Straps (2)
- Aus: Tomi Ungerer, Danse Macabre. Nach: Das Tintenfaß. 10. Jahrg.,
24. Folge. Zürich 1974 (Diogenes)
Straps (3) Am Kliff, in
einem Unterstand, der mit Netzen und Grasnarbe getarnt ist, jenseits des Minengürtels
und der Panzersperren aus verwitterndem Beton, erholen sich der junge Dr. Bleagh
und seine OP-Schwester von einer schwierigen Lobotomie. Seme blankgeschrubbten,
routinierten Finger schnellen unter ihre Strumpfbänder, ziehen sie nach außen
und lassen sie schallend zurückklatschen, von Bleaghschem ho-ho-ho begleitet,
während sie aufhüpft und genauso lacht und darauf achtet, sich ihm nur knapp
erfolglos zu entwinden. Sie liegen auf einem Bett aus ausgebleichten, alten
Seekarten, Wartungshandbüchern, aufgeplatzten Sandsäcken und herausgeflossenem
Sand, abgebrannten Streichhölzern und aufgedröselten Korkmundstücken von längst
verfaulten Zigaretten, die einst geholfen haben, die Nächte von '41 zu überstehen
und das jähe Herzklopfen, das einen damals bei jedem Lichtschein über dem Kanal
befiel. «Du bist verrückt», flüstert sie. «Nein, geil»,
lächelt er und spannt schon wieder ihre Strapse, ein Junge
mit seiner Schleuder. - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei
Hamburg 1981
Straps (4) Im
April habe ich Anne einen silberdurchwirkten Strapshalter zum Geburtstag geschenkt.
Erst hat sie ein wenig protestiert, aber dann hat sie sich bereit erklärt, ihn
anzulegen. Während sie sich bemühte, das Ding zuzuhaken, habe ich den Rest des
Champagners ausgetrunken. Dann habe ich gehört, wie sie mit leiser, etwas zittriger
Stimme gesagt hat: › Ich bin soweit... ‹ Als ich ins Schlafzimmer kam,
wußte ich sofort, daß es ein Schuß in den Ofen war. Ihre Arschbacken hingen
herab, wurden von den Strapsen zusammengequetscht; ihre Brüste hatten das Stillen
nicht unbeschadet überstanden. Sie hätte eine Liposuktion vornehmen und sich
Silikon spritzen lassen müssen, das ganze Programm ... sie hätte sich nie darauf
eingelassen. Ich habe die Augen zugemacht und einen Finger unter ihren Tanga
geschoben, mein Schwanz war völlig schlaff. In diesem Augenblick hat Victor
angefangen, im Nebenzimmer vor Wut zu schreien - ein langes, schrilles, unerträgliches
Geschrei. Sie hat sich einen Bademantel übergeworfen und ist in sein Zimmer
geeilt. Als sie wiederkam, habe ich sie nur gebeten, mir einen zu lutschen.
Sie lutschte schlecht, man spürte ihre Zähne; aber ich habe die Augen geschlossen
und mir den Mund eines Mädchens aus meiner elften Klasse vorgestellt, einer
Ghanaerin. Als ich an ihre etwas raue rosa Zunge dachte, ist es mir gelungen,
meinen Samen im Mund meiner Frau loszuwerden. - Michel
Houellebecq
,
Elementarteilchen. München 2001 (zuerst 1998)
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