Spaßsucht, feudale   Einsmals nahm ich, wie man zu sagen pfleget, meinen saccum per paküm & riakum, damit wanderte ich zum Tempel hinaus und in der Welt so lange herum, bis ich endlich über dem Gebirg zu einem Edelhof geriet, darinnen ein überaus Kurzweiliger vom Adel sich aufgehalten. Man wies mir den Weg bis vors Tor, weil er den Einwohnern des Dorfes öfters befohlen, alle Fremde, die etwan diese Straße vorbeireisen, hineinzuweisen) indem er aus fremder Leute Conversation eine sonderliche Ergötzlichkeit geschöpfet. Als ich an das Tor kam, mußte ich wider meine sonst angeborne Gewohnheit heftig lachen und mich über allerlei lächerliche Sachen höchst verwundern, die er allda an dem Tor hatte annageln und an der Schloßmauer abmalen lassen. Nebenst einem Schweinskopf waren zwei große rote Strümpfe angeheftet, und auf der Seite hing ein Katzenkopf mit einer Tabakspfeife, samt noch viel ändern ungereimten Dingen. Ober dem Tor stunden nächst einem Turm etliche von Holz geschnitzte Fechter, und wenn sich nur das geringste Lüftlein erhebte, so schlugen sie mit ihren Dusacken einander auf die Köpfe, daß es klatschte. Die Gemälde, weil sie in großer Anzahl allhier anzutreffen waren, konnte ich unmöglich alle im Vorbeigehen betrachten, und mir als einem Geistlichen stund nicht wohl an, mich in Ansehung solcher Narrenspossen lange zu verweilen. - Johann Beer, Die teutschen Winter-Nächte & kurzweiligen Sommer-Täge. Frankfurt am Main 1985 (zuerst 1682/83, Herausgeber Richard Alewyn)

Spaß haben wollen Feudalismus Sucht


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