Symptom  Das ganz 19. Jahrhundert hindurch blieb Hysterie das, was Thomas Sydenham (der »englische Hippokrates«) zweihundert Jahre zuvor über sie gesagt hatte: »ein Durcheinander unordentlicher und unregelmäßiger Phänomene«.  

Die Unordnung und Verwirrung, die Sydenham meinte, bezog sich auf die Symptome der Hysterie, nicht auf ihre Ursache. (Es gab natürlich nur eine Ursache: die Gebärmutter.) Vergleichbar dem mythologischen Meergreis Proteus, der seine Gestalt veränderte, wenn man ihn fangen wollte, war Hysterie weniger eine einzelne Krankheit als der Name für ein Gewirr sich verändernder Symptome. Zumindest seit der Zeit Galens im 2. Jahrhundert gehörten dazu Husten und Schluckauf, Zittern, Zucken, Ohnmachtsanfälle, Krämpfe und zahllose Hör-, Geschmacks-, Seh- und Sprachfehler. Sydenham zufolge konnte die Hysterie praktisch die Symptome fast jeder bekannten Krankheit annehmen. »Die Häufigkeit der Hysterie«, schrieb er 1681, »ist nicht weniger bemerkenswert als die Vielzahl der Formen, die sie annimmt. Wenige Krankheiten der jämmerlichen Sterblichkeit werden nicht von ihr nachgeahmt.«

Ihre Fähigkeit, die Gestalt anderer Erkrankungen anzunehmen, machte die Hysterie einzig unter den Krankheiten. Das Register zu Freuds gesammelten Werken listet 101 Symptome der Hysterie auf, von Abasie bis Zoopsie. {Abasie ist das Unvermögen zu laufen, Zoopsie die optisch-halluzlnatorische Wahrnehmung von Insekten oder Tieren.) - David B. Morris, Geschichte des Schmerzes. Frankfurt am Main 1996)

 

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