ystem (11)  Es ist anzumerken, daß es von den ältesten Zeiten her zwei, die künftige Ewigkeit betreffende, Systeme gegeben hat: eines das der Unitarier derselben, welche allen Menschen (durch mehr oder weniger lange Büßungen gereinigt) die ewige Seligkeit, das andre das der Dualisten, welche einigen Auserwählten die Seligkeit, allen übrigen aber die ewige Verdammnis zusprechen. Denn ein System, wornach alle verdammt zu sein bestimmt wären, konnte wohl nicht Platz finden, weil sonst kein rechtfertigender Grund da wäre, warum sie überhaupt wären erschaffen worden; die Vernichtung aller aber eine verfehlte Weisheit anzeigen würde, die, mit ihrem eignem Werk unzufrieden, kein ander Mittel weiß, den Mängeln desselben abzuhelfen, als es zu zerstören. - Immanuel Kant, Das Ende aller Dinge

System (12) Des Deutschen unvorteilhafte Seite ist sein Hang zum Nachahmen und die geringe Meinung von sich, original sein zu können (was gerade das Gegenteil des trotzigen Engländers ist); vornehmlich aber eine gewisse Methodensucht, sich mit den übrigen Staatsbürgern nicht etwa nach einem Prinzip der Annäherung zur Gleichheit, sondern nach Stufen des Vorzugs und einer Rangordnung peinlich klassifizieren zu lassen und3 in diesem Schema des Ranges, in Erfindung der Titel (vom Edlen- und Hochedlen, Wohl- und Hochwohl-, auch Hochgeboren) unerschöpflich und so aus bloßer Pedanterei knechtisch zu sein; welches alles freilich wohl der Form der Reichsverfassung Deutschlands zugerechnet werden mag; dabei aber sich die Bemerkung nicht bergen läßt, daß doch das Entstehen dieser pedantischen Form selber aus dem Geiste der Nation und dem natürlichen Hange des Deutschen hervorgehe: zwischen dem, der herrschen, bis zu dem, der gehorchen soll, eine Leiter anzulegen, woran jede Sprosse mit dem Grade des Ansehens bezeichnet wird, der ihr gebührt, und der, welcher kein Gewerbe, dabei aber auch keinen Titel hat, wie es heißt, nichts ist; welches denn dem Staate, der diesen erteilt, freilich was einbringt, aber auch, ohne hierauf zu sehen, bei Untertanen Ansprüche, anderer Wichtigkeit in der Meinung zu begrenzen, erregt, welche andern Völkern lächerlich vorkommen muß.  - Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798)

System (13) Am Anfang der Kosmogonie von Basilides gibt es einen Gott. Diese Gottheit ermangelt auf majestätische Art eines Namens ebensowohl wie eines Ursprungs; daher ihre annähernde Benennung »pater innatus«. Ihr Medium ist das pleroma oder die Fülle: das unbegreifliche Museum der platonischen Archetypen, der intelligiblen Wesenheiten, der Universalien. Als Gott ist er unwandelbar, doch gingen aus seiner Ruhe sieben subalterne Gottheiten hervor, die, indem sie sich zum Handeln herabließen, einen ersten Himmel stifteten und ihm vorstanden. Aus dieser ersten demiurgischen Corona trat eine zweite hervor, auch sie mit Engeln, Mächten und Thronen, und diese begründete einen anderen niedrigeren Himmel, der das symmetrische Duplikat des ursprünglichen war. Dieses zweite Konklave wurde in einem dritten reproduziert und dieses in einem noch rangniedrigeren und so fort bis 365. Der Herr des untersten Himmels ist der Herr der Heiligen Schrift, und sein Bruchteil an Göttlichkeit beträgt nahezu Null. Er und seine Engel begründeten diesen sichtbaren Himmel, kneteten diese bedeutungslose Erde, auf der wir gehen, und teilten sie dann untereinander auf. Das vernünftige Vergessen hat die Fabeln verwischt, die diese Kosmogonie zum Ursprung des Menschen beitrug, doch erlaubt uns das Vorbild anderer zeitgenössischer Phantasien, diese Lücke auszugleichen, wenn auch nur unbestimmt und vermutungsweise. In dem von Hilgenfeld publizierten Fragment hatten die Finsternis und das Licht von jeher koexistiert, ohne einander zu erkennen; als sie einander schließlich ansichtig wurden, kehrte sich das Licht nach einem flüchtigen Blick sogleich ab; die verliebte Dunkelheit indessen bemächtigte sich seines Reflexes oder Gedächtnisses, und so entstand der Mensch. In dem ähnlichen System von Satornilos gewährt der Himmel den schaffenden Engeln eine momentane Schau, und nach seinem Bilde wird der Mensch erschaffen, doch kriecht er am Boden hin wie eine Schlange, bis der Herr aus Erbarmen einen Funken seiner Macht auf ihn überträgt. Auf das gemeinsame Element in diesen Erzählungen kommt es an: unsere übermütige oder schuldhafte Improvisation durch eine mangelhafte Gottheit aus undankbarem Stoff. Ich komme auf die Geschichte von Basilides zurück. Angesichts der von den plumpen Engeln des hebräischen Gottes geplagten Menschenherde erbarmte sich ihrer der zeitlose Gott, der ihr einen Erlöser zubestimmte. Dieser mußte einen illusorischen Leib annehmen, da das Fleisch erniedrigt. Sein von Leiden unberührtes Scheinbild hing öffentlich am Kreuz, aber der essentielle Christus durchquerte die einander überlagernden Himmel und wurde wieder Teil des pleroma. Er durchmaß sie ungefährdet, da er die geheimen Namen ihrer Gottheiten wußte. »Und diejenigen, so die Wahrheit dieser Geschichte wissen«, schließt das von Irenäus überlieferte Glaubensbekenntnis, »werden sich frei wissen von der Macht der Fürsten, die diese Welt erbaut haben. Jeder Himmel hat seinen eigenen Namen und ebenso jeder Engel und Herr und alle Mächte dieses Himmels. Wer ihre unvergleichlichen Namen weiß, der wird sie unsichtbar und sicher durchqueren gleich dem Erlöser. Und so wie der Sohn von keinem wiedererkannt wurde, so auch nicht der Gnostiker. Und diese Geheimnisse sollen nicht kundgemacht werden, sondern bewahrt in Stillschweigen. Erkenne alle, auf daß keiner dich erkenne.« - Jorge Luis Borges, Eine Rechtfertigung des falschen Basilides,  in: ders., Kabbala und Tango. Essays. Frankfurt am Main (Fischer-Tb., zuerst 1931)

