Ich soll noch mal kommen.
Ich soll die Brille aufbehalten.
Jose sticht mit dem Messer in seinen Finger.
Jose zeichnet mit dem Blut ein Zeichen auf ein Stück Papier.
Jos6 steckt das blutige Papier in ein Wasserglas.
Freddy spricht würdevoll.
- San Juan Retornado.
- Der umgekehrte Heilige Johannes.
Freddy steckt Stecknadeln aus einem neuen Nadelstern in die Oberkörper der Männer.
- Die kommen von selbst wieder heraus. Freddy raucht eine Zigarre.
- San Juan Retornado ist Ogum.
Freddy steckt sich eine Stecknadel durch das rechte Ohrläppchen.
Ich soll ihm eine zweite ins linke Ohrläppchen stecken.
Ich will nicht.
Freddy steckt sich eine Stecknadel durch beide Nasenflügel.
Freddy fasst José an.
José kehrt seine Iris weg.
Rum. Kerzen.
Jose Ochoa atmet laut.
Jose kommt wieder zu sich.
Ich kann meinen Geist noch nicht überwinden..
- Ich höre mit dem Geist.
Freddys Augen sehen ohne zu sehen.
Freddy zu mir:
- Sie haben keine Kinder?
Eine Tirade gegen die Schwangerschaftsverhütung.
Freddy verwandelt sich in Franzisca Duarte. Freddy redet wie tuntig.
Er brennt seine Haut mit brennenden Kerzenbündeln.
Freddy trinkt einen Brandy.
Freddy übergiesst sich mit dem flüssigen Wachs aus den Kerzengläsern.
Freddy streichelt mich. Freddy zur Gemeinde:
- Ihr wisst ja nicht, wie man mit Männern umgeht. Ich soll morgen früh zum Grab von Franzisca Duarte gehen und mir dort einen Goldanhänger stehlen.
Freddy bestimmt einen Autobesitzer, der mich hinfahren soll. Ich soll ihm Stecknadeln in den Arm stecken. Ich will nicht.
Freddy steckt sich die Stecknadeln eben rein, nimmt meinen Arm, drückt damit die Stecknadeln rein, bis ich den Widerstand an seinen Knochen fühle.
Mir wird heiss und schwarz.
Ich gehe auf den Hof.
Ich  meine,  wenn  jetzt  die  Trance käme,  würde  ich  weniger schwitzen.
Ist die Trance ein Mittel gegen diese fürchterliche Übelkeit?
Ich werde wieder reingerufen.
Ich soll Freddy eine Stecknadel durch die Nase stechen.
Ich will nicht.
Freddy tut es selbst.
Ich soll hingucken.
Freddy nimmt meinen Kopf und richtet ihn auf sein Gesicht.
Ich sage:
- Ich kotze gleich. Freddy sagt:
- Was hast du im Herzen.
Er sticht mir mit einer Nadel in die Brust.
- Die kommt von selbst wieder raus.
Sie kommt in einer halben Stunde von selbst wieder raus.
Freddy verwandelt sich in den Neger Felipe.
Freddy spricht haitianische Langage.
Freddy verwandelt sich in die Königin von Alaska.
Freddy verwandelt sich in den Neger Felipe.
Freddy schlägt mit einem Messerrücken heftig gegen die Stirnen der Gläubigen.
Jose Ochoas Stirn schwillt an.
Alle verlassen den Tempelraum.

Im Vorraum ein kompliziertes Kreuz aus Johnsons Babypuder auf dem Boden.

In den Puderbahnen stecken etwa fünfzig Kerzen.

Kruzifixe, Wassergläser, Christusse, Heiligenbilder.

Yanio brüllt:

- Die Einsame Irrende Seele ist gekommen.

Alle hasten an mir vorbei, zurück in den Tempelraum.

Es ist jetzt halb zwölf in der Nacht.

Trance ist also eine Reaktion - wie Fieber.  - (pet)

Trance (8)   Ein ßabalawo sagt von den Trancen in Miami:

- Die Götter {der Santeria) sollten kommen - es kommen aber nur die Geister (der Spiritisten).

Die Trancen in den afrokubanischen Religionen sind also seltener als> in Haiti oder Brasilien - sie verflachen, werden zugedeckt von der religiösen Geschäftigkeit der Südstaaten der USA.

Zu Beginn auch hier Unordnung, geistliche Krankheit, plötzliche Besessenheit - was alles gedeutet wird als der Wunsch eines Gottes, sein »Pferd«, seine Tochter, lawo, geweiht zu erhalten.

Doch sind die Kontakte mit dem Göttlichen früher gegängelt durch die Riten der Jugendzeit - als in Brasilien zum Beispiel.

- Ich hatte Angst.
- Ich weinte.
- Ich wurde krank.
- Ich ass nichts.
- Ich hatte hohen Blutdruck,

schildert ein junger Mann solche Zustände.

Und das Erlebnis einer Trance nach der Einweihung:

- Ich hatte Angst.
- Mir wurde heiss und kalt.
- Ich sah Nebel.
- Ich fühlte mich verlassen und klein in einem nebligen Nachthimmel ohne Sterne.
~ Nachher war ich wie erleichtert.

Lydia Cabrera fasst ihre Beobachtungen zusammen:

- Die Wahl eines neuen Adepten wird nicht nur durch eine wilde Besessenheit gekennzeichnet.

