odesfurcht   Als wir allein waren, warf ich  die Frage der Todesfurcht auf und suchte darzutun, daß sie sich überwinden lasse. Ich führte David Hume an, der mir einmal versichert hatte, der Gedanke, nach diesem Leben nicht mehr dazusein, mache ihm ebensowenig zu schaffen wie der Gedanke, vorher noch nicht dagewesen zu sein.

JOHNSON: «Wenn er wirklich so denkt, ist er nicht ganz bei Trost; denkt er aber nicht so, dann lügt er. Angenommen, er will Ihnen weismachen, daß er den Finger in eine Kerzenflamme halten könne, ohne Schmerz zu verspüren, würden Sie ihm glauben ? Wenn er stirbt, gibt er doch alles auf, was er hat.»

BOSWELL. «Foote hat mir einmal gesagt, der Tod habe für ihn, als er schwer krank war, nichts Beängstigendes gehabt.»

JOHNSON. «Ach was, setzen Sie ihm oder Hume eine Pistole vor die Brust, und Sie werden sehen, wie sie sich angesichts des Todes verhalten.»

BOSWELL. «Können wir denn nicht wenigstens dafür sorgen, daß wir in der Stunde des Todes seelisch gewappnet sind?»

Heute sehe ich ein, daß ich ihm das, was ihn stets mit Grauen erfüllte, nicht dergestalt hätte zu Gemüt führen dürfen. Sein Inneres war jenem Amphitheater zu Rom, dem Kolosseum, zu vergleichen. In der Mitte der Arena stand seine Urteilskraft, um einem gewaltigen Gladiator gleich jene Ängste niederzukämpfen, die wie die reißenden Tiere in ihren Käfigen rings um den Kampfplatz nur darauf warteten, jeden Augenblick auf ihn loszustürzen. Nach bestandenem Kampf trieb er sie gleichsam in ihre Schlupfwinkel zurück; da er sie aber nicht getötet hatte, fielen sie ihn immer wieder von neuem an. Auf meine Frage, ob wir uns nicht für die Stunde des Todes wappnen könnten, versetzte er aufgebracht: «Nicht doch! Wesentlich ist nicht, wie einer stirbt, sondern wie er lebt. Das Sterben ist belanglos, es dauert ja nur kurz.» Mit ernster Miene setzte er hinzu: «Der Mensch weiß, es muß so sein, und schickt sich drein. Es hilft ihm nichts, zu zetern und zu klagen.»  - (johns)

Todesfurcht (2)  Keiner, der den Tod fürchtet, hat ein hohes Alter erreicht.

Liebe das Leben und fürchte den Tod nicht, das ist das Gesetz und die Propheten, die einzige wahre Seelenstimmung, um glücklich und alt zu werden. Denn auch auf das Glück des Lebens mag der nur Verzicht tun, der den Tod fürchtet. Kein Genuß ist bei ihm rein, immer mischt sich jene Todesidee mit ein, er ist beständig wie einer, der verfolgt wird, der Feind sitzt ihm immer auf den Fersen. Und dennoch gibt es so unzählige Menschen, die diese Gemütskrankheit nicht loswerden können. Für diese will ich hier einige Regeln angeben, die, wenn sie auch gleich keine metaphysische Tiefe haben sollten, ich doch als recht gute Hausmittel gegen die Todesfurcht empfehlen kann, da ich sie aus Erfahrung als sehr wirksam kenne:

Man mache sich mit dem Gedanken an den Tod recht bekannt. Nur der ist in meinen Augen glücklich, der diesem unentfliehbaren Feinde so oft recht nahe und beherzt in die Augen gesehen hat, daß er ihm durch lange Gewohnheit endlich gleichgültig wird. Wie sehr täuschen sich die, die in der Entfernung des Gedankens an den Tod das Mittel gegen die Todesfurcht zu finden glauben! Ehe sie sich's versehen, mitten in der lachendsten Freude wird der Gedanke sie überraschen, und sie desto fürchterlicher erschüttern, je mehr er ihnen fremd ist. Ich kann nur den für glücklich erklären, der es dahin gebracht hat, mitten im Freudengenuß sich den Tod zu denken, ohne dadurch gestört zu werden, und man glaube mir auf meine Erfahrung, daß man durch öftere Bekanntmachung mit dieser Idee und durch Milderung ihrer Vorstellungsart, es darin zuletzt zu einer außerordentlichen Gleichgültigkeit bringen kann. Man sehe doch die Soldaten, die Matrosen, die Bergleute an. Wo findet man glücklichere und lustigere, für jede Freude empfänglichere Menschen? - (huf)

Furcht Tod

 

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