System (14)  Ganz in die Mathematik hineingelebt, meinten die Pythagoräer, daß ihre Zahlenprinzipien die Prinzipien alles Seienden wären. Da aber in der Mathematik die Zahlen von Natur aus das Erste sind und die Pythagoräer in den Zahlen viele Ähnlichkeiten mit dem, was ist und dem, was wird, zu sehen glaubten, und zwar mehr als in den Elementen Feuer, Luft, Erde und Wasser, und indem sie ferner die Eigenschaften und Verhältnisse der musikalischen Töne in Zahlen fanden, so hielten sie, da das andere seiner ganzen Natur nach den Zahlen nachgebildet schien, die Zahlen aber als das Erste in der ganzen Natur galten, die Elemente der Zahlen für die Elemente alles Seienden und das ganze Himmelsgewölbe für Harmonie und Zahl. Die eine Erscheinungsform der Zahl sollte die Gerechtigkeit sein, eine andere die Seele oder der Verstand; andere Erscheinungsformen sollten Zeit und Gelegenheit sein und damit alles und jedes, was es sonst noch gibt. Und was sie nun alles an Übereinstimmungen zwischen den Zahlen und Harmonien einerseits und den Eigenschaften und den Teilen des Himmels und der ganzen Welt andererseits aufzuzeigen hatten, das sammelten sie und stellten es einander vergleichend gegenüber. Und wenn es dann irgendwo fehlte, mußte ein künstlicher Kitt helfen, um überall Zusammenhang in das System zu bringen. Ich meine z. B. dieses: da die Zehnzahl das Vollkommene zu sein scheint, und es ferner scheint, als umfasse sie das ganze Gebiet der Zahlen, so müssen demzufolge auch zehn der am Himmel kreisenden Sternkörper existieren. Da es aber nur neun gibt, die man sehen kann, so konstruierten sie eigens einen zehnten Körper, die (unsichtbare) Gegenerde. - Aristoteles, Metaphysik. Nach  (zahl)

System (15) Die vegetative Lebenskraft ist bestimmt durch ihren Hunger nach Sonne, die animalische Lebenskraft durch ihren Drang nach Raum. Jene ist statisch, diese ist dynamisch. Der Lebensstil der Pflanzen, geradliniger Geschöpfe, ist reine Beharrung. Der Lebensstil der Tiere, schweifender Geschöpfe, ist freie Bewegung.

Der substantielle Unterschied zwischen dem pflanzlichen und dem tierischen Leben gründet sich auf einen Begriff. Den Begriff des Raums. Die Pflanzen wissen nichts von ihm; die Tiere besitzen ihn. Die einen, sagt Korzybski, leben durch Ansammlung von Energie; die anderen durch Anhäufung von Raum. Über beide Daseinsweisen, die statische und die erratische, breitet das menschliche Dasein seine überlegene Eigenart aus. Worin besteht diese hochüberlegene Eigenart des Menschen? Darin, daß er, nah verwandt der Pflanze, die Energie ansammelt, sowie dem Tier, das Raum anhäuft, als Mensch Zeit ansammelt. - Francisco Luis Bernárdez, nach Jorge Luis Borges, Kabbala und Tango. Essays. Frankfurt am Main 1991 (Fischer-Tb., zuerst 1931)

System (16)  Wenn man in einem bestimmten Ökotop beobachten kann, daß zunächst die Tierpopulation A anwächst, gefolgt von einem Anwachsen der Tierpopulation B, und wenn man dann beobachten kann, daß die Population A abnimmt und in der Folge auch die Population B, dann kann man vermuten, daß die Tiere vom Typ B sich von den Tieren vom Typ A ernähren und beide Populationen ein «Räuber-Beute-System» bilden. - Dietrich Dörner, Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen. Reinbek b. Hamburg 1992 (rororo Sachbuch 9314)

System (17)   Ich will das an einem typischen Verbrechen näher erläutern. Es ist völlig gleichgültig, ob es sich dabei um eine Bagatelle wie Taschendiebstahl handelt oder um einen großangelegten Banküberfall. Für die Tat selbst übernimmt der Verbrecher oder die Verbrecherbande fast immer die ausschließliche Verantwortung. Nach der Tat jedoch ergibt sich ein neues Problem. Man muß die Beute sichern, und zwar so sichern, daß sie nicht entdeckt wird. Und der Verbrecher muß sich vor Verhaftung schützen. Dazu braucht er fremde Hilfe; entweder einen Hehler oder einen gerissenen Anwalt, vielleicht auch ein paar Zeugen für ein falsches Alibi oder eine gute Verbindung zur Polizei oder zu einflußreichen Politikern. Wie dem auch sei, er ist nach der Tat fast immer auf Außenstehende angewiesen. Er wendet sich also an jemanden, den er kennt oder von dem er schon mal gehört hat. Nennen wir diesen Jemand jetzt A. Dieser A findet die Sache ein wenig heikel und zieht daher B zu Rate. Wie Sie sehen, meine Herrschaften, haben wir uns bereits von dem ursprünglichen Verbrechen ganz erheblich entfernt. Und B vergrößert den Abstand noch mehr, indem er C als seinen Helfershelfer anwirbt. C stößt bei der Sache auf einen Haken und wendet sich an D. Und nun sind wir schon ganz nahe bei der Endstation. D kennt X und weiß, wie man sich mit ihm in Verbindung setzt.

In New York werden jeden Monat Tausende von Verbrechen begangen, vom kleinsten Diebstahl bis zu den schwersten Kapitalverbrechen. In den meisten Fällen werden die Schwierigkeiten, die sich nach der Tat ergeben, von dem Täter selbst, beziehungsweise von A oder B oder C erledigt. Aber in sehr vielen Fällen wird auch D hinzugezogen, und was D erreicht, das erreicht auch X. Ich habe keine Ahnung, wie viele D's es gibt, aber ihre Zahl ist sicher nicht groß, denn sie werden alle von X ausgewählt. Jeder einzelne wird auf Herz und Nieren geprüft, denn X weiß genau, daß er einen D, den er einmal angenommen hat, unter allen Umständen und um jeden Preis decken muß. Ich möchte annehmen, es gibt nur sehr wenige D's. Sollte nun einer dieser D's aus irgendwelchen Gründen gezwungen sein, Verrat zu üben, dann dürfte auch in diesem Fall für ihn gesorgt sein - in höchst unliebsamer Weise - versteht sich. - Nero Wolfe, nach: William S. Baring-Gould, Nero Wolfe, 35th Street West, New York City. Berlin u.a. 1972 (Ullstein Buch 2861, zuerst 1969)

"System" (18) gab sich als Engländer aus und kohlte einen naiven Filmroman über sich. er sagte, er sei Londoner, habe dort eine eigene Apotheke gehabt und habe nicht nur seine Apotheke, sondern auch seine Ehegattin im Kartenspiel an ihren Geliebten verloren. Das Spiel war das einzige, was diesem Menschen einen interessanten Anstrich gab. Er hatte sich ein System für das Hazardspiel zurechtgedacht und wollte damit Millionen verdienen.  Er lebte aber nicht von dem Gewinn, sondern von Diebstählen und Einbrüchen, und das Geld, was er auf diese Weise erwarb, verspielte er in dem Kundenrestaurant Rue Notre Dame de Lorette in Paris. Sein System bestand darin, daß er glaubte, wenn der König verspiele, so müsse unbedingt das Aß gewinnen und umgekehrt. Und auf dies Dummheit setzte er sein ganzes Geld, Tausende von Franken, die er stahl, und oft bettelte er von den Kunden ein Stück Brot, weil er hungerte. - (szi)