- Das Dilogun, die Kauris zeigen die Wahl des Gottes an.

- Es gibt Leute, die fallen nie in Trance und sind doch eingeweiht.

- Andre fallen in Trance und werden nicht eingeweiht, weil das Dilogun dagegen spricht.

- Wenn bei der Einweihung die Suppenschüsseln mit dem Geheimnis der Götter auf den Kopf des Novizen gehalten werden, macht man alles, dass er die Trance dominiert.

- Die Zeremonie, den Heiligen, den Gott zum Sprechen zu bringen, wird nach der Presentaci6n de los Tambores vollzogen.

- Bei der Presentaciön de los Tambores wird alles getan, dass der Novize in Trance fällt, aber der Gott spricht noch nicht.

- In Matanzas bei der Einweihung der Lucurai musste man während der Trance seinen geistlichen Namen finden und aussprechen.

- In den Kongoriten gibt es entsetzliche Trancen. Die Kongo nehmen dann glühende Kohlen in den Mund und träufeln sich heisses Wachs auf die Augen.

Die Tranceerlebnisse erscheinen diffiziler gegliedert als sonst in den Religionen der Schwarzen Amerika: Nicht jede Trance führt zur Einweihung.

Nicht jede Einweihung führt zur Trance. Es gibt Santos Montadores und Santos No-Montadores. Heilige, Götter, die in bestimmte Eingeweihte nicht heruntersteigen. Und Götter, wie Olofi, Orunmila etc., die nie heruntersteigen. Einige Götter (wie Agayú) können nicht durch die Vermittlung der Priester mit den Menschen verbunden werden (dar); man erhält sie so (recibir).

Die Trance des Novizen bricht bei den Opferriten, spätestens aber bei der Presentación de los Tambores hervor. Erst stumm.

In besonderen Riten bringt man den Gott zum Sprechen. Bestimmen die Kauris einen Gläubigen zum Babalawo, versucht man ihn, vor allem bei der Presentaciön zur Trance zu bringen und nur, wenn er nie in Trance fällt, darf er den Weg zum Babalawo einschlagen.

Die Trance der Lucumi wird als sehr anstrengend angesehen. Man kann den folgenden Tag möglicherweise nicht arbeiten. Ein Santero sagt:

- Man fühlt Luftmangel.
- Der Blick trübt sich.
- Es ist, als würde man eine Droge injiziert bekommen.

- Es ist selten, dass die Ochas, die Götter, vor der Einweihung kommen.

- Das erste Mal werden sie zurückgejagt.

- Das zweite Mal zum Sprechen gebracht.

- Man gibt dem Novizen Kokosraspel in die Hand, Messer, Pfeffer, ein afrikanisches Perlhuhn.

- Das Messer wird über die Lippen geführt.

- Keine Tranceübungen.

- Kein Zerbrechen des Bewusstseins.

(In Brasilien: Quebrar a conciencia. - A Obrigaçao da Conciencia.)

Widersprüche Über die Trancen der Kongo: Die Kongo haben keine Trancen. (Deshalb können sie auch Babalawos werden.)

Die Kongo haben rasende Besessenheiten durch den Perro de Prenda. Zur Prüfung werden die in der Besessenheit Unempfindlichen geschnitten, gebrannt, geschlagen.

Ich habe in einer der für Miami typischen synkretistischen Kongozeremonien zu Thanksgiving bei einem Mayombero eine leichte, eher an spiritistische Medien erinnernde Trance beobachtet.

Die Frauen, die als Eingeweihte auf Kuba fast alle Santos Montadores haben, also besessen werden, dürfen sogar, wenn sie mit den Babalawos zu tun haben und Orunmila geweiht werden, besessen gewesen sein.

Fast alle Gattinnen der Santeros, Mayomberos, Babalawos haben hier gut gehende spiritistische Veranstaltungen und da brabbelt es und schnattert es und stöhnt es und wahrsagt.  - (pet)

Trance (9)  Ich habe während meiner Beobachtungen vier verschiedene tranceartige Zustände angetroffen: Die erste, mehr oder weniger theatralische oder »hysterische« Trance. Alfred Metraux bestimmt die Trance im haitianischen Vaudou sehr feinsinnig "zwischen Theater und Hysterie." Einige somatische Kennzeichen hat Gisèle Binon beschrieben. Als zweites jener wochenlang währende Zustand der Halbgewecktheit, der Beeinflussbarkeit, möglicherweise des Hypnotisiertseins oder einer leichten Pflanzenvergiftung.

Drittens die genau ausgeprägte, oft äusserst dezente kultische Trance der Eingeweihten bei den öffentlichen i>nd intimen Festen. Ob hier wesentliche Unterteilungen nötig sind in »echtere«, »unechtere«, »theatralischere«, »hysterischere« - oder ob alle diese Bezeichnungen bei den bereits Eingeweihten nur unwesentliche Abstufungen ausdrücken, bleibe dahingestellt. Und schliesslich der Stunden währende närrische Zustand, »Ere« in Anlehnung an die heiligen Zwillinge genannt, göttlich-kindisch im Anschluss an die festliche, geordnete Besessenheit der Initiierten, vieles ist noch erlaubt, aber das Bewusstsein ist bereits wieder - zielstrebig sogar - beteiligt, die Folgen der Ergriffenheit durch den Gott sind noch zu spüren. - (xan)

 

Medium Wahrnehmung, geistige Schamane

 

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