iermensch  Als ich aus dem Bus gestiegen war und die Straße in Richtung des Altars des Vaterlandes ging, staute sich die Luft mit schrillen Trillerpfeifenstößen. - Der Ausgang der Straße war abgeriegelt von Soldaten und Polizisten, durch die einzelne Fußgänger gingen, dahinter eine konfuse Masse aus Leuten, weiter weg der weiße monströse Bau - gepanzerte Wesen, die sofort den stärksten Eindruck von automatenhaften, aufgezogenen Tiermenschen machten.

Die automatische Starre fiel auf, ich sah lange schwarze Hartgummiknüppel in den Händen wippen, in jeder Bewegung lag die Bereitschaft loszuschlagen, selbst noch in den kurzen Unterhaltungen, die sie untereinander führten. Da standen diese schuppigen Tiermenschen, in Kunststoffschuppen, durchsichtigem Gesichtsschutz, eine erstarrte, automatische Mandrill-Garde, im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts - Walkie Talkies in der Hand, Gewehre mit aufgesetzten Tränengasbomben, große grünliche Schutzschilde, die vom Boden bis zum Bauch reichten. 

Wie hasse ich diese Staatsautomaten, diesen Mandrill-Staat, mit seinen verschuppten Plastikhorden. Ich hasse das schon allein wegen des rückständigen Anblicks, wegen der stumpfen, in Reflexen erstarrten Ordnung. Ich kann für die Gegenseite auch nichts empfinden außer der Schäbigkeit, der zwanghaften Verbalisierungen, die mich abstoßen.

Immer wieder schrille, durchdringende Trillerpfeifen, die von Seiten der Demonstranten kamen, ältere, erwachsene Männer gingen durch die Ansammlung der Demonstrierenden und stießen in tödlichem Ernst diese Pfiffe aus.

Darüber lag hell das Sonnenlicht, hindurch gingen Passanten, drängten sich zwischen den Reihen der Polizisten hindurch, den Gewehren, den grünen Marschtaschen, vorbei an den Plastikschildern.

Sonne auf den Schutzhelmen, Sonne in den Plastikschuppen, Sonne auf den Pistolentaschen und Sonne auf den Metallknöpfen der Uniformen, auf den Trillerpfeifen der Schlipslosen Anzugmänner, die sich um ein bemaltes Stück Stoff versammelt hielten. - Jenseits der Szene, auf der anderen Seite, regelte ein Verkehrspolizist in weißem Helm den Verkehr, der umgeleitet wurde, Busse voll fußkranker Fleischereibesitzer, ondulierte Rentnerinnen, Diabetiker, Kegelvereine.  - (rom)

Tiermensch (2)  Es wäre mir unmöglich, diese Tiermenschen im einzelnen zu beschreiben - mein Auge ist auf Einzelheiten nicht trainiert —, und unglücklicherweise kann ich nicht zeichnen. Am auffallendsten war vielleicht das Mißverhältnis zwischen den Beinen dieser Geschöpfe und der Länge ihres Rumpfes; und doch — so relativ sind unsere Begriffe von Schönheit - gewöhnte mein Auge sich an ihre Formen, und schließlich stimmte ich ihrer Überzeugung bei, daß meine eigenen langen Schenkel unproportioniert seien. Ein weiterer Punkt war die Neigung des Kopfes und die unförmige und unmenschliche Krümmung der Wirbelsäule. Selbst dem Affenmenschen fehlte jene S-Kurve des Rückens, die die menschliche Gestalt so anmutig macht. Die meisten hatten krumme Schultern, und ihre kurzen, schwächlichen Vorderarme hingen an der Seite herab. Nur wenige waren stark behaart - wenigstens bis zum Schluß meines Aufenthalts auf der Insel.

Besonders unschön waren ihre Gesichter, die fast alle vorstehende Backenknochen hatten, um die Ohren herum mißgestaltet waren und große und vorspringende Nasen zeigten; das Haar war sehr pelzig oder sehr borstig, und die Augen waren oft seltsam gefärbt oder eigenartig stechend. Keiner konnte lachen, obgleich der Affenmensch ein schnatterndes Kichern hören ließ. Außer diesen allgemeinen Zeichen hatten ihre Köpfe wenig gemein; jeder bewahrte die Art seiner besonderen Spezies; das Menschliche verzerrte, aber verbarg nicht den Leoparden, Ochsen, die Sau oder das andere Tier oder die Tiere, aus denen das Geschöpf gebildet worden war. Auch die Stimmen waren sehr verschieden. Die Hände waren stets schlecht geformt; und obgleich mich einige durch ihre unerwartete Ähnlichkeit mit Menschenhänden überraschten, hatten fast alle zu wenige oder zu viele Finger, waren an den Nägeln grob und ohne Tastempfindlichkeit.

Die beiden furchtbarsten Tiermenschen waren mein Leopardenmensch und ein Geschöpf, das aus einer Hyäne und einem Schwein gemacht war. Größer als diese waren die drei Stiermenschen, die das Boot ruderten. Dann kamen der Silberhaarmensch, der zugleich Sprecher des Gesetzes war, M'ling und ein satyrartiges Geschöpf aus Affe und Ziege. Ferner gab es noch drei Schweinemänner und eine Schweinefrau, ein Rhinozerosstutengeschöpf und mehrere andere Weibchen, deren Herkunft ich nicht feststellen konnte. Mehrere waren Wolfwesen, eines ein Bärenbulle, einer ein Bern-hardinerhundmensch. Den Affenmenschen habe ich schon geschildert, und dann war da noch eine besonders abscheuliche (und übelriechende) Frau, die aus Füchsin und Bärin gemacht war und die ich von Anfang an haßte. Sie war angeblich eine leidenschaftliche Priesterin des Gesetzes. Zu den kleineren Geschöpfen zählten gewisse fleckige Junge und mein kleines Faultierwesen. Aber genug davon!  - Herbert George Wells, Die Insel des Dr. Moreau. München 2009 (zuerst 1896)

 

Meschen, gemischte

 

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