Spötter

Spötter

IVAN TURGENEV: Ein Herr, der viel in Gesellschaft geht, Spötter, alles andere als gut, verdorben; ist Gott weiß wie zu einem Vermögen gelangt, nie um eine Antwort verlegen, verteufelt egoistisch, Lebemann, Epikureer, aber nur in bezug auf sich selbst; kümmert sich weder um seine Familie noch um seine Eltern - war früher ein sehr guter Tänzer, noch immer von eleganter Haltung, wird 84 Jahre alt und bewahrt sich seine Fähigkeiten bis ans Ende.

PAULINE VIARDOT: Dieser Herr ist bucklig - boshaft, maliziös, verschlagen - liebt mischief [Streiche] - hohnlächelt eher, als daß er lachte. Hat viele witzige Einfälle. Lebt von den Zinsen, ist möglicherweise liebenswürdig zu Frauen. Hat einen raffinierten Geschmack, ist sehr um seine Person besorgt - trägt gern blaue Anzüge mit Metallknöpfen - und immer tadellose Handschuhe. Er ist in der Gesellschaft ziemlich begehrt. - (turg)

Spötter (2) Ein gewisses Verhalten ist wegen seiner schädlichen Folgen ärgerlich: das jener, die zu jeder Zeit und über alles spotten. Abscheuliche Ungeheuer, vor denen alle eher fliehen als vor dem Tier des Äsop, das mit Huftritten den Hof machte und mit Bissen schmeichelte. Mit Spott und Witz begleiten sie die Unterhaltung; und das, was sie für ein Zeichen von Artigkeit halten, ist in Wahrheit Verachtung dessen, was die anderen sagen, und nicht nur nicht witzig, sondern abscheulich und peinlich. Was sie als Witz ausgeben, ist ausgesprochen ärgerlich für alle Beteiligten. Nach und nach treiben sie es soweit, bis sie einem Übles direkt ins Gesicht sagen. Für einen Witz beleidigen sie euch; es sind jene, die Cicero verabscheute, denn für ein gelungenes Wort opfern sie einen Freund oder verstimmen ihn; sie machen sich einen Namen als Witzbold und verlieren den Ruf, klug zu sein. Die Freude am Witz vergeht, und die Qual der Reue bleibt; sie beweinen, womit sie andere zum Lachen brachten. Sie lassen sich weder durch besondere Freundlichkeit noch durch besondere Verbindlichkeit umstimmen, und es ist bemerkenswert, daß sie nie mit dem Lob, sondern nur mit der Satire schnell bei der Hand sind: Sie haben einen verqueren Geist.   - (welt)

Spötter (3)  Voltaire, dessen Werke mehrheitlich trotz des päpstlichen Wohlwollens auf den Index der verbotenen Bücher wanderten, auch die Aufführung des Mahomet wurde in Rom schließlich untersagt, wandte sich 1757 noch einmal an Benedikt und bat um Reliquien für seine Schloßkirche in Fernay. Der Bischof von Annecy wollte nämlich dem berüchtigten Schloßherrn nicht gestatten, in seiner Kirche Messen lesen zu lassen. Benedikt zeigte sich abermals aufmerksam und übersandte Voltaire ein härenes Hemd seines »Namenspatrons«, des hl. Franz von Assisi. Damit war dem zänkischen Bischof das Pulver naß gemacht. In der Privatkirche des großen Spötters, der am 30. Mai 1778 in Paris starb, wurden tatsächlich Messen gefeiert.  - Albert Christian Sellner, Immerwährender Päpstekalender. Frankfurt am Main 2006 (Die Andere Bibliothek 260)

Spott

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