prachspiel   In der Praxis des Gebrauchs der Sprache  ruft der eine Teil die Wörter, der andere handelt nach ihnen; im Unterricht der Sprache aber wird sich dieser Vorgang finden: Der Lernende benennt die Gegenstände. D. h. er spricht das Wort, wenn der Lehrer auf den Stein zeigt. — Ja, es wird sich hier die noch einfachere Übung finden: der Schüler spricht die Worte nach, die der Lehrer ihm vorsagt — beides sprachähnliche Vorgänge.

Wir können uns auch denken, daß der ganze Vorgang des Gebrauchs der Worte eines jener Spiele ist, mittels welcher Kinder ihre Muttersprache erlernen. Ich will diese Spiele »Sprachspiele« nennen, und von einer primitiven Sprache manchmal als einem Sprachspiel reden.

Und man könnte die Vorgänge des Benennens der Steine und des Nachsprechens des vorgesagten Wortes auch Sprachspiele nennen. Denke an manchen Gebrauch, der von Worten in Reigenspielen gemacht wird.

Ich werde auch das Ganze: der Sprache und der Tätigkeiten, mit denen sie verwoben ist, das »Sprachspiel« nennen.  - (wit)

Sprachspiel (2)  Die Dame nahm den Becher und leerte ihn auf ihrer Schwester Wohl. So hörten sie nicht auf zu trinken mit dem Träger in ihrer Mitten; dabei tanzten sie und lachten und sangen Lieder, Verse und Strophengedichte. Der Träger aber begann mit ihnen zu tändeln; er küßte, biß, streichelte, befühlte, betastete sie und trieb allerlei Kurzweil. Und die eine schob ihm einen Leckerbissen in den Mund, und die andere streichelte ihn; und diese schlug ihn auf die Wange, und jene warf Blumen nach ihm; und er war bei ihnen in der höchsten Wonne, wie wenn er im Paradiese bei den schwarzäugigen Jungfrauen säße. Das trieben sie so weiter, bis ihnen der Wein zu Kopfe stieg und ihnen die Sinne verdunkelte; und als die Trunkenheit über sie herrschte, stand die Pförtnerin auf und zog ihre Kleider aus, bis sie ganz nackt war. Und sie ließ ihr Haar um ihren Leib herabfallen wie einen Vorhang und warf sich in das Bassin und spielte im Wasser, tauchte wie eine Ente und prustete, nahm Wasser in ihren Mund und spritzte es über den Träger; dann wusch sie sich die Glieder und zwischen den Schenkeln. Nun sprang sie heraus aus dem Wasser und warf sich dem Träger auf den Schoß und sagte: ,O mein Herr, wie heißt dies?' indem sie auf ihren Schoß zeigte. Er antwortete: 'Deine rahim.' Doch sie rief: 'Wie? Schämst du dich nichts', und sie faßte ihn am Hals und schlug ihn. Dann sagte er: 'Deine fardsch'; und sie schlug ihn nochmals und rief: 'Pfui, pfui, wie häßlich! Schämst du dich noch nicht?' Er aber sagte: 'Deine kuss'; und sie rief: 'Wie? Schämst du dich nicht aus Ehrgefühl?', und sie stieß mit der Hand und schlug ihn. Da rief der Träger: 'Dein zunbûr'; jetzt aber fiel die älteste Dame mit Schlägen über ihn  her und rief: 'So darfst du nicht sagen!' Aber welchen Namen nur immer er nannte, sie schlugen ihn immer mehr, bis ihm der Hals anschwoll von all den Prügeln; und so machten sie ihn zum Ziel des Gelächters untereinander. Schließlich aber fragte er: 'Und wie heißt es bei euch;' Und die Dame erwiderte: ,Die Krauseminze des Kühnen!' Da rief der Träger: ' Allah sei Dank für die Rettung; gut, o Krauseminze des Kühnen!'

