prung  Die Hekla, den Kopf in den Wolken, machte einen Sprung, als wollte sie sich ins Meer stürzen. Ihre Wände, die sich getrieben aufgestellt hatten, die Mauern des Marklidar, die höheren Hilfall Grefjöll Malfall wurden zur Seite geschleudert. Über das brennende Land flog der Marklidar, der Bjölfall Grefjöll Malfall. Da versank der Torissee. Umgeschleudert wurde in derselben Stunde die Katla. Den Tjörsarfluß bedeckte der Tunga. Als am Batnarand der Öräfaberg sich in seinem eigenen Feuer bog und drin verschmolz, stand keiner der Menschen, die das Geschwader um die Insel getragen hatte, mehr auf seinen Füßen, weder von denen, die jenseits der Westmannsinseln ins Meer flohen, noch von denen, die das Gestade entlang fuhren. Die auf den flüchtigen Schiffen wurden gegen Drähtegestänge gestoßen, flogen über Bretter. Mit Masten Seilen Treppen, an die sie sich hielten schwirrten sie über die Böden. Die Schiffe machten plötzlich einen Satz nach vorwärts und dann noch einen, und einen zur Seite, wie ein Hund, der nach einem vorgehaltenen Bissen schnappt. Ihre Hinterleiber schnellten aus dem platten Wasser, die Schrauben surrten leer in der Luft, die Spitzen wühlten mit den Nasen in der See. Wühlten bei den landnahen Schiffen so tief in der See, daß die Leiber rückwärts sich schräg, fast senkrecht hochstellten, sich seitlich und nach vorwärts überschlugen, Menschen Tonnen Balken im Strudel hinterdrein. Die See hob sich auf den Druck der zerrissenen Luft langsamer, breit am Boden schleppend, schwer schwer über der Untiefe hängend. Die Schaumkämme der Wellen wurden angefaßt. Von den Ufern weggeblasen rollte sich die See wie ein Wurm zusammen, wulstete sich riesenhoch, lief, während es nächtig wurde, ein Schatten durch die Nacht auf das Land zu, loderte über Klippen, entblößten Strand, breite kochende Lavaströme, streckte sich über sie, zog sich entladen auseinander, gab alles frei, rollte sich wieder ein und, Trümmer Blöcke Geröll Aschen an sich nehmend stellte sie sich auf, gebäumt höher höher wachsend, schlagprasselte in einen wallenden Sturz über das geifernde Land. - (gig)

Sprung (2) DAME OLIVA, eine Tochter & Mit=Erbin Sir Henry Sharingtons von Lacock, liebte John Talbot (einen jüngeren Bruder des Earle of Shrewsbury) und ihr Vater war nicht einverstanden damit, daß sie ihn heiraten solle; als sie eines Nachts von den Zinnen der Abbey=Church herab mit ihm im Gespräche war, rief sie Ich spring' zu dir hinunter: ihr Geliebter rief herauf, er würd' sie dann auffangen — er glaubte aber nicht, daß sie's täte; sie sprang hinab, und der Wind (der gerade heftig wehte) fing sich unter ihrem Mantel und hemmte den Sturz etwas: Mr Talbot fing sie in seinen Armen auf — sie aber presste ihn zu Tode; sie schrie um Hülfe, und mit großer Mühe ward er wieder ins Leben gebracht; ihr Vater sagte ihr, da sie solchen Sprung getan, solle sie ihn denn zum Manne bekommen. Dies war meines verehrten Freundes Col. Sharington Talbots Groß=Mutter: und starb in ihrem Hause zu Lacock um 1651 im Alter von etwa ein hundert Jahren. - (aub)

Sprung (3) Eine Sternschnuppe fiel vom Himmel.

"Da ging sie hin!" sagte er. "Trotzdem sind dort genug! Ich hätte wohl Lust, die Dinger etwas näher anzusehen, besonders den Mond, denn er gleitet einem nicht so leicht aus den Händen fort. ,Wenn wir sterben', sagte der Student, für den meine Frau wäscht, 'fliegen wir von dem einen zu dem andern.' Das ist eine Lüge, könnte aber ganz hübsch sein. Ich möchte doch wohl einen kleinen Sprung dahinauf machen, der Körper könnte dann gern hier auf der Treppe liegenbleiben!"