System (19)  Sie hoben mich in die Höhe an einen Platz, wo da war die Erscheinung eines brennenden Feuers; und wenn es ihnen gefiel, so nahmen sie die Gestalt von Menschen an. Sie führten mich auf einen hohen Ort, auf einen Berg, dessen Spitze bis zum Himmel reichte. Und ich sah die Behältnisse des Lichtes und des Donners an den Enden des Platzes, wo er am tiefsten war. Da war ein Bogen von Feuer, und Pfeile in ihrem Köcher, ein Schwert von Feuer und jede Art von Blitz. Alsdann hoben sie mich in die Höhe zu einem plätschernden Strome und zu einem Feuer im Westen, welches aufnahm jeden Untergang der Sonne. Ich kam zu einem Fluß von Feuer, welcher floß wie Wasser, und sich ausleerte in den großen See gegen Westen. Ich sah alle breiten Flüsse, bis ich zu der großen Finsternis kam. Ich ging dahin, wohin alles Fleisch wandert, und ich schaute die Berge der Dunkelheit, welche Winter macht, und die Stelle, von wo das Wasser ausströmt in jeden Abgrund.Ich sah auch die Mündungen aller Flüsse in der Welt und die Mündungen in der Tiefe. Ich überblickte dann die Behältnisse aller Winde, und nahm wahr, daß sie beitrugen zur Zierde der ganzen Schöpfung, und zur Erhaltung der Grundlage der Erde. Ich betrachtete den Stein, welcher die Winkel der Erde trägt. Ich sah auch die vier Winde, welche die Erde und das Firmament des Himmels stützen. Und ich sah die Winde wirksam an der Höhe des Himmels, welche  in der Mitte des Himmels und der Erde entstehen und die Pfeiler des Himmels bilden.  Ich sah die Winde, welche den Himmel drehen, welche den Kreis der Sonne und aller Sterne untergehen lassen, und über der Erde sah ich die Winde, welche die Wolken tragen. Ich sah den Pfad der Engel. Ich nahm wahr an dem Ende der Erde das Firmament des Himmels über ihr. Alsdann ging ich gegen Süden zu, wo sowohl bei Tage als bei Nacht sechs Berge brannten, gebildet von herrlichen Steinen, drei gegen Osten und drei gegen Süden.  Diejenigen, welche gegen Osten waren, waren von einem bunten Stein; einer davon war von Perle und ein anderer von Spiesglas. Die gegen Süden waren von einem roten Stein. Der mittlere reichte bis zum Himmel, gleich dem Throne Gottes von Alabaster, dessen Spitze war von Saphir. Ich sah auch ein glänzendes Feuer, welches war über allen den Bergen. Und da sah ich einen Platz auf der anderen Seite eines ausgedehnten Landes, wo Wasser angesammelt war. Ich sah auch irdische Quellen tief in den feurigen Säulen des Himmels. Und in den Säulen des Himmels sah ich Feuer, welche herabstiegen ohne Zahl, doch weder in die Höhe noch in die Tiefe. Über diesen Quellen nahm ich auch einen Platz wahr, welcher weder das Firmament des Himmels über sich hatte, noch den festen Grund unter sich; weder war Wasser über ihm, noch irgend etwas zur Seite, sondern der Platz war öde.   - Buch Henoch

System (20) Zwei Prinzipien.

»Das Trockene und das Feuchte oder die Kälte und die Hitze oder die Ruhe und die Harmonie und die ungleichmäßige Bewegung oder das Licht und die Finsternis oder das Reine und das Unreine oder die Freiheit und die Sklaverei oder das Himmlische und das Irdische oder das Gute und das Böse oder das Leichte und das Schwere oder der himmlische Äther und die irdische Atmosphäre, usw. (was alles eins ist); diese Aufteilung der Elemente in zwei oder dieser Dualismus, den der Wasserstoff (oder das Alkali) und der Sauerstoff (oder die Säure) uns vor Augen führen und der die Basis der alten chinesischen Philosophie sowie die des Moses und der ganzen Bibel gewesen ist, ist die reinste und wahrhaftigste von allen Philosophien und es ist auch die, die wir uns in der gesamten W. von G. zu eigen gemacht haben.«.

Fünf fundamentale Gesetze.

Gesetz 41.111: Die Unreinheit vertreibt die Anmut.

Gesetz 72.169: Wenn die Reinheit beim Menschen herrscht, verjagt sie die Unreinheit oder bringt sie zum Schweigen.

Gesetz 76.20: Je mehr Analogie oder Materialähnlichkeit ein Körper mit einem anderen hat, umso weniger hat er die Neigung, sich mit ihm zu verbinden; das heißt, umso weniger Anziehung oder Affinität hat er für ihn. Gegengesetz: Je weniger Analogie ein Körper mit einem anderen hat, umso mehr hat er die Neigung, sich mit ihm zu verbinden.

Gesetz 75.97: Es gibt eine Reinigung oder eine Vervollkommnungsfähigkeit und eine Erhöhung der unreinen Materie und sie vollzieht sich durch das Kalorische oder die Bewegung.

Sechs Ursubstanzen.

»Der Äther ist ein sehr nahekommendes Synonym des Wortes sublimer Stoff; es ist die Frau des sublimen Stoffes und er besteht aus mehr oder weniger oxydiertem Kohlenstoff. Der Äther ist also ein Ei oder ein Schwamm oder eine vom Lauf oder der Arbeit der Elektrizität vorbereitete Regel. Der sublime Sfoff'ist der Strom des Lebens, der vom Thron Gottes kommt, und der Äther ist das für diesen Strom und seine Verzweigungen bereitete Bett. Und die Atmosphäre der Welten ist ein mehr oder weniger oxidierter Äther. Und die Gnade ist die reine Elektrizität. Und hier diese Wörter in der Reihenfolge ihrer Potenz. Gnade, sublimer Stoff, Äther, Geist Satans, Magnetismus, Atmosphäre (die drei letzteren stellen die höllischen Mächte dar, das heißt, sie sind von sich aus zu nichts Gutem imstande).«

Injektionen und Exkretionen.

»Der Wasserstoff oder die reine Elektrizität stellt die Injektionen dar; der Magnetismus oder Sauerstoff oder unreine Elektrizität stellt die Exkretionen dar.

Wir verstehen unter Injektionen oder Absorptionen oder Endosmose alles, was den Menschen berührt oder was in seinen Körper eindringt, sei es über die Sinne und über die Hautöffnungen, sei es über die Poren und die Lymphgefäße. So in erster Linie das Einatmen der Luft und aller Milieus, dann die Hilfsmittel, das Essen, das Trinken, die Lockerung des Fleisches oder die Leidenschaften und die fleischlichen Sünden, fleischliche Anziehungskraft oder weltliche Freundschaft, die Resorptionen, die Laszivität, die Hitze des Fleisches, die Berührung oder die wie auch immer geartete Nachbarschaft eines anderen Wesens oder Dings oder Apparats, oder materiellen Gegenstands, ob flüssig oder gasförmig, mit unserem Körper, der Anblick eines Menschen oder eines Gegenstands, der unsere Sinne oder Leidenschaften beeinflußt, die Emanationen aller Art oder Gerüche, die Geschmäcker, die Farben, die Töne, oder das Wort, oder die Musik, der Takt und das Denken.

Wir verstehen unter Exkretionen oder Ausdünstungen oder Ejektionen oder Exosmosen alles, was aus dem Körper des Menschen kommt. So in erster Linie die Atmung oder Ausatmung, dann die Exkremente und das Erbrochene oder die Fäkalstoffe, die Winde der oberen und der unteren Hälfte des Körpers, der Speichel, die Spucke, der Schweiß, der Rotz, die unsichtbaren Emanationen und Ausdünstungen aller Art, die aus unserem Körper kommen, sei es im Zustand des Lebens oder des Todes, die Ausscheidungen des Urins, des Spermas, der Tränen und anderer; die Blut-, Wasser-, Flüssigkeits-, Eiter- und Feuchtigkeitsverluste sowie andere; das Schwitzen oder die Ausdünstung, die Ausscheidungen aller Art; die Talgabsonderungen der Haut und die Säuren und Fette, die sie abstößt; Ausflüsse, die Jauche, der Bart, die Haare, die Behaarung, die Hörner, die Fingernägel, abgestorbene Haut, Geschwüre, Schwielen, Kallus, Verhärtungen, Fisteln, Pickeln, Abszesse, Gewächse, Mißbildungen, Syphiloiden, Schankern, Beulen, Anschwellungen, Blasen, Grützbeutel, Entzündungen, äußere Drüsen, Mundfäule, Höcker, Drüsengeschwülste, Pusteln und die Ausflüsse aller Art, Jauche, stinkende Wasser oder andere, die Ausscheidungen oder Entleerungen, die dem Gebären vorausgehen oder ihm folgen; die Placenta, die Wasser des Amnion, die Abtreibung, die Mißbildungen, der Wochenfluß, Eiter und Gifte, Impfstoffe und Viren aller Art; die Transsudation, die Perspiration, die Schleimbildung; mit einem Wort die gesamte Diaphore und alles, was aus den Körperöffnungen, Poren und Lymphgefäßen kommt und sogar alle inneren Sekretionen, die die oben aufgezählten Stoffe produzieren, jedes wie auch immer geartete Serum, die Eiweiße, die Nodusstoffe, der Schmant, der Nierengries und die Blasensteine.

