Sperlingsnacht  Furchtbare Nächte gibt es: mit Donner, Blitzen, Regen und Wind; das Volk nennt sie Sperlingsnächte, weil ihr Unwetter die Sperlinge aus den Nestern scheucht. Solch eine Sperlingsnacht gab es auch in meinem persönlichen Leben.

Ich wache nach Mitternacht auf und springe jählings aus dem Bett. Mir will scheinen, ich müßte sogleich sterben. Doch warum glaube ich das? Kein Gefühl, keine Empfindung in meinem Körper weist auf ein schnelles Ende hin, meine Seele jedoch wird von einem solchen Grauen bedrückt, als hatte ich plötzlich den gigantischen drohenden Widerschein einer Feuersbrunst erblickt.

Ich zünde hastig Licht an, trinke Wasser direkt aus der Flasche und eile zum offenen Fenster. Das Wetter ist prachtvoll. Es riecht nach Heu und nach noch etwas sehr Gutem. Ich sehe die scharfen Spitzen des Palisadenzaumes, die verschlafenen mageren Bäumchen vor dem Fenster, den Weg, die dunkle Fläche des Waldes; am Himmel leuchtet ein ruhiger, sehr heller Mond, es ist kein Wölkchen zu sehen. Stille herrscht rings, es regt sich kein Blatt. Und mir ist, daß alles mich anblickt und alles aufmerksam zuhört, wie ich sterben werde.   - Anton Tschechow, Eine langweilige Geschichte. Nach (tsch)

 

Nacht

 

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