- James Ellroy, L.A.
Confidential. Berlin 2006 (zuerst 2000)
Therapie (2) Eulenspiegel gab dem Doktor ein scharfes Abführmittel ein. Der glaubte, er solle davon schwitzen, und wußte nicht, daß es zum Abführen war. Eulenspiegel nahm ein Steingefäß und tat einen Haufen seines Kotes hinein. Und er stellte den Topf mit dem Dreck zwischen die Wand Und den Doktor auf die Bettkante. Der Doktor lag an der Wand, und Eulenspiegel lag vorn im Bett. Der Doktor hatte sich gegen die Wand gekehrt. Da stank ihm der Dreck im Topf in die Nase, so daß er sich umwenden mußte zu Eulenspiegel. Sobald sich der Doktor aber zu Eulenspiegel gekehrt hatte, ließ dieser einen lautlosen Furz, der sehr übel stank. Da drehte sich der Doktor wieder um, und der Dreck aus dem Topf stank ihn wieder an. So trieb es Eulenspiegel mit dem Doktor fast die halbe Nacht.
Dann wirkte das Abführmittel und trieb so scharf, schnell und stark, daß
sich der Doktor ganz verunreinigte und ekelhaft stank. Da sprach Eulenspiegel
zum Doktor: »Wie nun, würdiger Doktor? Euer Schweiß hat schon lange abscheulich
gestunken. Wie kommt es, daß Ihr solchen Schweiß schwitzt? Er stinkt sehr übel!«
Der Doktor lag und dachte: das rieche ich auch! Und er war des Gestankes so
voll geworden, daß er kaum reden konnte. Eulenspiegel sprach: »Liegt nur still!
Ich will gehen und ein Licht holen, damit ich sehen kann, wie es um Euch steht.«
Als sich Eulenspiegel aufrichtete, ließ er noch einen starken Furz schleichen
und sagte: »O weh, mir wird auch schon ganz schwach; das habe ich von Eurer
Krankheit und von Eurem Gestank bekommen.« - (
eul
)
Therapie (3) Ein Cronopium macht seinen Doktor in Medizin und eröffne eine Praxis in der Straße Santiago del Estero. Kurz darauf komm ein Kranker und erzählt ihm seine Leiden und daß er nachts nich schlafen und am Tage nichts essen kann.
- Kaufen Sie sich einen großen Strauß Rosen, sagt das Cronopium.
Der Kranke zieht sich verblüfft zurück, aber er kauft der Strauß und wird
auf der Stelle gesund. Voller Dankbarkeit sucht er das Cronopium auf und verehrt
ihm — eine feine Geste — außei dem Honorar einen schönen Strauß Rosen. Kaum
ist er fort, wird das Cronopium krank, es tut ihm überall weh, nachts kann es
nicht schlafen und am Tage nichts essen. -
Julio Cortázar, Geschichten der Cronopien und Famen. In: J. C., Südliche Autobahn.
Frankfurt am Main 1998
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