tatue,
erwachende
Seit eh und je in vollkommener Reglosigkeit, edlen Geblüts,
ein Schwert in den Marmorhänden, in einer Marmorrüstung steckend, erwache ich
mit schon immer offenen Augen in meinem Bett, das von einem Herrn der Marmorfransen
kunstreich gearbeitet wurde. Ich bin eine Statue. Um mein Bett stehen wohl Kenner,
Kunsthistoriker, Restauratoren, Marmorarbeiter, Lehrlinge der Kunst, Historiker,
die sich mit meiner problematischen Identifizierung befassen, Fremdenführer,
die mit eintöniger Stimme die einzigartigen Vorzüge des Werkes schildern, das
mein harter glänzender Körper ist, oder das, was man von diesem Körper sieht,
da sich unter der Marmorrüstung eine hartnäckige Nachahmung des Nichts befindet.
Ich höre, wie die Führer unter verschiedenen und unmöglichen Titeln die Geschichte
des marmornen Ritters erzählen. Getötet in einer Schlacht während einer Belagerung;
sehen Sie die Splitter am Hals? Getötet von einem eifersüchtigen Liebhaber;
sehen Sie die Narbe über dem Herzen? Getötet von einem Dieb, der es auf Rüstungen
abgesehen hatte; sehen Sie die Wunde im Genick? Getötet wegen seiner häretischen
Phantasien; sehen Sie den glutfarbenen Marmor zum Gedenken an einen unvergeßlichen
Scheiterhaufen? Er wurde getötet als Feind des Königs; sehen Sie, daß der Kopf
nur lose an die Huld des Halses gelehnt ist? - Giorgio Manganelli, Kometinnen
und andere Abschweifungen. Berlin 1997
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