. . . Schließlich der Irrtum, die Lüge, die Heuchelei und alle bösen Töne, Zeichen, Bewegungen, Formen, Blicke, Begegnungen, Ansichten, Schriften, Zeichnungen, Figuren, Embleme, Typen, Farben, Magien, Phantasmagorien, ob böse oder unrein oder unzüchtig; der Magnetismus, Somnambulismus und die gesamte Litanei der phythonico-mesmerischen Erfindungen, welcher Art sie auch immer sein mögen. Alle unnützen, trügerischen und bösen oder müßigen Zeichen, Reden oder Worte. Die bösen Gedanken und alle bösen Taten oder Sünden des Menschen.

. . . alle Gifte und unreinen oder schmutzigen Stoffe des Erdballs sind unter dem Namen Exkretion eingeschlossen:

dies sind der Schlamm, die Erde, der Unrat, der Abschaum, der Ausschuß, der Abfall, die Lumpen, der Kehricht, der Staub, der Schmutz, die Manipulation, die Unreinheit, die Sauerteige, der Dreck, das Gift, die Liederlichkeit, die alten Häuser, der Schrott, der Versatz, der alte Gips, die Menschen von der untersten Sprosse der Leiter, die Fäulnis, die Verwesung, der Kötel, die Hefe, der Schlick, der Bodensatz, der Abschaum, die grüne Materie, die bunten Materien und vor allem die von den oben bezeichneten Unreinheiten gefärbten, die Säuren, jeder faulige oder verdorbene Stoff, der Misthaufen, die schlechten Gesellschaften, die Gottlosen, die Unreinen, die Heuchler, die Betrüger, die Verderber, die Diebe und alle die, die unter der Fahne des Satans stehen, das heißt die Fleischlichen oder Sinnlichen oder Weltlichen, die leider 90 Hundertstel der Menschheit ausmachen . . . der Wurmfraß, die Verwesung, die Oxydierung, die schlaflose Nacht, die unreine Luft, die Weichheit, die Unzulänglichkeit der Bewegung, die geschlechtlichen Sünden, die schlechten Sitten, die unreinen Kleider, die Leidenschaften.«

Ursprung der Welt.

». . . es sind die pflichtvergessenen Engel, die das sichtbare materielle Universum mit ihren Exkretionen gebildet oder geschaffen haben . . .

Im materiellen Universum sind die Sonnen der Mittelstamm der Unreinheit; die Kometen sind die Wurzeln, Äro-lithen und höllische Geister sind die Zweige, die Planeten sind die Blüten und der Magnetismus ist der Saft.«

Die Sonne.

»Die Sonne ist folglich einer der Satane des Universums; wie ein wahrer Tartüff trägt sie den Mantel Gottes. Sie ist ein geweißtes Grab, das innen voller Knochen und Verwesung ist, Satan kleidet sich, um die Menschen zu täuschen, als Lichtengel.

. . . Die Sonne ist unrein . . . Der Kern ist kotig, es ist die Abtrittgrube unseres Systems, doch die Hülle wird von den Seelen der Verdammten der verschiedenen Planeten gebildet, und diese Seelen sind zusammengesetzt aus S.E. und aus unreiner Materie. Sie leben in einer bitter-galligen und furchtbaren Reibung und werden von den Ausdünstungen des Kerns ernährt. Doch diese fieberhafte Bewegung ähnlich den Achsenlagern einer elektrischen Maschine zieht auf Grund des Gesetzes 76.20 die S.E. aus den interstellaren Räumen an, und gerade diese Anziehung bringt die Umlaufbahn der Planeten und Kometen hervor. Die in der Sonne angekommene S.E. kann auf Grund unseres Gesetzes 41.111 nicht dort bleiben; sie bemächtigt sich also seiner Gemahlin, des Kohlenstoffs, enthalten in den Seelen der Verdammten, und nach allen Seiten hin ausstrahlend, bringt sie das Leben und das Sein auf alle Globen unseres Systems.

. . . Alles, was der Mensch auf Erden tun kann, ist die Natur kopieren und er gelangt nur dann zur Vollkommenheit, wenn sein Werk dem Gottes gleicht; folglich: er müßte, im Großen, Sammelbecken anlegen mit den Exkrementen reiner Tiere und sehr zivilisierter Menschen und den Magnetismus einfangen, den diese ausstrahlen; aber das ist etwas Unmögliches, da es hienieden keine reinen Wesen gibt. Eine Stadt wie Paris zum Beispiel ist eine Sonne, denn es gibt eine halbe Million Teufel, die sich auf fünfzigtausend und mehr Abortgruben stürzen . . .

Die Menschen sind kleine, ambulante Sonnen . . .« - (lim)

System (21) Demonville, Antoine-Louis Guenard, geboren in Paris am 24. Februar 1779, Autor von Das wahre System der Welt und von 35 anderen, zwischen 1812 und 1852 erschienenen Büchern und Broschüren).

Das einzig Reale sind die Erde, die Sonne und der Mond. Alles übrige ist eine Katoptrikillusion. Venus und Merkur sind nur Doppelspiegelungen der Sonne und des Mondes auf Polareis. Der Himmel ist nicht kugelförmig; er bildet eine horizontale Ebene, in die die Sterne hineingestellt sind. Der innere oder südliche Himmel ist nur ein gespiegelter Himmel. Die Sonne ist fünfzehnhundert Meilen von der Erde entfernt undsoweiter.

Jules Maigron, aus Montpellier, hat 1838 in Paris unter dem Pseudonym Nelson veröffentlicht: Universalmotivismus, Entdeckung der Sonnenumdrehung; Neues Weltsystem, und in Montpellier, 1866: Die Illustrierten Sics. Die astronomische Revolution. Neues Weltsystem, Neue Uranographie, Metaphysik, Physik, Chemie, Kosmogonie; Entdeckungen über die Ursachen der Winde, des Regens, des Schnees, des Hagels, der Stürme, Möglichkeiten, sie vorherzusagen. Entdeckungen über die Holle, das Paradies, das Lebensprinzip. Im Anhang: Die Kunst immer zu leben!

