tammbaum-Erweiterung
Wegen Ihrer kräncklichen
Umstände werden Sie Rather genug haben, und einer mehr oder weniger kan also
nicht schaden. Vielleicht hat Ihnen aber noch niemand gerathen was ich Ihnen
rathen werde. Essen Sie einmal so wenig, daß Sie im eigentlichen Verstand aufhören,
wenn andere erst recht anfangen, und des Abends etwa 8 Löffel voll Häring= Salat
oder etwas Sardellen mit Aepfeln, oder kalten Gallerüchen Braten=Jus mit blosem
Brod, solte es Ihnen recht herzlich zu schmecken anfangen, so hören Sie ja auf,
amputando, ich meine
abgedeckt und hinausgetragen. Ich bin überzeugt der gröste Theil des menschlichen
Geschlechts ißt 2/3 mehr als er essen solte, zumal die, die nicht im Schweiß
ihres Angesichts, sondern in den ätherischen Verdampfungen ihres Nervensaffts
ihr Brod essen. Ferner lernen Sie ja die Kunst (denn sie kan erlernt werden)
sich der Sorgen zu entschlagen, man muß freylich als treuer Hausvater dem Quell
derselben entgegen arbeiten aber ohne an die Sache selbst zu dencken, so wie
Sie nach Franckfurt gehen können, ohne den gantzen Weg nur ein eintziges mal
daran zu dencken. Es ist freylich nicht gantz leicht, aber bey weitem nicht
so schwer als auf dem Seil zu tantzen, und es geht am Ende gewiß. Warum will
man solche Künste nicht lernen, die so nöthig in der Welt sind und so nützlich?
Von meiner Diät habe ich zuweilen so augenblickliche Hülfe gesehen, daß sich
zuweilen sogar Stammbaum= Erweiterungs Triebe ziemlich hefftig einstellten,
wo ich blos Kräffte zum leidigen Präceptorat
verlangte. - Lichtenberg an Georg Forster, 27. Mai 17792, nach
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