iefgeist war glücklich bis zum Rasthäuschen auf halber Bergeshöhe gelangt. Er trat ein und plumpste mit weinschweren Gliedmaßen auf die Ruhebank nieder. ›Ich habe meine Muskeln schon lange nicht mehr geübt. Ganz schlapp und steif wird man bei dem faulen Klosterleben. Ich muß mich mal wieder in Schwung bringen‹, ging es ihm durch den Sinn.

Er stand auf, trat vor den Eingang und übte mit gestrafften Muskeln ein Weilchen: Arme hebt! Arme senkt! Arme streckt! Arme beugt! Dabei geriet er ins Schwanken und prallte unversehens mit der gewaltigen Last seines Körpers seitlich an den Eingangspfosten. Schon gab es ein Splittern und Krachen, und das ganze leichte Gebäude kippte mit lautem Gepolter schief nach vorn über. Ein Windhauch trug den Schall des berstenden Gebälkes bis hinauf zur Aussichtswarte am Tempeltor, wo die beiden Türhüter Ausguck hielten. In der Richtung des Schalls spähend, sahen sie nach einiger Zeit Bruder Tiefgeist bedenklich schwankend herangestolpert kommen.

»Br!... Der Unmensch ist schon wieder besoffen!« entfuhr es ihnen entrüstet, und in aller Eile schlössen und verrammelten sie die Tempelpforte. Durch einen Türritz lugend, warteten sie ängstlich ab, was nun weiter geschehen würde. Bald darauf trommelten Tiefgeists Fäuste mit ungestümem Pochen ans Tor. Als ihm nicht geöffnet wurde, wandte sich Tiefgeist ärgerlich an den Götzen, der zur Linken vor dem Tempeleingang Wacht hielt.

»He, du alter Isegrim, warum drohst du mir mit deinen Fäusten, anstatt mir pochen zu helfen? Aber ich habe keine Angst vor dir! Warte!«

Er kletterte auf den Sockel, riß von dem Lattengitter so leicht, als ob er Zwiebeln pflückte, eine Latte nach der anderen heraus und begann mit einer wütend auf den Unterteil der Figur loszudreschen, so daß Putz und Mörtel in lustigen Klumpen herunterprasselten und von den Füßen des Götzen nur noch ein klägliches Skelett übrigblieb. Nach einer Weile hielt er inne und wandte sich dem anderen Tempelwächter zur Rechten zu.

»Was sperrst du dein Maul auf? Du machst dich wohl gar über mich lustig? Na warte, das Lachen soll dir vergehen!«

Mit diesen Worten erklomm er den Sockel und drosch so lange auf das Untergestell des armen Götzen ein, bis dieser den Halt verlor und mit lautem Donnergepolter von seinem Sitz herabkollerte, was sein Bezwinger mit freudigem Triumphgeschrei begrüßte. - (raub)

 

Mönch Geist

 

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