Die Sonne ist nicht größer als die Erde, da sie ständig erleuchtet und zur Hälfte verhüllt ist. Der Mond hält sich auf der Atmosphäre wie eine Blase voller Luft auf dem Wasser. Der Umlauf der Erde wird durch einen innerirdischen Motor herbeigeführt. Die gelben, schwarzen und roten Rassen stammen von Mondbewohnern ab, die vom Mond herabgefallen sind, als dieser auf die Erde stieß; der Aufprall war so stark, daß der Äquator an die Pole sprang und nur unvollkommen seinen ursprünglichen Platz wieder einnahm. Was die Weißen angeht, so stammen sie von Adam ab, den Gott 4000 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung in Ceylon schuf. Die Verdammten werden von innerirdischen Triebwerken zermalmt. Das Paradies befindet sich auf dem Saturn. (Es wäre sehr langwierig und schwierig verständlich zu machen, wie ich durch Phantasie, Vergleich, Vernunft, vom Bekannten zum Unbekannten gehend, vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, schließlich soweit gekommen bin, die Erwählten in der Phantasie zu sehen.) Pi gleich 5 Vs. (Die Entdeckung des genauen Verhältnisses des Durchmessers und des Radius zum Kreisumfang ist ein Wunder an menschlicher Phantasie; ich veröffentliche sie nicht nur, um den Mathematikern nützlich zu sein, sondern auch um zu beweisen, daß der, der imstande war, diese bis heute unmögliche Art von Wunder zu vollbringen, wirklich in der Lage ist, die Ursachen aller himmlischen Erscheinungen entdeckt zu haben und zu erklären.) Undsoweiter.

Mandy, gebürtig aus Lyon, Autor von Der Naturismus, erschienen 1865.

Die Erde ist hohl und so leicht wie ein Ballon, da sie sich in der Luft hält. 1502 Jahre und 10 Tage sind von dem Zeitpunkt, an dem die Erde erkaltet ist, bis zur Sintflut vergangen. Das Paradies ist genau in die Richtung gewandt, in der Gott ist, folglich zum Sirius hin; am niedrigsten Punkt des Paradieses muß die Wärme etwa 25 Grad Réaumur sein. Undsoweiter.

Abbé P. Matalène, Autor des Anti-Kopernikus, Neue Astrometrie, erschienen 1842.

Die Sonne hat einen Meter Durchmesser; ihre maximale Entfernung von der Erde (während der Wintersonnenwende natürlich) beträgt 7812 Meilen. Der Stern Venus ist nicht so dick wie eine Orange (54 Millimeter Durchmesser). Die Erde ist größer als alle in der Masse vereinigten Himmelskörper. Undsoweiter.

Renault de Bécourt oder Regnault de Bécourt, Autor von Die Erschaffung der Welt, Philadelphia, 1815, 2. Ausg. Givet, 1816, engl. Übers. London, 1827, und von Das Grab aller Philosophien, Briey, 1854.

Der Durchmesser des Mondes beträgt 18 oder 19 Meilen und seine Entfernung zur Erde ungefähr 80. Der Durchmesser der Sonne ist kleiner als der des Mondes, da dieser sie verfinstert und ihre Entfernung nur 40 Meilen ungefähr beträgt. Die Entfernung der Erde zum Firmament, eine feste, durchsichtige Konkretion von blauer Farbe, beträgt annähernd 500 Meilen. Das Firmament bildet die Schale des Universums, denn die Welt ist ein Ei, dessen Eiweiß die Luft ist und dessen Eigelb die Erdkugel. Die Erde ist zuerst eine kugelförmige Masse aus fleischigen und belebten Materien gewesen, aus der alle pflanzlichen und tierischen Gattungen hervorgegangen sind. Ihre Überreste, ihre Stuhlentleerungen und ihre Leichen haben die erste Sedimentschicht gebildet. Alle himmlischen Körper kommen von hienieden und bestreiten hieraus ihren Lebensunterhalt. Infolge der Erbsünde, die die ursprüngliche Ordnung zerstörte, müssen diese sich jetzt abmühen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verschaffen; von daher Blitze, Donner sowie Ebbe und Flut. Undsoweiter.

 - (lim)

 System (22)  Die vier beschließen, sich mit allem zu umgeben, »was die Sinne durch die Lüsternheit befriedigen kann« und sich »der Reihe nach« über sämtliche Laster und sexuelle Perversionen unterrichten zu lassen.

Nach langem Suchen finden sie vier alte Frauen, die viel erlebt haben und viel wissen. Sie kennen alle sexuellen Verderbtheiten und verstehen es, sie übersichtlich zusammenzufassen.

Die erste soll nur die hundertfünfzig einfachsten, verbreitetsten und gröbsten Perversionen aufzählen. Die zweite eine gleiche Zahl »seltsamerer und komplizierterer« Verirrungen vorführen, bei denen ein oder mehrere Männer mit mehreren Frauen zu tun haben. Die dritte soll hundertfünfzig Handlungen aufzeigen, die gegen die Gesetze, die Natur und die Religion verstoßen. Die Exzesse letzterer Kategorie führen zum Mord, und die Mordgelüste sind so vielseitig, daß die vierte Erzählerin hundertfünfzig entsprechende Torturen nennen muß.

Die vier Wüstlinge wollen diese Hinweise mit ihren eigenen Frauen und anderen Objekten ausprobieren.

Die vier Geschichtenerzählerinnen, deren Kenntnis außergewöhnlich ist, sind ehemalige Prostituierte, die es zu Bordellbesitzerinnen gebracht haben.

Die Duclos ist achtundvierzig Jahre alt. Sie ist noch gut beisammen.

Die Chanville ist fünfzig Jahre alt. Sie ist eine tollwütige Lesbe.

Die Martaine ist zweiundfünfzig Jahre alt; da sie eine angeborene Atresie hat, ließ sie sich von Jugend auf verkehrtherum nehmen.

Die Desgranges ist fünfzig Jahre alt. Sie ist »das Laster in Person«. Ein Skelett, dem zehn Zähne, drei Finger und ein Auge fehlen. Sie hinkt und ist von Krebs zerfressen. Ihre Seele ist »das Sammelbecken aller Laster«. Es gibt kein Verbrechen, das sie nicht begangen hat. Im übrigen sind ihre Kolleginnen auch keine Engel.

Man kümmert sich um die Beschaffung von Lustmaterial beiderlei Geschlechts; acht Mädchen, acht Knaben, acht junge Männer und vier Dienerinnen. Man bemüht hierzu die berühmtesten Lieferanten Frankreichs, und die Auswahl wird mit großem Bedacht getroffen. Man prüft hundertdreißig Mädchen zwischen zwölf und fünfzehn Jahren, die aus Klöstern, aus Familien kommen und für die man an die Vermittler dreißigtausend Franc zahlt.

Von diesen hundertdreißig Mädchen werden acht genommen.

Ebenso verfährt man bei den Knaben und den jungen Männern, die von Sodomie-Agenten beschafft werden.

Die Vorführung der Mädchen im Landhaus des Herzogs dauert dreizehn Tage. Pro Tag werden zehn in Augenschein genommen.

Die Knaben, Männer und Dienerinnen werden in gleicher Weise geprüft.

