Sprachabschleifung   In dem Prozeß der Sprachabschleifung habe das Verb lieben die Endungen eingebüßt, so daß man allgemein sage: Ich lieb' dich. Genau aber dieses fehlende E lasse die Aussage banal erklingen, so daß das Gesagte mit dem, was man habe ausdrücken wollen, plötzlich nichts mehr gemein habe, weshalb man sich bemühe Ich liebe dich zu sagen, gerade aber durch das künstlich Angestrengte dieser Aussage erneut daran gehindert werde, das auszudrücken, was man ausdrücken wolle, so daß man nun endgültig beides verloren habe, die Rückkehr zumn altmodischen Ich liebe dich ebenso wie das umgangssprachliche Ich lieb' dich. Sei es aber erst einmal soweit gekommen, dann habe das auch einen Einfluß auf die Liebe selbst, denn die Sprache könne sich nicht einfach für sich verändern, ohne das zu beeinflussen, was sie ausdrücke, obwohl er eher noch zu einer anderen These tendiere, daß sich nämlich erst die Handlung verändere, das Gefühl verschwinde, und dann diese Veränderung die Sprache beeinflusse. Es sei schließlich bezeichnend, daß die Sprache eher kürzer werde als länger, daß Endungen verlorengingen, so daß sich der Weg schon abzeichne, von der Sprache zum Schweigen, von der Verwirrung zur Eindeutigkeit, von der Gefahr zur Isolation, von der Revolution zur Heimarbeit, in der man nur noch isoliert Drähte verlöte, um möglichst viele Menschen in den eigenen Tod mitzureißen.    - (rev)
 
 

 

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