peckjäger
In Wien, Quellengasse 87, gab es vor dem
Kriege eine internationale Kundenpenne. Der Musikautomat spielte den ganzen
Tag irgend einen Wiener Gassenhauer. Man sah verzerrte, verschlagene Gesichter. Die Mathilden und Walzbrüder schmorten den schlechten Scheger und blinzelten
schüchtern nach einem Tisch, wo der schöne Leo, mit einem Hurf laut gestikulierend,
mächtigen Kohl verzapfte. Der schöne Leo war der berühmteste Speckjäger
in dem Kegel. Er war einst ein Galack in einem schlesischen Kaff. Er war
der Schrecken der Geschmierten. Wenn ein Mitglied seiner Gemeinde sich
von ihm nicht rupfen ließ, machte er es am Sonntag von der Kanzel schlecht.
Jede Starabella mußte sich ihm hingeben, sonst war er imstande, sie vor
der ganzen Gemeinde, ja selbst vor ihrem Ehegatten zu verprügeln.
Man nannte ihn den schwarzen Blaubart des Dorfes. Als der Beschwerden bei
seiner kirchlichen Behörde zu viel wurden, saugte
er die Gemeindekasse ab und verduftete. Er wurde
Dariser. Er hat mit falschen Legitimationspapieren sich durch die ganze
Welt durchgefochten. Er war aber trotz allem zum Geistlichen prädestiniert,
und es zog ihn immer wieder zurück zur Kirche. Er wurde Mitglied von allerlei
religiösen Sekten. In der Heilsarmee brachte
er es sogar bis um Offizier. Er trat in verschiedenen Städten als Methodistenprediger
auf. Als Baptist gelang es ihm, sich bei Rockefeller, dem Petroleumkönig,
einzuschmeicheln, bei dem er dann unter dem Namen Henry Maurer einen Einbruchsdiebstahl
verübte. - (
szi
)