Die ganze Versammlung begibt sich ins Schloß des Herzogs: Es ist für neun Monate zum Schauplatz der Orgien bestimmt. Man hat die passenden Möbel aufgestellt, Lebensmittel und Weine eingekellert. Das Schloß liegt inmitten von Wäldern und fast unzugänglichen Bergen. Der Besitz ist von einer hohen Mauer umgeben, längs der ein breiter Graben verläuft. Die Landschaft ist friedlich und fast fromm, was dem ungezügelten Leben einen höheren Preis verleiht. - (apol)

 System (23)  Nehmen wir an, irgendein splitternackter Wohnungsbevollmächtigter hat beschlossen, sich mit Gegenständen auszustatten und zu umgeben. Beginnt er mit einem Stuhl, so wird er zu dem Stuhl einen Tisch brauchen, zu dem Tisch eine Lampe, dann ein Bett, eine Decke, ein Laken, eine Kommode, Wäsche, Kleider, einen Kleiderschrank, dann ein Zimmer, wo man das alles unterbringen kann, und so weiter. Bei jedem Punkt dieses Systems kann ein kleines Nebensystem, ein Zweig, entstehen: Auf ein rundes Tischchen möchte man ein Decklein legen und auf das Decklein eine Blumenvase und in die Blumenvase Blumen stellen. Solch ein System, sich mit Gegenständen zu umgeben, wo ein Gegenstand in den anderen greift, ist falsch, denn eine Blumenvase, in der keine Blumen sind, wird sinnlos, doch  nimmt  man  die  Blumenvase weg,  so wird  das runde Tischchen  sinnlos.   Schön,  man  kann  auf das Tischchen eine Wasserkaraffe stellen, doch wenn man in die Wasserkaraffe kein Wasser tut, gelten die gleichen Schlußfolgerungen wie bei der Blumenvase. Die Beseitigung eines einzigen  Gegenstandes zerstört das ganze System. Würde der nackte Wohnungsbevollmächtigte sich aber Ringe anstecken, Armbänder überstreifen und Ketten umhängen und sich mit Kugeln und Zelluloidechsen  umgeben,  so würde  der Verlust von einem oder von  siebenundzwanzig Gegenständen am Wesen der Sache nichts ändern. Dieses System, sich mit Gegenständen zu umgeben, ist richtig. - (charms)

 System (24)  Am entschiedensten lehnte Linnés großer Konkurrent, der Graf von Buffon, Verfasser einer vielbändigen Naturgeschichte und Intendant des königlichen Gartens in Paris, das künstliche System ab: "Den Menschen mit dem Affen, den Löwen mit der Katze einzuordnen; zu sagen, dass der Löwe eine Katze mit Mähne und langem Schwanz sei, das heißt die Natur entwürdigen und schänden, statt sie zu beschreiben oder zu benennen." Auf Anweisung Buffons durften im Pariser Jardin Royal die Benennungen des Linnéschen Systems erst gar nicht und später nur unter den Namensschildern der Pflanzen angebracht werden. So konnten die Bezeichnungen Linnés von den Besuchern auf Anhieb nicht gesehen werden. -  Wolf Lepenies, Welt Online, 22. Mai 2007

 System (25, höllisches)

Dantes Hölle

- N.N.

 System (26)  Die unsichtbaren, jenseitigen Bereiche besitzen nach theosophischer Lehre sieben verschiedene Stufen oder Sphären. Die drei untersten Regionen bilden die Unterwelt - gedacht unter der Erdoberfläche bzw. im Erdinnern. Wer hier lebt, befindet sich wohl in der Erde, vermag sich aber über die Erde zu erheben. Die verschiedenen Regionen der Unterwelt werden bestimmt durch die Stärke der Begierden und Leidenschaften: Orte, Gestalten und den Zustand der in der Unterwelt lebenden Wesen. Geiz, Wollust und Bosheit veranlassen ein ihrer Stufe entsprechendes Aussehen.

Die Rede ist zudem von der Hölle als Ort und Zustand niederster Triebe, Aufenthaltsort von Dämonen und niederen Wesen verschiedenster Art, eine Welt der Finsternis. In ihrer dichten, grauschwarzen Sphäre, die undurchdringlich ist, gleicht sie einer giftigen Essenz. Teuflische Naturen mit boshaftem und lasterhaftem Charakter leben hier; ihr Leben und Treiben ist eine Abscheulichkeit. Ihr finsteres, grauenhaftes Wesen entspricht dieser dunklen, öden, eisigen, stürmischen und grauenvollen Sphäre.

Auch die nächsthöhere Region gilt als eine Stätte furchtbaren Grauens. Im folgenden Bereich befinden sich solche Verstorbene, die einst vorwiegend ein Leidenschafts- und Genußleben führten, Egoisten und Scheinheilige. Auch ihre Welt ist dunkel, öde und finster, voller Schrecken.

In der Unterwelt oder Hölle leben also niedere Wesen, verstorbene Menschen von niederer Gesinnung. Solange ein Verstorbener in seinen Leidenschaften lebt, wird er mit der Gruppe, die die Unterwelt bevölkert, verbunden bleiben. Diese Gruppe umgibt und reizt ihn permanent zu neuen Ausschweifungen. Sein unstillbares Verlangen kommt aber an den Punkt, wo er sich nach Ruhe und Frieden sehnt. Ihm wird klar, daß nicht der Genuß seinen Drang zu stillen vermag; er beginnt zu ahnen, daß nur im Höheren, Reineren ein Dauerndes liegt. Allein die ersehnte Ruhe bringt wirklichen Frieden und dauernde Glückseligkeit. Eine allmählich dämmernde Ahnung bewirkt, daß der Aufstieg in die Zwischenregion beginnen kann. Diese gleicht einer Gegend im Zwielicht. Der Verstorbene hat das Gefühl, als ob er sich in starkem Nebel und Dunstkreis befände, in dem er nichts richtig zu erkennen vermag. Zustände von Lust und Leid wechseln miteinander ab.

Das Fegefeuer deutet auf ein allmähliches Sich-Losringen der Seele vom Zustand der Hölle. Es ist der Ort der büßenden Seele, die sich über den Schlamm der Hölle erhebt. Sie ahnt die Größe der Leiden, die sie einst anderen bescherte. Sie erkennt die Folgen ihrer niederen Triebe, Wünsche, Begierden und Leidenschaften. Sie nimmt den Kampf auf mit diesen. Die Einsicht erwacht, daß einer Leiden und Schmerzen, die er selbst verursacht, austragen muß. Innere Flammen der Reinigung sind vonnöten, um sich aus dem Schmutz zur Reinheit, aus dem Zustand der Verzweiflung zum Zustand der Hoffnung durchzukämpfen. Hoffnung und Glaube erwachen, daß es eine Möglichkeit der Befreiung, eine Erlösung gibt: an einem Ort der Läuterung, an dem die Seele bemüht bleibt, in das Reich der Ideale, der Freude, des Lichtes und des Friedens durchzudringen. Alle Verstorbenen leben hier, in denen die Empfindung wach ist, daß sie eine höhere, göttliche Abstammung haben, aber bisher in verkehrtem, unnatürlichem Dasein dahinvegetierten. Die Kräfte des Lasters und der Begierden müssen sich erschöpfen, ausgebrannt werden, dann kann sich der Verstorbene in sich selbst zurückziehen. Er verfällt in einen schlafähnlichen Zustand und führt ein Traumdasein. Er durchlebt in seiner Erinnerung ruhende Erfahrungen von neuem, er zieht daraus Folgerungen, die zu neuen Entschlüssen anregen. Langsam wird er wieder wach, er durchlebt seine Lebenserfahrungen in verstärktem Maße. Ein Drang nach Befriedigung neu erwachter Wünsche, aber auch Sehnsucht nach Befreiung und Erhebung werden stärker. Der Zustand ist aber noch so labil, daß ein Zurückfallen in die Hölle möglich ist. Wird der inneren Stimme nachgegeben, dann vermag der Verstorbene sich in die nächsthöhere Region aufzuschwingen.

