Dann betrat ich den Wald. Hier mußte ich vorsichtig gehen, damit der Kopf dessen, das auf meinen Schultern saß, nicht gegen einen Ast schlug und abgerissen wurde.
Eine ganze Weile ging ich so, bis ich in die Mitte des Waldes kam. Dann hörte
ich plötzlich zu meiner Rechten einen Wolf heulen, und von links kam die Antwort
mehrerer Wölfe, und diese wieder wurde von Geheul hinter mir beantwortet. Ohne
zu Zögern ging ich weiter, denn ich wagte nicht stehenzubleiben, und richtete
mich nach der Sonne, die ich hin und wieder zwischen den dichten Kronen der
Bäume erblickte. Nun sah ich Schatten, schwarze und
graue, näherschleichen, und sie schnüffelten die Luft, als sie immer näher kamen.
Jetzt erreichte ich eine kleine Lichtung - und alle Wölfe
der Welt waren dort versammelt! Mein Herz wurde zu Wasser, und meine Beine zitterten.
Von allen Seiten war ich von diesen Bestien umringt, und sie waren groß und
hungrig. Ich blieb stehen, die Keule erhoben, und langsam krochen sie auf mich
zu, bis sie einen dichten Kreis um mich gebildet hatten. Doch sie sprangen mich
nicht an, sondern krochen nur näher und näher. - Henry Rider Haggard, Nada die Lilie. München 1980 (zuerst 1892)
- (
izg
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Tragen (3)
- N. N.
Tragen (4) Die erste Mutter der Welt hatte die Menschen gelehrt, Feuer und Steine nach den Orten zu bringen. Wollte man Steine in das Dorf bringen, so legte man einen großen Haufen zusammen, stellte sich darauf und sagte: »Trage mich in das Dorf.« Dann trug der Steinhaufen den, der obenauf stand, in das Dorf, und man hatte seine Steine dort, wo man sie haben wollte. Wollte eine Frau Feuerholz haben, so ging sie in den Wald, legte eine große Last Holz zusammen, stellte sich auf die Last und sagte:
»Trage mich in das Dorf.« Dann trug die Last Holz die Frau in das Dorf und sie hatte dann gleich alles daheim.
So hatte die erste Mutter der Welt die Menschen gelehrt, und so beherrschten
die Menschen das Holz, die Steine, die Erde. Nur das Wasser beherrschten sie
nicht. -
Märchen der Kabylen. Gesammelt von Leo Frobenius, Hg. Hildegard Klein. Düsseldorf
u.Köln 1967
Tragen (5) Das Tragen erfordert in der Tat das Zusammenspiel der folgenden Eigenschaften: Stärke, - Geschicklichkeit, - Gefühl für das Gleichgewicht; unablässiges Aufmerken auf das Terrain; kräftige und für Reibung wenig empfindliche Haut; eine gewisse berufsständische Redlichkeit; gute Lungen; eine zurückhaltende Fröhlichkeit; und das Geschick, die schwingenden Lasten nach ihrem jeweiligen Gewicht am besten zu kombinieren. Bis zu einem gewissen Grad mag auch jedes Lasttier diese verschiedenen Fähigkeiten besitzen. Eine andere Rangordnung und Stufenleiter ergibt sich jedoch aus den unterschiedlichen Gerätschaften, den verschiedenen Mechanismen, dem Bindeglied, der Vermittlung zwischen der Last und dem Träger - und daraus, ob er alleine arbeitet oder ob mehrere dieselbe Last gemeinsam tragen.
Der Mann kann die Last einfach mit einer Kiepe auf dem Rücken tragen.
Er kann es einem biegsamen Bambusrohr überlassen, die zwei darangehängten Pakete zu balancieren und dadurch die Unebenheiten des Ganges abzufangen.
Das Bambusrohr schließlich kann in weitem Abstand auf zwei oder mehreren
Schultern aufliegen und die Last hängt in der Mitte. - Victor Segalen, Aufbruch in dasLand
der Wirklichkeit. Frankfurt und Paris 1984 (zuerst 1924)
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