heologe In seinen Vorlesungen vor Theologiestudenten in Rajj legte Fachr al-Din besonderes Gewicht auf die Widerlegung und Verhöhnung der ismailischen Lehren. Als er dies hörte, beschloß der Herr von Alamut, damit müsse Schluß sein. Er sandte einen fida'i nach Rajj, der sich als Student ausgab. Sieben Monate lang wohnte dieser Fachr al-Dins Vorlesungen bei, bis er endlich eine Gelegenheit fand, seinen Lehrer — unter dem Vorwand, ein schwieriges Problem mit ihm diskutieren zu wollen — allein in seinem Zimmer aufzusuchen. Der fida'i zog sofort einen Dolch und bedrohte den Theologen damit.
»Fachr al-Din sprang zur Seite und rief: ›Mann, was willst
du?‹ Der fida'i entgegnete: ›Ich möchte Euer Ehren den Bauch
aufschlitzen, weil Ihr uns vom Katheder aus verhöhnt
habt.‹« Es kam zu einem Kampf, bei dem der fida'i den Theologen
zu Boden warf und auf seiner Brust zu sitzen kam. Solcherart
bedrängt, versprach Fachr al-Din Reue und die umgehende Einstellung
seiner Angriffe. Der fida'i wollte das gern glauben, und als
Fachr al-Din noch einmal feierlich Besserung gelobt hatte, zog
er einen Sack mit 365 Golddinaren hervor: Dies, und die gleiche
Summe jedes Jahr von neuem, sei der Lohn für seine Willfährigkeit.
Von jetzt an hütete Fachr al-Din sich sehr vor beleidigenden
Ausdrücken in bezug auf die Isma'iljja, wenn er in seinen Vorlesungen
auf islamische Sekten zu sprechen kam. Einer seiner Studenten,
der diese Veränderung bemerkte, wollte den Grund dafür wissen
und bekam zur Antwort: »Es ist nicht ratsam, schlecht über die
Ismailiten zu reden, denn sie haben gewichtige und schlagende
Argumente auf ihrer Seite.« - Bernard Lewis, Die Assassinen.
Zur Tradition des religiösen Mordes im radikalen Islam. (Die
Andere Bibliothek 59, 1989, zuerst 1967)
Theologe (2) Es heißt, daß Monsieur Ubu
seine Studien am Seminar von Saint-Sulpice absolviert hat, wo
er von seinem Kaplan, Bruder Tibergius, unterrichtet wurde, ähnlich
dem Fray Ambrosio von Gustave Aymard. Ubu besteht sein theologisches
Examen mit »ungenügend«, weil er fest
behauptet, daß der Indus ein Berg am Ende des Parks seines Schlosses
von Mondragon ist, und weil er Ego sum Petrus (»Wollen
Sie es wörtlich oder lieber in gutem Französisch?) übersetzt
mit: Ego, les gosses = die Burschen; -sum, ont = haben;
- Petrus, pété = gefurzt. Er ermordet Pissembock, den Onkel der
»charmanten Victorine«, und als das zarte Kind, entführt, an
der Abwesenheit seines Vormunds Gefallen findet, zieht er die
Leiche aus dem Kofferraum der Hochzeitskutsche. -
Alfred Jarry, Paralipomena zu Ubu. In: A.J., Ubu. Stücke und
Schriften. Frankfurt am Main 1987 (zuerst ca. 1900)
Wenn ich nichts von dem Urbilde wüßte, so würd' ich über dieß Bild sagen:
Ein äußerst feinsichtiger, durchdringender, vielfassender, mächtigdenkender Kopf, der besonders alles Schwache, Lächerliche, Fehlerhafte der Menschheit durch und durch schaut - übrigens gefällig, heiter, Freude machend.
In der Stirne, hab' ich gesagt - Witz in der Lage, großer Verstand in der Zeichnung.
Die Nase fein, aber nicht groß. Im Auge die lichthelleste, vielfassendste Erkenntnißkraft.
Im Munde - Kälte, Satyre, Laune; Gefälligkeit; - Gefälligkeit auch in der Wange und in der Backe.
Stärke, Muth, Entschlossenheit im Halse.
So hätt' ich von dem Bilde geurtheilt, wenn ich nichts von dem Manne wüßte.
Nun thue ich hinzu — wie ich ihn aus Schriften und Briefen kenne.
Ein immerfort wetterleuchtendes religiöses Genie — wie die Wolken- und Feuersäule dem Israel lichthelle Leuchte, dem Pharao Räderzerschmetterndes Gewitter war — so dieser Prophet den Seinigen; den nicht Seinen - Thor und Verwirrer. Und doch ist keines von diesen beyden auf diesem Bilde leicht sichtbar — nicht der Prophet; nicht der wirrende Schwärmer! Und wer ihn kennt, findet - Lichthelle in seinem Blicke, und die leutseligste Popularität in seinem Umgange.
Was aber beyde, was alle, Freunde, Feinde, nahe, ferne zugeben müssen, und
zugeben - ist, daß der Mann Mann und ein Stern der ersten Größe ist, wenigstens
in der religiös-poetischen - und litterarisch theologischen Welt. - (
lav
)
Theologe (4) Swedenborgs Engel
sind jene Seelen, die den Himmel erwählt haben. Sie können auf Wörter verzichten;
um einen anderen an seiner Seite zu haben, braucht ein Engel nur an diesen
zu denken. Zwei Menschen, die einander auf Erden geliebt haben, bilden
im Himmel einen einzigen Engel. Ihre Welt wird gelenkt von der Liebe; jeder
Engel ist ein Himmel. Ihre Gestalt ist die eines vollkommenen menschlichen
Wesens; ebenso ist die Gestalt des Himmels. Die Engel mögen nach Norden,
Süden, Osten oder Westen blicken, immer sehen sie Gott von Angesicht zu
Angesicht. Vor allem sind sie Theologen; ihre größte Lust ist es, zu beten
und geistliche Probleme zu erörtern. -
(bo)
Theologe (5) Oft wandelten die Götter sich zu Menschen;
die Juden haben ihre Engel nie anders als in Menschengestalt
erblickt: die Engel speisten bei Abraham. Paulus spricht in seinem
Brief an die Korinther, der Engel des Satans habe
ihn geohrfeigt: »Angelus Satana
me colaphiset.« - Voltaire, Philosophisches Wörterbuch, nach (
vol
)
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