Nun hören wir vom Sommerland mit drei verschiedenen Sphären für den Aufenthalt von Verstorbenen. Dort sind alle bereits von ihren niederen Trieben und Leidenschaften befreit.  - Hans-Jürg Braun, Das Jenseits - Die Vorstellungen der Menschheit über das Leben nach dem Tod. Frankfurt am Main 2000 (it 2616, zuerst 1996)

 System (27)   System, ein Begriff, der hier jedermann geläufig ist, anderswo aber noch entschlüsselt werden muß, ein unverständlicher Hinweis für denjenigen, der mit den Machtmechanismen der kriminellen Wirtschaft nicht vertraut ist. Den Terminus Camorra dagegen gibt es hier nicht, das klingt nach Polyp. Von Camorra reden Staatsanwälte, Journalisten und Drehbuchschreiber. Darüber können die Beteiligten hier nur lachen, es ist ein zu allgemeiner Begriff, etwas für Wissenschaftler, ein Verweis auf die Geschichte. Wer einem Clan angehört, spricht hier von System: »Ich gehöre zum System von Secondigliano.« Das ist aussagekräftig, denn es geht mehr um einen Apparat als um eine Struktur. Die kriminelle Organisation ist identisch mit der Ökonomie, die Dialektik des Geschäfts ist das Knochengerüst des Clans.  - Roberto Saviano, Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra. München 2006

 System (28)   Alles wird aus Grundprinzipien erarbeitet. Das erste Buch der Elemente beginnt mit 23 Definitionen, fünf Postulaten und neun Axiomen. Die Definitionen benennen die Grundobjekte und -begriffe, die Euklid behandeln wird. Die Postulate sind allgemein akzeptierte Regeln und Relationen, die er explizit macht. Die Axiome sind Aussagen über die erörterten Objekte, von denen man annimmt, dass sie ohne Beweis wahr sind. (Postulate sind Axiome in den zahlreichen Ausgaben der Elemente unterschiedlich voneinander abgegrenzt, auch die Zählung variiert.) Die Definitionen, Postulate und Axiome sind Ausgangspunkte für weitere Aussagen, Propositionen genannt, die streng nach logischen Regeln bewiesen werden. Eine besonders wichtige Proposition heißt Theorem, eine Proposition, deren Hauptzweck darin besteht, ein Theorem zu beweisen, heißt Lemma, und eine Proposition, die besonders einfach aus einem Theorem zu folgern ist, heißt Korollar. Ein Beweis einer Proposition ist eine geordnete, präzise, deduktive Argumentation, bei der jede Aussage entweder ein Axiom oder eine zuvor bewiesene Proposition ist oder mit den Regeln der formalen Logik aus solchen abgeleitet werden kann. Sie beginnt mit Axiomen und bekannten Propositionen und endet mit der Aussage, die zu beweisen ist. - Euklid, nach: Donal O'Shea, Poincarés Vermutung. Frankfurt am Main 2007

 System (29)  Er entnimmt  seiner Aktenmappe zwei stereometrische Modelle, darunter das eines doppelten Tetraeders, dessen Grundflächen derart ineinanderzuschieben sind, daß sich als ihre gemeinsame Basis der Davidstern ergibt. Es handelt sich also um einen jener Geister, die ihr System figürlich darlegen. Das Modell trägt einen besonderen Namen; er nennt es »Fahn«. Derartige Fahne gibt es viele, und jedes hat als markante Punkte die beiden Tetraederspitzen und die sechs Ecken des Sterns.

Nachdem ich mich in das Fahn versenkt habe, weist er mich in die Einzelheiten ein:

Was im Bildlichen wahr, das ist im Stofflichen maß. Wahr und maß stehen als Teileinheiten auf einer Linie; sie sind gewissermaßen paarig und somit ähnlich, doch sind sie auch geglich (sic) und somit nicht egal. Die Teileinheiten zeit und raum stehen nicht nur auf einer Linie, sondern sie sind auch Pole einer Achse. Und um diese Achse nun, eben um den Pol zeit einerseits, sind die drei Teileinheiten will, wahr und sinn im Dreieck angeordnet. Und auf der anderen Seite ebenso die Teileinheiten maß, rack und kraft um den Pol raum. Diese, von den bild- und stofflichen Teileinheiten erstellten Tetraeder, die mit ihren Grundflächen überkreuz zusammengefügt sind, ergeben das von mir so genannte »symbolische Fahn«.

Solche Fahne produziert er in beliebiger Menge, ob es sich nun um Himmel und Erde, Eros und Sexus, konservativ und revolutionär, Leben und Tod handelt: ich sehe, daß er mit dem Modell arbeiten kann. Zur Besetzung der Fahne gehört ein besonderes und umfangreiches Vokabular mit Hamburger Einschlägen. Rack etwa bedeutet die kinetische Energie, im Gegensatz zum ruhenden kraft. Die höchst komplizierten Einzelheiten und den Verlauf des langen Gespräches festzuhalten, würde zu weit führen. Der Abschluß prägte sich mir ein:

»Ich bin gespannt auf meinen Tod, denn diesem habe ich, wenigstens für mich selbst, den sogenannten Stachel oder Schrecken wirklich genommen. Ich möchte gar zu gern erfahren, inwieweit meine Erkenntnisse, die ich mir mühevoll erdichtet habe, mit dem Wahren, dem Logischen, dem Göttlichen übereinstimmen.« - Ernst Jünger, Strahlungen. 11. Februar 1947

System (30)  Es stellte sich heraus, dass das Gehirn die Wörter in 3 grundlegende Bedeutungsfelder einbettet:

1       manipulation: Wie man mit den Händen mit einem Objekt umgeht, also wie man es hält, schüttelt, dreht etc

2       eating: Wie es mit Essen bzw. Trinken verbunden ist, also ob man hinein beißt, ob man es schluckt, wie es schmeckt etc., auch Objekte wie Glas oder Tasse, die mit Ernährung verbunden sind

3       shelter: Wie es mit Unterkunft oder einem geschützten Raum verbunden ist (Gebäude, Fahrzeuge, aber auch Wörter wie Tür, Schlüssel oder Klo).  

- Florian Rötzer, telepolis vom 22.01.2010

System (31, gnostisches)  

Äonen des Simon Magus

- Simon Magus, nach Wikipedia

System (32)   Die Indianer Mexikos glaubten, daß es im ersten Himmel einen weiblichen Stern »Sternenrock« und einen männlichen Stern »Sternensonne« gäbe. Diese beiden machte »Der Herr unseres Fleisches« zu Wächtern des Himmels.

Im zweiten Himmel soll es Weiber geben, die nur aus Knochen ohne Fleisch bestehen und »Weiber des unheilvollen Vorzeichens« oder auch Tzitzimitl heißen. Sie sind dort, um, wenn der Welt Ende gekommen ist, alle Menschen zu fressen. Auf die Frage, wann dies Ende kommen werde, erwiderten die Alten, sie wüßten davon nur so viel, daß das Ende da sei, wenn die Tage der Götter gezählt seien und Tezcatlipoca die Sonne rauben werde.

Im dritten Himmel leben die vierhundert Männer, die Tezcatlipoca schuf. Sie teilen sich nach den fünf Farben in gelbe, schwarze, weiße, blaue und rote und sind die Hüter des Himmels.

Im vierten Himmel hausen alle Arten von Vögeln, die von dort zur Erde herabkommen.

Im fünften Himmel hausen Feuerschlangen, die der Feuergott schuf. Von ihnen rühren die Kometen und sonstigen Himmelszeichen her.

Im sechsten Himmel ist die Sphäre der Luft.

Im siebenten Himmel ist alles von Staub erfüllt, und der Staub fällt von dort zur Erde herab.

Im achten Himmel leben alle Götter vereint.