Dann ließen sie den Becher und die Schale kreisen, und die zweite der Damen stand auf, legte ihre Kleider ab, warf sich in das Bassin und tat, wie die erste getan hatte; und sie kam aus dem Wasser heraus und warf sich in des Trägers Schoß, wies auf ihr Gemächt und fragte: ,O Licht meiner Augen, wie heißt dies?' Er erwiderte: 'Deine fardsch'; und sie versetzte: 'Ist das nicht häßlich von dir', und sie schlug so, daß der Saal von dem Schlage widerhallte. Dabei rief sie: *Pfui, o pfui, schämst du dich denn nicht?' Er darauf: 'Die Krauseminze des Kühnen'; aber sie rief: ,Nein.' Und es setzte Prügel und Schläge auf seinen Nacken, während er rief: .Deine rahim! Deine kuss! Deine fardsch! Dein nudûl!' und die Mädchen immer antworteten: ,Nein, nein!' So wiederholte er: ,Die Krauseminze des Kühnen'; und alle drei lachten, bis sie auf den Rücken fielen, und sie schlugen ihn und sagten: ,Nein, so heißt es nicht.' Er aber rief: ,O meine Schwestern, wie heißt es denn?', und sie erwiderten: ,Der enthülste Sesam!' Darauf legte die Wirtschafterin ihre Kleider wieder an, und sie begannen von neuem zu trinken.  - (1001)

Sprachspiel (3)  Als die Dame entkleidet war, warf sie sich in das Bassin, tauchte unter, spielte und wusch sich. Der Träger blickte auf ihren nackten Leib; der war wie ein Stück des Mondes, und ihr Antlitz glich dem vollen Monde oder der aufgehenden Morgenröte. Und er blickte auf ihre Gestalt und ihren Busen und jene runden Backen, die da bebten; denn sie war nackt, wie der Herr sie geschaffen hatte. Und er rief: ,Ah! Ah!' und redete sie in Versen an:

Wenn ich deinen Leib mit einem grünen Zweige vergleiche,
Belade ich mich selbst mit Schuld und schwerem Vergehen;
Der Zweig ist am schönsten, wenn wir im Kleide ihn finden.
Du aber bist am schönsten, wenn wir dich nackend sehen.

Als nun die Dame die Verse hörte, stieg sie heraus aus dem Bassin, kam und setzte sich auf seinen Schoß und zeigte auf ihr Ding und sagte: ,O mein Herrchen, was ist das?' Er antwortete: ,Die Krauseminze des Kühnen'; da rief sie: ,Ach geh!' Er darauf: ,Der enthülste Sesam'; sie aber: ,O nein!' Dann sagte er: .Deine !' Nun schalt sie ihn: ,Pfui, pfui! Schämst du dich nicht?', und sie schlug ihn auf den Nacken. Und welchen Namen er immer nannte, sie schlug ihn und rief: ,Nein, nein!', bis er schließlich sagte: ,Ihr Schwestern, wie heißt es denn?' Und sie erwiderte: ,Die Herberge des Abu Mansûr!', worauf der Träger rief: ,Allah sei gepriesen für die sichere Rettung! Ha, die Herberge des Abu Mansûr!'  - (1001)

Sprachspiel (4)  Schließlich aber stand der Träger auf, zog seine Kleider aus, sprang in das Bassin, und sie sahen, wie er im Wasser schwamm; und er wusch sich unter dem bärtigen Kinn und unter den Armhöhlen, wie ja auch sie sich gewaschen hatten. Dann stieg er heraus und warf sich der ersten Dame in den Schoß, stützte die Arme auf den Schoß der Pförtnerin und legte seine Füße und Schenkel aut den Schoß der Wirtschafterin. Dann zeigte er auf sein Glied und sagte: *O meine Herrinnen, wie heißt dies?' Alle lachten über seine Worte, his sie auf den Rücken fielen, und eine sagte: *Dein zubb!' Aber er erwiderte: .Nein!' und biß zur Strafe eine jede. Dann sagten sie: 'Dein air!' Er aber rief: 'Nein! und umarmte eine nach der andern. - - «

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die Zehnte Nacht anbrach, sprach ihre Schwester Dinazâd: »Erzähle uns deine Geschichte zu Ende«; und sie antwortete: »Mit größter Freude. - Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Damen immerfort zu dem Träger sagten: ,Dein zubb! dein air! dein chazûk!', und dabei küßte und biß und umarmte er sie, bis sein Herz sich an ihnen Genüge getan hatte, und sie lachten alle miteinander. Schließlich sagten sie: ,O unser Bruder, wie heißt es denn?' Und er fragte: 'Wißt ihr nicht, wie es heißt?', und sie sagten: 'Nein!' Er antwortete: *Dies ist das Maultier, das durch alles dringt, dem die Krauseminze des Kühnen als Weide winkt, das den enthülsten Sesam als Nahrung verschlingt und in der Herberge des Abu Mansûr die Nacht verbringt.' Da lachten sie, bis sie auf den Rücken fielen. - (1001)

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