üße   Die süße Qualität ist der bittern entgegengesetzet und ist eine holdselige liebliche Qualität, eine Erquickung des Lebens, eine Sänftigung der Grimmigkeit; sie machet alles lieblich und freundlich in allen Kreaturen. Die Gewächse aus der Erden machet sie wohlriechend und schmeckend mit schönen gelben, weißen und rötlichen Farben. Sie ist ein Anblick und Quell der Sanftmut, eine Wonne der himmlischen Freudenreich, ein Haus des Hl. Geistes, eine Qualifizierung der Liebe und Barmherzigkeit, eine Freude des Lebens. Hinwieder hat sie auch einen grimmen Quell des Todes und des Verderbens in sich; denn so sie in der bittern Qualität entzündet wird in dem Element Wasser, so gebäret sie Krankheit und aufgeschwollene Pestilenz und Verderbung des Fleisches. So sie aber in der Hitze und Bitterkeit entzündet wird, so infizieret sie das Element Luft, davon gebäret sich die geschwinde, fliegende Pestilenz und jählinger Tod.  - (boe)

Süße (2)  Aber jung war sie! Vierundzwanzig, ich schätzte sie auf siebenundzwanzig, nicht, weil ich ungalant bin, ich sagte ihrs auch nicht. Aber Gusti mit 27 ist doch das Süßeste!

Im Hofgarten also begann ich Gusti abzuschlecken. Es dämmerte und Gusti war schön. Dieses Handgelenk, der Ansatz des Halses, die Reinheit, diese liebliche Wolle der Haut. Kurz gesagt, dies ist der unerhörte Beginn, nicht zu vergleichen mit dem, als ich nach ihr drang, als ihre Haut in der Wärme prickelte und sie Grog aus der Küche brachte. Geliebte Guusti, sagte ich auf dem Boden liegend und drückte mein Gesicht auf ihr weiches Knie, spürst du mein heißes Gesicht? Gusti lag in ihrem Sessel. Guusti! Ich zeichnete mein Bärenfell in das Kondenswasser am Fenster, schöne Äderchen der Gusti. Jakob sagte sie leise und fing in ihren Augenfältchen zu lieben an. Jakob! I könnt grad plärrn, wenn i ahn ihn denk huhuhu einmal sagte er: Daß ich zwar als Ratte geboren, nun als Ratte lebe.    - Herbert Achternbusch, L'Etat c'est moi. Frankfurt am Main 1972


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