Von diesem Himmel aufwärts erhob sich niemand bis zu der Stelle, wo sich »Der Herr des Fleisches« und sein Weib befanden, und man weiß nicht, was in den übrigen Himmeln ist.  - (azt)

System (33)  »In Portland war das Wetter so wie heute«, erzählte der alte Mann. »Damals fing ich mit meinem System an. Ich meditierte, und ich ging ganz behutsam vor. Ich brachte irgend etwas von der Straße mit nach Hause. Ich kaufte einen Goldfisch und konzentrierte mich auf den Goldfisch und liebte ihn. Und so stieg ich von einer Stufe zur nächsten. Tag für Tag habe ich mich darin geübt. Auf dem Weg von Portland nach San Diego...«

»Ach, hör schon auf!« schrie Leo plötzlich. »Hör auf! Hör schon auf!«

Der alte Mann hielt den Jungen noch immer beim Jackenkragen gepackt. Er zitterte, und sein Gesicht war ernst und leuchtete wild. »Sechs Jahre bin ich nun ganz allein herumgezogen und hab mein System. Und jetzt bin ich darin ein Meister geworden, Son! Ich kann alles lieben. Ich brauche nicht mal mehr darüber nachzudenken. Ich sehe eine Straße mit vielen Menschen, und ein schönes Licht erfüllt mich. Ich beobachte einen Vogel in den Lüften. Oder ich begegne einem Wanderer auf der Landstraße - einerlei, was, Son, und einerlei, wer es ist. Alles ist fremd, und alles liebe ich. Begreifst du, was ein System wie meins bedeuten kann?«  - Carson McCullers, Ein Baum, ein Felsen, eine Wolke. Nach (cmc)

System (34) Mit einem genialen System habe ich ihnen allen den Garaus gemacht. Sie gingen mir langsam auf die Nerven und wurden auch allzu hinderlich, weil sie sich unaufhörlich vermehrten (die Glücklichen!). Wie ich sie vernichtet habe, wäre allerdings schwer zu erklären, ehrlich gesagt ist es mir sogar entfallen, aber ich erinnere mich sehr wohl, daß es ein mehr als geniales System war. Im wesentlichen beruhte es auf diesem Grundgedanken: Da sie unsterblich sind, kann ich sie nur töten, wenn ich sie überrumple, das heißt, ich darf ihnen keine Zeit geben, nicht zu sterben. Und das ist mir gelungen.

Nachdem ich sie getötet hatte, habe ich sie nicht etwa gegessen. Ich fürchtete nämlich, daß meine Körpersäfte sie ins Leben zurückbringen könnten. Und weil , ich auch nicht so verrückt bin, die Luke noch einmal zu öffnen, habe ich aus den Größeren lange Würmer geformt, ähnlich wie man Rollen aus Nudelteig macht, und habe sie einzeln in den Abzugskanal für Kohlendioxyd geworfen. Von dort sind sie nach und nach, wenn der Druck stark genug wurde, um den Deckel aufzupressen, herausgeschleudert worden. Noch als Tote, muß ich sagen, schauten sie betreten und verdrießlich drein.  - Tommaso Landolfi, Cancroregina. Die Krebskönigin oder Eine seltsame Reise zum Mond. Zürich 1997

System (35)  Wo ächter Hang zum Nachdenken, nicht bloß zum Denken dieses oder jenes Gedankens, herrschend ist, da ist auch Progressivitaet. Sehr viele Gelehrte besitzen diesen Hang nicht. Sie haben schließen und folgern gelernt, wie ein Schuster das Schuhmachen, ohne je auf den Einfall zu gerathen, oder sich zu bemühen den Grund der Gedanken zu finden. Dennoch liegt das Heil auf keinem andern Wege. Bey vielen währt dieser Hang nur eine Zeitlang - Er wächst und nimmt ab - Sehr oft mit den Jahren - oft mit dem Fund eines Systems, das sie nur suchten, um der Mühe des Nachdenkens ferner überhoben zu seyn. - Novalis, Blüthenstaub (1798)

System (36) System, Sperrlehre, Lebensleermachung, Undichterei, Wortschwindelgerüst, Satzzauberbau. Jeder Staat, jede Kirche, jede Geheimgesellschaft, jede Spießbrüderschaft hat ihr S.,- ihren Wortklapperkasten, mit dem sie auf den Taler- und Groschenfang geht. Die freie Menschheit wird ohne jedes S. glücklich sein.   - (se)

System (37)

System (38)

System (39)

- Baruch Spinoza

System (40)  Das Beste am Brownischen System ist die erstaunende Zuversicht, mit der Brown sein System, als allgemeingeltend, hinstellt -Es muß und soll so seyn - die Erfahrung und Natur mag sagen, was sie will. Darinn liegt denn doch das Wesentliche jedes Systems, seine wircklich geltende Kraft. Das Brownische System wird dadurch zum aechten System für die Brownianer. Dagegen läßt sich mit Grunde nichts mehr einwenden. Je größer der Magus, desto willkührlicher sein Verfahren, sein Spruch, sein Mittel. Jeder thut nach seiner eignen Art Wunder.  - Novalis, Vorarbeiten zu verschiedenen Fragmentsammlungen (entst. 1798)

System (41) Der totale Monismus oder Idealismus der Philosophie auf Tlön setzt die Wissenschaft außer Kraft. Eine Tatsache erklären (oder beurteilen) heißt, sie mit anderen verbinden; diese Verknüpfung gilt auf Tlön als ein späterer Zustand des Subjekts, der den vorhergehenden Zustand weder beeinflussen noch erklären kann. Jeder geistige Zustand ist nicht reduzierbar: Die bloße Tatsache, ihn zu benennen - id est zu klassifizieren -, bedeutet eine Verfälschung. Hieraus müßte man schließen, daß es auf Tlön keine Wissenschaft - ja nicht einmal Überlegungen gebe. Die paradoxe Wahrheit ist, daß es sie gibt, und zwar in nahezu unbegrenzter Zahl. Den Philosophien ergeht es genauso wie den Substantiven in der nördlichen Hemisphäre. Der Umstand, daß jede Philosophie von vornherein ein dialektisches Spiel. eine Philosophie des Als-Ob ist, hat zu ihrer Vervielfältigung beigetragen. Es wimmelt von unglaublichen Systemen, deren Struktur jedoch angenehm oder sensationell ist. Die Metaphysiker auf Tlön suchen nicht die Wahrheit, nicht einmal die Wahrscheinlichkeit: Sie suchen das Erstaunen. Sie halten die Metaphysik für einen Zweig der phantastischen Literatur. Sie wissen, daß ein Svstem nichts anderes ist als die Unterordnung aller Aspekte des Universums unter irgendeinen von ihnen. Sogar die Behauptung »alle Aspekte« sei zu verwerfen, da sie die unmögliche Addition des gegenwärtigen Augenblicks und der vergangenen voraussetzt. Unzulässig sei aber auch der Plural »die vergangenen«, weil er einen anderen unmöglichen Denkschritt voraussetzt... Eine der Schulen von Tlön kommt zur Leugnung der Zeit: Sie stellt die Überlegung an. daß die Gegenwart undefiniert sei. daß die Zukunft nur als gegenwärtige Hoffnung Wirklichkeit habe, daß die Vergangenheit nur als gegenwärtige Erinnerung Wirklichkeit habe. - Jorge Luis Borges: Tlön, Uqubar, Orbis Tertius.  Nach bo3

Die ersten Systeme

  Ordnung
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Einbildungskraft Paranoia Heteroklite
Synonyme