yntax

baemu súti falla kúr
mostin arasíban taégna.
kiu tende vossagúr:
flagedárad ássa.

Eine Lawine von Tauben hängt reglos
über der Piazza. Huste nicht!
Beim ersten Laut
begräbt sie uns donnernd.

Hans Magnus Enzensberger, ein Philologe von Geblüt, hat nicht nur den ibolithischen Vierzeiler kongenial nachempfunden, sondern auch seine Übersetzung nachhaltig begründet. Er schreibt: »... Ich gebe Ihnen zunächst eine Interlinearversion des Textes:

eine menge von tauben überhängt wie
eine stille lawine die agora.
wer herausläßt den husten-anfang:
donnernd drückt sie.

falla, gewöhnlich einfach ,hängen', also verbum simplex, scheint mir hier das compositum náfalla 'überhängen' zu ersetzen, das wort nähert sich in gewissen texten (deren authentizität freilich nicht verbürgt ist) der Bedeutung ,drohen', ,arasfban', soviel wie lawine, ist bekanntlich plurale tantum. die fünktion der ibolithischen taégna dürfte der der griechischen agorà entsprochen haben: sie war versammlungs- und marktplatz zugleich, um die südliche atmosphäre anzudeuten, schlage ich für die übersetzung 'piazza' vor.

außerordentlich reizvoll ist die konstruktion der beiden letzten zeilen. leider gestattet die deutsche syntax keine so lapidare, epigrammatische konstruktion. ich habe die dritte zeile daher in einen imperativ aufgelöst, das suffix - gür, das zu 'husten', ibolithisch 'vòssa' hinzutritt, ist wohl als inkohatives suffix zu deuten, was wörtlich übersetzt 'anfangender husten' ergäbe, auf den ersten blick befremdlich wirkt, daß das prädikat 'àsa' im singular steht, da doch das subjekt, ,arasíban' gleich lawine, pluralisch gebraucht wird. ich erkläre mir das so, daß das prädikat nicht mit dem vergleichsglied 'kúr mostin arasíban', sondern mit 'baemu', zu deutsch: menge, kongruiert...«   - Heinz Gültig und Hans Magnus Enzensberger, nach: baemu suti oder: Das Ibolithische Vermächtnis. Hg. Heinz Gültig, Zürich 1959

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