heaterdichter   Anläßlich der Aufführung seines Stückes glaubte Johnson, er sei es sich als Theaterdichter schuldig, etwas weltfreudiger gekleidet einherzukommen, als dies sonst seine Gewohnheit war; so erschien er denn hinter der Bühne in einer reich mit Goldtressen verbrämten scharlachroten Weste und mit einem goldbetreßten Dreispitz; sogar in der Loge zeigte er sich in diesem Aufzug. Bei den Proben und Aufführungen wurde er mit manchen Darstellern und Darstellerinnen bekannt, was ihm eine günstigere Meinung von ihrem Stande beibrachte, als er sie noch in seinem «Richard Savage» vertreten hatte. Mit einigen erhielt er die Verbindung sein Leben lang aufrecht, stets bereit, sich ihnen gefällig zu erweisen. Eine Zeitlang fand er sich häufig hinter den Kulissen ein, offenbar froh, im Verkehr mit der leichtlebigen bunten Gesellschaft der Theaterleute auf andere Gedanken zu kommen. Schließlich glaubte er aber, sich dieses Vergnügen aus Gewissensgründen versagen zu müssen. «Ich komme nicht mehr hinter deine Kulissen, David », bemerkte er zu Garrick, «die seidenen Strümpfe und weißen Brüste deiner Actricen haben etwas Aufreizendes.»   - (johns)

Theaterdichter (2)   Für den höheren Stab, die Dramaturgen, die Ausstatter und Maschinenmeister, sowie die Dramenschreiber und den ständig anwachsenden Kreis von Bewunderern, Beratern und Freunden hatte die Piscator-Bühne eine der großen Pensionsvillen am Wannsee-Ufer gemietet; Unterkunft, Essen und Spiele - - - alles frei. Dort, am Badestrand, unter dem Sonnensegel entstand dann jeweils das zur Aufführung vorbereitete Stück, in die zeitgemäße Politik interpretiert. Gedichtet wurde beim Dauerlauf um den See, bei Hoch- und Weitsprung und einem Unter-Wasser-Zirkus. Die Dramenschreiber waren hier allerdings bei weitem in der Minderheit, das Gros stellten literarische Avantageure, die von der Malik-Clique hineingeschoben wurden, sogenannte Russen, Franzosen und Upton-Sinclair-Leser dar. Ich nehme an, daß die meisten dieser Leute inzwischen wieder mit Socken handeln. - Franz Jung, Der Weg nach unten. In: Franz Jung, Schriften, Bd. 1, Salzhausen / Frankfurt am Main 1981

Theaterdichter (3)   Ein Autor, der nur ein einziges Theaterstück geschrieben hat, das nur ein einzigesmal auf dem, seiner Meinung nach besten Theater der Welt und genauso seiner Meinung nach nur von dem besten Inszenator auf der Welt und genauso seiner Meinung nach nur von den besten Schauspielern auf der Welt aufgeführt werden durfte, hatte sich schon bevor der Vorhang zur Premiere aufgegangen war, auf dem dafür am besten geeigneten, aber vom Publikum überhaupt nicht einsehbaren Platz auf der Galerie postiert und sein eigens für diesen Zweck von der Schweizer Firma Vetterli konstruiertes Maschinengewehr in Anschlag gebracht und nachdem der Vorhang aufgegangen war, immer jenem Zuschauer einen tödlichen Schuß in den Kopf gejagt, welcher seiner Meinung nach, an der falschen Stelle gelacht hat. Am Ende der Vorstellung waren nur noch von ihm erschossene und also tote Zuschauer im Theater gesessen. - Thomas Bernhard,  Der Stimmenimitator. Frankfurt am Main 1978

Dichter Theater

 

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