taatsform   Die Schafe leben in friedlichster Gesellschaft; ihr Wesen gilt als sehr gutartig, da wir nicht sehen, welch unglaubliche Menge von Getier sie verschlingen. Man darf sogar glauben, daß sie jenes Geziefer ganz unschuldig und unwissend fressen, wie auch wir tun, wenn wir einen Grenobler Käse verzehren. Die Republik der Schafe ist das getreue Abbild des Goldenen Zeitalters.

Ein Hühnerstall ist offensichtlich die allervollkommenste Monarchie. Kein König, der einem Hahn vergleichbar wäre. Schreitet er stolz mitten unter seinem Volk, so geschieht das beileibe nicht aus Eitelkeit. Wenn der Feind naht, so befiehlt er nicht etwa seinen Untertanen, daß sie, seiner versicherten Klugheit und Allmacht gehorchend, losmarschieren, um sich für ihn töten zu lassen; er selbst marschiert in die Schlacht, ordnet seine Hennen hinter sich und kämpft bis zum Tode. Bleibt ihm der Sieg, so singt er selber das Tedeum. In Friedenszeiten gibt es niemanden, der wie er so galant, so ehrenhaft, so uneigennützig wäre. Er hat alle Tugenden. Hält er im königlichen Schnabel ein Korn, einen Wurm, so bietet er beides der ersten seiner Untertanen, auf die er trifft. Ja, nicht einmal Salomon in seinem Serail kam dem Hahn eines Hühnerhofes nahe.

Wenn es stimmt, daß die Bienen von einer Königin regiert werden, deren Liebesgunst alle Untertanen genießen, so ist dies Staatswesen noch vollkommener.

Die Ameisen gelten als eine vorzügliche Republik. Sie steht über allen anderen Staatswesen, weil dort alle Welt gleich und jeder einzelne für das Glück aller bemüht ist.

Die Republik der Biber ist der Ameisenrepublik noch überlegen, wenigstens wenn man nach ihren Bauwerken urteilt.

Die Affen scheinen eher Gaukler als ein gesittetes Volk; es sieht nicht so aus, als versammelten sie sich unter festem und grundlegendem Gesetz wie die vorigen Arten.

Mehr als irgendeinem anderen Tier gleichen wir den Affen in der Gabe nachzuahmen, in der Lebhaftigkeit unserer Gedanken und in unserer Unbeständigkeit, die uns niemals zu gleichförmigen und dauerhaften Gesetzen hat kommen lassen.

Als die Natur unsere Gattung bildete und uns ein paar Instinkte gab, so die Eigenliebe zu unserer Erhaltung, das Mitleid zur Erhaltung der andern, die allen Arten gemeinsame Liebe und die unerklärliche Gabe, mehr Gedanken zu verbinden als alle Tiere zusammen, sprach sie zu uns: »Tut, wie ihr könnt!« - (Voltaire, Philosophisches Wörterbuch), nach (vol)

Staatsform (2) In der Republik bilden sich große, glückliche, ruhig-rein tätige Charaktere; steigert sie sich zur Aristokratie, so entstehen würdige, konsequente, tüchtige, im Befehlen und Gehorchen bewunderungswürdige Männer. Gerät ein Staat in Anarchie, sogleich tun sich verwegene, kühne, sittenverachtende Menschen hervor, augenblicklich gewaltsam wirkend, bis zum Entsetzen, alle Mäßigung verbannend. Die Despotie dagegen schafft große Charaktere; kluge, ruhige Übersicht, strenge Tätigkeit, Festigkeit, Entschlossenheit, alles Eigenschaften, die man braucht, um den Despoten zu dienen, entwickeln sich in fähigen Geistern und verschaffen ihnen die ersten Stellen des Staats, wo sie sich zu Herrschern ausbilden.  - Goethe, Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des West-östlichen Divans (zuerst 1819)

Staat

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