 Seht, es gibt nun gewisse Dinge in der Welt, die auszusprechen man sehr vorsichtig sein muß, aber noch vorsichtiger muß man sein, wenn man die Galoschen des Glücks an den Füßen hat. Hört nur, wie es dem Wächter erging. Was uns Menschen betrifft, so kennen wir fast alle die Geschwindigkeit durch Dampfbeförderung; wir haben sie entweder auf Eisenbahnen oder mit Schiffen über das Meer hin erprobt. Doch dieser Flug ist wie die Wanderung des Faultiers oder der Marsch der Schnecke gegenüber der Geschwindigkeit, die das Licht hat. Das fliegt neunzigmillionenmal schneller als der beste Wettläufer, und doch ist die Elektrizität noch schneller. Der Tod ist ein elektrischer Stoß, den wir in das Herz bekommen, auf den Flügeln der Elektrizität fliegt die befreite Seele. Acht Minuten und wenige Sekunden braucht das Sonnenlicht zu einer Reise von mehr als zwanzig Millionen Meilen, mit der Schnellpost der Elektrizität braucht die Seele noch weniger Minuten, um denselben Flug zu machen. Der Raum zwischen den Weltkörpern ist für sie nicht größer, als er für uns zwischen den Häusern unserer Freunde in ein und derselben Stadt ist, selbst wenn diese ziemlich nahe beieinanderliegen. Inzwischen kostet dieser elektrische Herzensstoß uns hier unten den Gebrauch des Körpers, falls wir nicht gerade, wie der Wächter, die Galoschen desi Glücks anhaben. In wenigen Sekunden hatte der Wächter die zweiundfünfzigtausend Meilen bis zum Monde zurückgelegt; dieser ist, wie man weiß, aus einem viel leichteren Stoff geschaffen als unsere Erde und weich wie frischgefallener Schnee, wie wir sagen würden. Der Wächter befand sich auf einem der unzählig vielen Ringberge, die wir aus Doktor Mädlers großer Mondkarte kennen. Inwendig ging der Ringberg ganz steil in einen Kessel hinab, ungefähr eine. halbe dänische Meile. Dort unten lag eine Stadt, die aussah wie Eiweiß in einem Glas Wasser, genauso weich und genauso mit Türmen und Kuppeln und segelförmigen Altanen, durchsichtig und schwankend in der dünnen Luft. Unsere Erde schwebte wie eine große dunkelrote Kugel über seinem Kopfe. - (and)

Sprung (4)  Ich sah, wie die Häuser verschluckt wurden. Der Anblick war verwirrend wie ein Malstrom und drohte einen Taumel hervorzurufen, in welchem die Besinnung verlorenging. Ich sträubte mich zunächst dagegen und stürzte mich dann doch in den Vernichtungswirbel wie in einen rotierenden Schacht. Der Absprung war mit Lust verbunden, die das Entsetzen begleitete und überwand, als ob der Körper sich in eine bösartige atomistische Musik auflöste. - Ernst Jünger, Strahlungen. 26. Juni 1941

Sprung (5)

 Elefantensprung

Elefanten sind gelehrig. Ein im Expeditionsgepäck bereitgehaltener einfacher Holzreifen beweist die Eignung der Tiere für Bunte Abende.  - Loriot, Umgang mit Tieren. Das einzige Nachschlagewerk seiner Art. Zürich 1986 (zuerst 1962)

Sprung (6)  Ich, Allan Quatermain, habe beim Kampf schon viele erstaunliche Dinge erlebt, doch nie zuvor oder seitdem so etwas wie diesen Angriff. Er war so schnell wie der eines Löwen, so rasant, daß die Füße des Zulus kaum den Boden zu berühren schienen. Mit der Geschwindigkeit eines geschleuderten Speers schoß er auf seinen Gegner zu, und dann, als er etwa zwölf Fuß von ihm entfernt war, der reglos stand und ihn nur anstarrte, bog er sich zusammen und schnellte sich in die Luft.

