tammbaum In
Südamerika geben verschiedene Völkerschaften, namentlich aus der Sprachfamilie
der Kariben, fremden Stämmen Tiernamen und schreiben ihnen ein diesbezüglich
analoges körperliches Aussehen, Verhalten und Wesen zu. Das Volk der Kröten
hat lange Beine und einen dicken Bauch, das der Brüllaffen trägt einen Bart
... Die Waiwai, ebenfalls Mitglieder der Kariben-Familie, von denen später die
Rede sein wird, erklären die Unterschiede zwischen
den Tierarten, zwischen den Tieren und den Menschen und zwischen den verschiedenen
Stämmen durch alle Arten von Kombinationen und Mischungsverhältnissen.
Zu Anbeginn heiratete eine kleine Zahl von Wesen, die dazu ausersehen waren, Tiere zu werden, untereinander oder verband sich mit künftigen Menschen. Alle diese Wesen waren noch kaum voneinander unterschieden. Aus Verbindungen zwischen potentiellen Tieren oder zwischen diesen Tieren und potentiellen Menschen oder gar zwischen diesen letzteren allein entstanden weiter ausdifferenzierte Arten und so immer fort, bis die menschlichen und tierischen Gattungen — wenn man so sagen darf: nach Art der Karten einer Patience-Partie auf dem Tisch ausgebreitet — das endlich vollständige Bild des großen Spiels der Schöpfung boten: eine Genesis, deren einzelne Etappen man analysiert und kommentiert, um die eigentümlichen Merkmale und die unterschiedlichen Lebensweisen jeder Gattung und die Korrespondenzen von Verhalten und Temperament jeder menschlichen Gruppe mit ihrem genealogischen Stammbaum zu rechtfertigen.
Die Verbindung von männlichen Vierfüßlern und weiblichen
Geiern brachte die seßhaften Indianer hervor, die zwischen männlichen Sarigués
und Menschenfrauen die Indianer, die Jäger sind, und zwar Jäger großer Vögel.
Männliche Nasenbären und weibliche Geier zeugten fremde Stämme. Unter diesen
letzteren Völkern sind diejenigen, die von männlichen Aras und weiblichen Geiern
abstammen, stärker als die Waiwai. Manche männliche Agutis zeugten nicht nur
fremde, sondern auch wilde und überdies grausame Indianer.
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Stammbaum (2)
- E. Th. A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels
Stammbaum (3) Ernst Haeckel, Deutschlands
führender Evolutionstheoretiker zur Zeit Darwins, entwarf bereits 30
Jahre bevor Eugène Dubois die ersten fossilen Übergangsformen entdeckte,
eine hypothetische Abstammungslinie der menschlichen Evolution. Auf seinem Stammbaum
reichte der Homo sapiens bis zu einem weniger würdigen Vorfahr namens
Homo stupidus zurück, einem hypothetischen Kretin, der seinerseits von
dem echten «missing link» abstammen sollte, das Affen mit Menschen verband.
Haeckel kannte zwar keine Fossilien, aber vergab bereits einen Namen für seine
hypothetische Übergangsform. Er bezeichnete diesen vermeintlichen Vorfahr des
Menschen als Pithecanthropus alalus oder als «Affenmensch, der nicht
sprechen kann». - Stephen Jay Gould, Das Lächeln des Flamingos. Basel, Boston, Berlin 1989
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