eekanne  Es war die Tat einer Teekanne, in mir unwiderruflich die Erkenntnis zu befestigen, daß allein der Entschluß und Mut zur Devastierung der eigenen Wohnräume die Tücke der Objekte für längere Zeit zurückzuscheuchen und zu bannen vermögen. Jene Teekanne, die ich schon sieben Jahre besaß, biß mich eines Morgens überraschend in den linken, nur mit  einem leichten Hausschuh bekleideten Fuß, eben als ich sie gefüllt aus der Küche gebracht hatte. Der Biß gelang ihr durch Vorstrecken des Schnabels und Fallenlassen mehrerer heißer Tropfen. Glücklicherweise behielt ich den Überblick, trotz des empfindlichen Schmerzes. Ich stellte die Kanne sorgfältig ab und neuerlich Wasser im Kessel auf die Gasflamme in der Küche; dazu bereitete ich die Teebüchse und eine andere Porzellankanne vor. Jene, die gebissen hatte, entleerte ich durch Fortschütten des frischen Tees, den sie enthielt, und ließ die Beißerin auskühlen. Endlich Posto fassend gegenüber einem Bilde unter Glas und Rahmen, welches mir verdächtig geworden war durch einen blinkenden Blick auf mein Unglück, der sehr leicht auch ein solcher des Einverständnisses mit der beißenden Teekanne gewesen sein konnte, ergriff ich nunmehr diese selbst, ging auf Distanz von etwa vier Meter vom Bilde und warf die Kanne wie einen Diskus mit kräftiger Wendung aus den Hüften. Die Leichen ließ ich vier Stunden an Ort und Stelle liegen. Nach dem Wurf hatte ich nur ein einziges Mal kurz und drohend gebrüllt. Es steht jedoch außer Zweifel, daß der exekutive Vorgang von zahllosen gestielten Äuglein im Zimmer ad notam genommen worden ist. Denn in diesem Räume blieb ich durch fast ein volles Jahr von allen Kniffen und Pfiffen, Bissen, Nücken und Tücken der insitzenden Objekte verschont. Erst nach Ablauf der angegebenen Zeit wagte es einmal mein Rasierapparat, mich am rechten Ohre zu zupfen. - Heimito von Doderer, nach: Vom Geheimnis der alltäglichen Dinge. Hg. Johannes Werner. Frankfurt am Main 1998

Teekanne (2)   Wenn ich behaupten würde, dass es zwischen Erde und Mars eine Teekanne aus Porzellan gäbe, welche auf einer elliptischen Bahn um die Sonne kreise, so könnte niemand meine Behauptung widerlegen, vorausgesetzt, ich würde vorsichtshalber hinzufügen, dass diese Kanne zu klein sei, um selbst von unseren leistungsfähigsten Teleskopen entdeckt werden zu können. Aber wenn ich nun weiterhin auf dem Standpunkt beharrte, meine unwiderlegbare Behauptung zu bezweifeln sei eine unerträgliche Anmaßung menschlicher Vernunft, dann könnte man zu Recht meinen, ich würde Unsinn erzählen. Wenn jedoch in antiken Büchern die Existenz einer solchen Teekanne bekräftigt würde, dies jeden Sonntag als heilige Wahrheit gelehrt und in die Köpfe der Kinder in der Schule eingeimpft würde, dann würde das Anzweifeln ihrer Existenz zu einem Zeichen von Exzentrizität werden. Es würde dem Zweifler in einem aufgeklärten Zeitalter die Aufmerksamkeit eines Psychiaters einbringen oder die eines Inquisitors in früherer Zeit. -  Bertrand Russell, nach Wikipedia

Teekanne (3)  Der Grund, wieso organisierte Religion offene Feindschaft verdient, ist, dass Religion, anders als der Glaube an Russells Teekanne, mächtig, einflussreich und steuerbefreit ist und systematisch an Kinder weitergegeben wird, die zu jung sind, sich dagegen zu wehren. Kinder sind nicht gezwungen, ihre prägenden Jahre damit zu verbringen, verrückte Bücher über Teekannen auswendig zu lernen. Staatlich subventionierte Schulen schließen keine Kinder vom Unterricht aus, deren Eltern das falsche Aussehen der Teekanne bevorzugen. Teekannen-Gläubige steinigen keine Teekannen-Ungläubigen, Teekannen-Renegaten, Teekannen-Ketzer und Teekannen-Lästerer zu Tode. Mütter warnen ihre Söhne nicht davor, Teekannen-Schicksen zu heiraten, deren Eltern an drei Teekannen statt an eine glauben. Leute, die ihre Milch zuerst einschenken, schießen nicht jenen, die den Tee zuerst einschenken, die Kniescheiben weg.  - Richard Dawkins, nach Wikipedia

Teekanne (4)  

- Richard Notkin

 

Tee

 

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