agebuchschreiben
Schluß jetzt! Wäre es nicht besser, dieses verdammte Tagebuch ganz aufzugeben
und ein ehrenhafteres Verdauungsmittel zu finden, einen weniger bitteren Digestif
oder Aperitif, einen, der meiner fundamentalen Gleichgültigkeit weniger unbekömmlich
ist? Alles strengt mich an, und ich selbst, der erbarmungsloseste Schänder meiner
selbst, setze mir auch noch auf diesen Seiten zu. O bodenloser Wahnsinn: Es
stimmt nicht, daß das eine Prüfung ist, daß Gott mich aus Liebe bis an die äußersten
Grenzen drängt. Nein, aus diesen Seiten ergibt sich nichts und kann sich auch
nichts ergeben; höchstens daß später irgendein Nachkömmling von mir sie lesen
wird, ohne seinerseits etwas daraus zu entnehmen und, wie gewohnt, ohne überhaupt
zu begreifen, worum es geht. Und für solche Nachfahren soll man sich schinden
und seinen Zustand bloßlegen etc.? Nein wirklich: Die Literatur ist immer Zeitvertreib
und Unterhaltung. Die geschriebene dient niemandem; und die andere, vielleicht
die wahre, ist nichts als Rauch, der sich für einen Augenblick verdichtet und
gleich darauf wieder verweht, ohne daß man ihn einfangen könnte. Die Literatur
ist nicht das Leben (eine simple Feststellung übrigens, ohne Urteil). -
(land3)
Tagebuchschreiben (2) Ich war dazu bestimmt ein intimes Tagebuch zu führen, sagt er zu seinem Freund Mortin, das ist ein Genre für faule Leute.
Mortin hüstelt und antwortet ja, wenn es nicht so viele faule Leute gegeben hätte, gäbe es weniger intime Tagebücher. .- (rp)
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