pitzbart

 - N.N.

Spitzbart ⁽²⁾ Als wir ins British Museum kamen, wurde gerade die verrußte Rokoko-Täfelung an der hohen Decke ausgebessert. Mitten auf dem Boden hatte man ein leichtes Gerüst errichtet, auf dessen oberer Plattform zwei Männer emsig bei der Arbeit waren.

Doch befand sich in diesem Raum auch eine junge Frau; ein auf ungewöhnliche Weise attraktives Wesen, groß und ziemlich blaß, eine sonderbare, unterkühlte Gestalt, die dort von einem Bild zum anderen ging. Ezra wurde sofort auf sie aufmerksam. Mit einemmal gab es für ihn nichts anderes mehr in diesem Raum - in dem sich außer ihr, den Arbeitern und mir selbst niemand aufhielt. Er warf sich in Pose, stützte sich, breitbeinig nach hinten gelehnt, auf seinen Stock (hatte er einen Stock? vielleicht nicht), reckte seinen Spitzbart vor und starrte sie unverwandt an. Sie bekam das natürlich mit und begann nun ihrerseits Schenkel und Becken auf eine Art zu bewegen, die keinen Zweifel daran ließ, daß ihr vollkommen bewußt war, was sich da abspielte. Den Kopf hielt sie abgewandt, doch war sie ganz offensichtlich sehr bewegt und beeindruckt.

Jetzt ließ sich von der Decke ein Kichern hören. Ich blieb im Hintergrund und fragte mich, was nun wohl geschehen würde. Ezra trat ein paar Schritte zurück, richtete seinen Blick von der jungen Frau nach oben zu den Arbeitern und starrte sie so lange an, bis ihre Belustigung sich gelegt hatte. Unterdessen war aber die Frau verschwunden.  - (wcwa)