Tischrede Da hielt Gott die Tischrede, läutete fein mit seiner Gabel ans Weinglas, erhob die Würde seines Silberbartes über die aufschauenden Gesichter der Tafelrunde, stand da, ein kleiner alter Mann im schwarzen glänzenden Manchesteranzug, ein wenig übers Weiß der Tischdecke gebeugt, über die Gläser, Teller, Bestecke, langhalsigen Weinflaschen.

Es ist gut so, sagte Gott leise, daß alle ihre Bestecke beiseite legen mußten, um ihn zu verstehen. Es ist gut so. So viele Leute. So viel Andacht um ein junges Paar. Es wird gebären aus blutigem Schoß. Doch ist es gut so. Der Erlöser kommet uns nach. Abel, der Gerechte. Im neunten Monat öffnet sich die Frucht. Doch ist es gut so. Doch erfüllet sich der Sinn so. Auch wenn das Weizenkorn stirbt. Auch wenn der Baum verdorrt nach der Fruchtgabe, das Wasser versiegt, das um seine Wurzeln spülte, tief ins feine Rankenwerk belebend eindrang. Doch dieser, mein Sohn (Gott sah auf Paasch, alle waren betroffen bis auf Arlecq, der schon immer vermutet hatte, Gott sei ein Dichter, es hier bestätigt fand), dieser, sagte Gott, wird mir anheimgegeben, eh er neu geboren wird, sich in neuer Gestalt sein Schicksal abermals erfüllen muß. Arlecq sah den Alten an, trank sein Glas aus. Höre den Wind in den Bäumen: diese Stimme in der Hörmuschel.   - Fritz Rudolf Fries, Der Weg nach Oobliadooh. Leipzig 1993 (zuerst 1975)

Tischgesellschaft Rede halten

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