Stamm, wiedergefundener  Ein besonders mutiger oder eingebildeter Hochstapler war der Zwerg David Reuveni oder Reubeni. Im Jahre 1524 erklärte er in Venedig, er sei ein Mitglied des Stammes Reuben, der zu den Verlorenen Stämmen gehörte. Genauer gesagt: Er sei der Bruder des Königs. In dieser Eigenschaft schlug er dem Papst ein Bündnis gegen die Türken vor, die gerade quer durch Europa marschierten. Sein Bruder, sagte er, kommandiere Tausende von herrlichen jüdischen Soldaten, die sich glücklicherweise hinter den feindlichen Linien befänden! Papst Clemens VII. gewährte Reuveni eine Audienz, und die päpstlichen Astrologen beglaubigten seine Geschichte, ja, sie bestätigten sogar seine Prophezeiung, man werde die Türken gemeinsam besiegen.

Der Papst schrieb an den König von Portugal - und David Reuveni segelte unter einer jüdischen Flagge nach Lissabon! Die Marranen in Portugal begrüßten ihn als den Messias, und ein gewisser Diego Pires (1500-1532) war so begeistert, dass er sich beschneiden ließ und den Namen Solomon Molko oder Molcho annahm, unter dem er auch in manchen Lexika steht. Molcho ging erst nach Italien und segelte anschließend ins Heilige Land, von dort aus kehrte er mit der frohen Botschaft zurück, er sei der Messias. Der Papst erteilte ihm eine Ausnahmegenehmigung von der Heiligen Inquisition.

Gemeinsam traten Reuveni und Molcho vor Karl V., den Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, und baten um Unterstützung für die apokryphen jüdischen Legionen in Arabien. Daraufhin überstellte Karl sie der Heiligen Inquisition. Molcho weigerte sich zu widerrufen, weil er offenbar hoffte, sein Opfer werde die Menschheit erlösen. Er wurde 1532 in Mantua auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Reuveni wurde nach Spanien geschafft und endete in einem der sogenannten »Autodafés«. Seine Reisetagebücher finden sich in der Bodleian Library in Oxford.  - (ji)

 

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