Oh! Was für ein Sprung das war! Er mußte ihn von einem Löwen gelernt haben, oder von einem Springbock. Er schnellte sich hoch empor, und ich erkannte jetzt die Absicht; er wollte über Rezus hohe Gestalt hinwegsetzen. Ja, und er tat es, mit einem guten Fuß Distanz, und während er über Rezu hinwegflog, schlug er mit seiner Axt zu, und sie traf Rezus Hinterkopf. Und dieser Schlag zeigte Wirkung, denn ich sah rotes Blut strömen, und Rezu stürzte zu Boden. Umslopogaas landete ein gutes Stück von ihm entfernt, lief auf Rezu zu und griff ihn erneut an. Rezu wollte sich aufstemmen, doch bevor er auf die Füße kam, fuhr die Axtlnkosikaas nieder und sank zwischen Hals und Schultern in den Körper. Doch die Kraft Rezus war so ungeheuer, daß er wieder auf die Füße kommen und wild um sich schlagen konnte, doch waren seine Bewegungen jetzt langsam, und wieder gelang es Umslopogaas, hinter ihn zu kommen und ihm seine Axt in den Rücken zu schlagen. Einmal, zweimal, dreimal schlug er zu, und der dritte Schlag schien das mächtige Rückgrat durchtrennt zu haben, denn Rezu fiel die Waffe aus der Hand, und er sackte zu Boden, wo er reglos liegenblieb.  - Henry Rider Haggard, Sie und Allan. München 1985 (zuerst ca. 1910)

Sprung (7)  

- Frédéric Fontenoy

Sprung (8)  Ich habe wieder und wieder versucht, jene einzigartige Ära des WP, des WOJENNOPLENNY, niederzuschreiben, und bin jedesmal schon am Anfang gescheitert, diesem Augenblick völligen Offenseins, da sich Vergangenheit und Zukunft statt bloßer Daseinsweisen physikalischer Zeit als geschichtliche Mächte zu offenbaren beginnen und ihre stetig fließende Grenze zur Bruchstelle solcher Abgrundhaftigkeit aufklafft, daß auch in das Ich ein Riß gesetzt wird und ein Prozeß anhebt, ihn zu bewältigen: Wandlung. Die Gegenwart wird dann phantastisch jäh zum Offensein nach überallhin, also auch in die Vergangenheit. Es ist der Augenblick des Sprungs, den man nicht anders schildern kann als durch das genaueste Vorher und Nachher, und dazwischen die Summe der Möglichkeiten, ohne die man kein Nachher begreift. - Diese Wandlung hat vielerlei Wesensformen; der Sprung (er kann auch ins Vergangene erfolgen) dauert Minuten bis Jahrzehnte, vielleicht bleibt er Manchem völlig erspart, ich beneide ihn nicht.    - Franz Fühmann, Unterricht und Erfahrung: Kaukasus und Salzburg. In: F. F., Den Katzenartigen wollten wir verbrennen. München 1988 (zuerst 1973)

Sprung (9)  Auf der Durchreise in Vitry-le-François bekam ich einen Mann zu sehen, den der Bischof von Soissons bei der Firmelung Germain getauft hatte und den alle Einwohner bis in sein zweiundzwanzigstes Jahr als ein Mädchen namens Marie gesehen und gekannt haben. Zur Zeit, als ich ihn sah, war er sehr bärtig und alt, und unverheiratet. Er sagte, seine männlichen Glieder seien bei der Anspannung eines Sprunges hervorgetreten: und geht noch ein Liedchen unter den dortigen Mädchen, in dem sie sich untereinander warnen, nicht allzu weit ausgreifende Schritte zu machen, auf daß sie nicht zu Burschen würden, wie Marie Germain. Ein so großes Wunder ist es nicht, daß sich dergleichen Begebenheiten häufig zutragen; denn wenn es die Einbildung in solchen Dingen vermag, ist sie so unablässig und so mächtig auf diesen Gegenstand versessen, daß sie, um nicht so oft auf einerlei Gedanken und Drangsal des Verlangens zurückzuverfallen, billiger wegkommt, wenn sie den Mädchen ein für allemal diesen männlichen Teil einverleibt.  - (mon)

Sprung (10)

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