apferkeit   Die Männer haben mehrere Frauen, und in um so größerer Zahl, je größer der Ruf ihrer Tapferkeit ist: es ist ein bemerkenswert schöner Zug ihrer Ehen, daß mit der gleichen Eifersucht, mit der die unseren uns die Freundschaft und Gunst anderer Frauen verwehren, die ihren sie ihnen zu verschaffen streben. Da sie um die Ehre ihrer Männer mehr als um alles andere besorgt sind, so gehen sie mit allem Eifer darauf aus, so zahlreiche Gefährtinnen wie nur möglich neben sich zu haben, um so mehr, da dies ein Beweis der Tugend des Ehemanns ist. Die unsern werden dies als Wunder heschreien doch -   es ist keines, es ist die eigentliche eheliche Tugend, freilich auf ihrer allerhöchsten Stufe.

Und in der Bibel führten Lea, Rahel, Sara und die Weiber Jakobs ihren Männern ihre schönen Mägde zu; und Livia leistete den Gelüsten des Augustus zum eigenen Schaden Vorschub; und die Gemahlin des Königs Dejotarus, Stratonica, lieh nicht nur eine sehr schöne Kammerjungfer aus ihrem Gesinde zum Gebrauch ihres Gatten, sondern erzog sorgfältig deren Kinder und war ihnen dabei behilflich, ihrem Vater auf dem Thron nachzufolgen. - (mon)

Tapferkeit (2)  Ein italienischer Edler führte einmal in meiner Gegenwart diese Rede auf Kosten seiner Nation: der Scharfsinn der Italiener und die Lebhaftigkeit ihrer Auffassungsgabe sei so groß und lasse sie die Gefahren und Zufälle, die ihnen zustoßen könnten, so weit voraus erspähen, daß man sich nicht wundern dürfe, wenn man sie oftmals im Kriege sich in Sicherheit bringen sehe, ja sogar noch ehe sie die Gefahr gesichtet hätten; wir und die Spanier, die weniger feine Nasen hätten, wagten uns weiter vor, und man müsse uns die Gefahr mit Augen sehen und mit Händen greifen lassen, ehe wir davor stutzten, dann aber gebe es auch kein Halten mehr; die Deutschen und Schweizer jedoch, die ungeschlachter und schwerfälliger seien, hätten nicht Witz genug, sich eines Besseren zu besinnen, selbst dann kaum, wenn die Hiebe auf sie einhagelten. - (mon)

Tapferkeit (3) Die Kelten sind, wie ich höre, sehr wagemutige Menschen. So machen sie zum Gegenstand ihrer Lieder die Männer, die im Kriege ehrenvoll gefallen sind. Im Kampf tragen sie Kränze, und sie errichten auch Siegeszeichen, um sich ihrer Taten zu rühmen und um nach griechischer Art ein Denkmal ihrer Tapferkeit zu hinterlassen. Zu fliehen halten sie für derart schimpflich, daß sie oftmals auch dann nicht davonlaufen, wenn ihre Häuser einstürzen und zusammenbrechen, ja nicht einmal, wenn diese verbrennen und sie selbst von den Flammen ergriffen werden. Viele harren auch aus, wenn das Meer über seine Ufer tritt. Einige stürmen sogar mit Waffen auf die Wogen ein und halten ihrem Anprall stand, wobei sie die gezückten Schwerter und Lanzen vorstrecken, als ob sie die Wellen schrecken oder verwunden könnten. - (ael)

Tapferkeit (4) FECHTMEISTER: Bitte, mein Herr! Erst die Verbeugung. Körper grade halten. Etwas nach dem linken Schenkel geneigt. Beine nicht so spreizen. Füße auf einer Linie. Handgelenk gegen die Hüfte gekehrt. Degenspitze in Schulterhöhe. Arm nicht so straffen. Linke Hand in Höhe des Auges. Linke Schulter senken! Kopf grade. Festen Blick. Schritt vor! Körper ruhig halten, Schlagen Sie jetzt die Quart und parieren Sie. Eins, zwei. Erholen. Noch einmal. Fest auftreten. Sprung zurück. Wenn Sie schlagen, Herr, muß der Degen vorausgehen und der Rumpf zurückgebogen werden. Eins, zwei. Schlagen Sie jetzt die Terz und parieren Sie. Schritt vor. Körper grade. Noch einen Schritt! Zustoßen. Eins, zwei. Erholen. Noch einmal. Eins, zwei. Sprung zurück. Aufgepaßt, Herr, aufgepaßt. Er versetzt Jourdain einen oder zwei Hiebe Aufgepaßt!

JOURDAIN: Au!

MUSIKMEISTER : Sie machen es wunderbar.

FECHTMEISTER: Wie ich Ihnen schon sagte - die ganze Kunst läuft auf zweierlei hinaus: Hiebe austeilen und keine empfangen! Und wie ich Ihnen bereits gestern zeigte: es ist unmöglich, getroffen zu werden, wenn Sie den Degen Ihres Gegners aus der Linie Ihres Rumpfes schlagen, und dazu bedarf es nur eineri kleinen Bewegung des Handgelenks, entweder nach außen oder nach innen.

JOURDAIN : So kann man, ohne tapfer zu sein, seinen Mann mit Sicherheit erstechen, ohne erstochen zu werden. - Molière, Der Bürger als Edelmann. In: Molière, Werke. Übs.  Arthur Luther, R. A. Schröder, Ludwig Wolde. Wiesbaden 1954 u.ö. (Insel)

Mut Festigkeit
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Standhaftigkeit
Synonyme