tundenhotel  Als Schnee fiel, hatten die Kater die fixe Idee, daß ich, wenn ich das Haus verließ, für immer fortgehen würde, sie wechselten sich ab, mich zu bewachen, und so begleiteten sie mich durch den tiefen Schnee bis zur Kneipe, drei Tupfen, die hinter mir herhopsten und zufrieden warteten, bis ich wieder herauskam und wir uns auf den Heimweg machten. Unterwegs mußte ich sie abwechselnd tragen und ihnen die Pfötchen wärmen. Nachdem sie den ganzen Weg lang geschimpft hatten, verziehen sie mir zu Hause, wir kuschelten uns ins Bett und schliefen ein. Welch eine Qual, einer wollte um zwölf auf den Abtritt, der andere kam um halb zwei, der dritte um drei, und so stand ich immer wieder auf wie der Concierge eines Stundenhotels. - (hra2)

Stundenhotel (2)   Es ist ganz angenehm, in einem Stundenhotel zu wohnen, wegen der Freiheit, die dort herrscht, und weil man sich dort weniger überwacht fühlt als in einem gewöhnlichen garni. So habe ich in Berlin in einem ähnlichen Absteigequartier in der Joachimstaler Straße in Charlottenburg gewohnt, wo ich mein Zimmer, um es betreten zu können, jeden Abend im voraus bezahlen mußte, obgleich ich meinen Koffer darin gelassen hatte. Picabia, der in der Rue Darcet wohnt, zieht auch von Zeit zu Zeit in ein Stundenhotel, die er angeblich liebt, weil man dort vor den Zimmertüren nie Schuhe sieht. Gegenwärtig kenne ich in der zweiten Etage des Etablissements der Passage de l'Opéra zwei Mieter, die meine Freunde sind: Marcel Moll, der letztes Jahr aus Straßburg ein großes Talent zur Liederlichkeit nach Paris mitbrachte und den ich deswegen sehr mag; Charles Baron, der Bruder des Dichters Jacques Baron, selber ein Dichter (was nicht genug bekannt ist), aber den die Leute, die ihn kennen, von dem anderen insofern schlecht unterscheiden, als sie ihn Baron le boxeur nennen wegen des Boxunterrichts, den er früher genommen haben soll und weil er seinerzeit mit einigen Boxern verkehrte, von denen immerhin einer, Fred Bretonnel, es im Ring zu Berühmtheit bringen sollte; Charles Baron also, der hier dieses ungemütliche Zimmer genommen hat, um darin zusammen mit einer reizenden Freundin zu leben, von der ich rechtens nicht mehr sagen kann als daß sie an manchen Tagen merkwürdige Ähnlichkeit mit einer geschändeten Unschuld hat.  - (ara)
 
Stunde Hotel
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Synonyme